Wir haben so gut geschlafen in der ruhigen Pension, dass wir erst um neun Uhr aufgewacht sind. Dies stresste uns nun gar nicht, wir sind jetzt auf dem Hauptweg und es gibt alle paar Kilometer genügend Unterkunftsmöglichkeiten. Beim Blick aus dem Fenster sahen wir gegenüber angeschrieben: Desayuno. Schnell packen und nix wie hin!
Nach dem ausgiebigen Frühstück lief es fast von alleine. Der Himmel war ziemlich bewölkt und die Temperatur auf angenehmen acht Grad, der Wind hatte sich gelegt.
Wir fanden: erstens sind wir langsam, zweitens heute spät dran, jetzt werden wir bestimmt nicht überholt. Da können wir auch im Vorbeigehen einen Besuch in der Kirche machen, wenn sie offen ist. Ganz langsam und vorsichtig öffnete ich die Tür. Wir sind darauf bedacht nicht zu stören, wenn irgend ein Anlass ist. Vier Frauen waren bei den vordersten Bänken, eine eben am gehen. Sie kam den Mittelgang nach hinten und winkte uns herein. 'Kommt Peregrinos, kommt herein. Dort drüben am Tisch könnt ihr stempeln. Woher seid ihr? Was aus der Schweiz?' Dann fasste sie mich am Arm und fragte ganz besorgt: 'wie geht es deinen Füssen? Sind sie gut?' Oh si, muy bien, bestätigte ich. Beruhigt tätschelte sie meinen Arm und wünschte uns 'buen camino'. Wir konnten bereits den ersten Stempel des Tages fassen. Danach drehten wir uns um und betrachteten lange die Szene im Seitenschiff. Da war auf ca. zehn Meter Länge eine Krippenlandschaft aufgebaut. Das war so schön und liebevoll gestaltet, dass es einem automatisch ein Lächeln ins Gesicht zauberte.
Gut gelaunt machten wir uns endgültig auf die heutige Etappe. Wir waren gespannt auf die Unterschiede zu unserem bisherigen Weg. Bald merkten wir: es hat immer wieder grosszügige Pique-nique Plätze oder sonstige Sitzgelegenheiten. Abfalltonnen stehen entlang des Weges, sogar im Wald, nicht nur bei den Bänken. Und es hat tatsächlich etliche andere Pilger unterwegs. Wir wurden überholt und wir überholten. Wenn die einen Pause machen überholen die anderen und umgekehrt.
Kurz vor zwölf erreichten wir die Bar die in unserem Buch erwähnt ist. Dort bestellten wir Kaffee und 'Schokogipfel' und weil das noch nicht genug war gleich nochmal Kaffe, diesmal mit Tarta Santiago. Mhhh, lecker.
Danach marschierten wir etwas schneller und bewältigten bis um fünfzehn Uhr einige Kilometer. Auf einer Hügelkuppe hatte es Restaurants und eine Herberge. Wir entschieden uns für's Restaurant und bestellten mitten im Nachmittag Spaghetti. Diese Futterpause gab uns genug Energie doch noch so weit zu laufen wie ursprünglich geplant.
Einige der heute getroffenen Pilger tun mir leid, da kann man wirklich nur mitleidig fragen: wie geht es deinen Füssen?
Wir schauen immer wieder erstaunt die stetig abnehmende Zahl auf den Markierungssteinen an. Ist es wirklich nur noch so wenig. Stimmen diese Angaben?
Für morgen ist der Wetterbericht sehr schlecht. Wenn es wirklich so arg ist, bleiben wir noch einen Tag in dieser gemütlichen Pension. Wir haben sogar eine Küche zur Verfügung.
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