Montag, 30. September 2013

65. Tag, Sonntag 29.9.13

Thiviers - Sorges, 18 km
In der Nacht rauschte nochmal ein Gewitter über uns hinweg. Am Morgen war es noch bewölkt, es sah nicht nach baldigem Regen aus.
Wir starteten die heutige Wanderung eine Stunde später als normal. Was soll man anziehen war die Frage. Lange Ärmel oder kurz, lange Hose oder kurz? Wir starteten lang, mussten das aber bald ändern. Vom nächtlichen Regen war die Luftfeuchtigkeit gross, man fühlte sich wie in den Tropen. Am Wegrand stossen wir nun immer häufiger auf Feigenbäume. Jetzt ist die Zeit der reifen Feigen! Da die Früchte offensichtlich nicht geerntet werden sorge ich dafür, dass nicht alle verderben. Mmmmhh!
Der Weg war abwechslungsreich, die Landschaft sehr schön. Wir sind im Pėrigord einem Departement mit vier 'Zonen': der grüne Norden mit den grünen Wäldern und Feldern, ideal für die Viehhaltung, der weissen Mitte des Kalksteinplateaus, dem Pėrigord noir mit seinen dunkelgrauen Felsen und dem häufigen Trüffelvorkommen und dem Perigord pourpre (purpurrot) der Weinregion. Wir sind am überprüfen dieser Angaben ...

Am Nachmittag marschierten wir wieder einige km auf der Route Napoleon. Dann wieder wunderschöne Wanderwege im Zickzack durch Wiesen und Wälder. Im Laufe des Nachmittags wurden die grauen Wolken am Himmel immer dichter und bedrohlicher. Von weitem sahen wir die Regenfront. Reicht es bis ins Ziel oder werden wir nass? Wir steigerten das Tempo, die Häuser von Sorges waren schon recht nah als die ersten Tropfen fielen. Am Ortseingang hatte es eine Bushaltestelle mit Wartehäuschen (dies ist eher eine Ausnahme) dorthin retteten wir uns. Es wären nur noch 200 M bis zur Refuge. Wir mochten wirklich nicht noch den Regenschutz montieren. So warteten wir etwa eine halbe Stunde. Als der Regen etwas nachliess machten wir die restlichen Meter bis zur Refuge ohne 'Fledermaus'. Dominique, der Hospitaliėro, begrüsste uns und wollte gleich zuerst das Administrative erledigen. Zuerst musste er aber noch Administratives mit einer Dame von der Pilgerorganisation erledigen. Wir warteten. Sie mussten noch einiges diskutieren. Dann hatte er Zeit für uns ..... bis eine andere Dame etwas abholen musste. Wir warteten. Wir waren müde, verschwitzt, verregnet, durstig, wir warteten. Offensichtlich redet er gern. Nach einer halben Stunde suchte ich auf eigene Faust die Toilette. Ich kam zurück, immer noch Diskussionen. Ich schulterte meinen Rucksack .... keine Reaktion ... nach einigen Minuten fragte ich: sind die Betten oben? Nun durften wir uns 'installieren' und duschen. Nachtessen kochte Domonique sehr gut. Er erzählte sehr viel, für mich nach wie vor sehr anstrengend, vor allem in diesem Thempo. Ich bekam einen sehr müden Kopf und mochte nicht mal mehr den Blogeintrag schreiben.

Samstag, 28. September 2013

64. Tag, Samstag, 28.9.13

La Coquille - Thiviers, 18 km
Wir starteten heute morgen in einen trüben, grauen Tag. Es war Regen angesagt. Unsere Hospitaliere meinte: ihr habt ja nur 18 km, villeicht wartet der Regen bis ihr am Ziel seid.

Heute - Samstag - Jagdsaison! Logisch, wir stiessen auf Jäger, respektive ihre Hunde stiessen auf uns. Plötzlich waren wir von fünf Jagdhunden umzingelt! Der Besitzer rief und pfiff, aber die Hundeli wollten die komischen, buckligen Zweibeiner begrüssen. Einer musste mir sogar die verschwitzten Waden lecken. Zum Glück habe ich keine Angst vor Hunden. Bald merkten die fünf, dass wir nicht interessant sind, sie rannten zurück.
Bald danach mussten wir die Regenkleider hervorzerren. Es regnete nur leicht, zuviel um ohne Schutz zu laufen, zuwenig um es als Regen zu bezeichnen. Bis zum Mittag dauerte dieses nässen. Immer so an der Grenze: sollen wir den Regenschutz ausziehen oder doch nicht? Unter einer grossen Eiche fanden wir einen trockenen Platz für unseren Mittagslunch. Danach konnten wir die Regensachen verstauen, denn die Sonne kam wieder zum Vorschein.
Am Nachmittag stiessen wir auf die Route Napoleon und marschierten auf ihr einige Kilometer. Napoleon liess einst schnurgerade Heerstrassen anlegen, damit er möglichst schnell seine Truppen verschieben konnte.
Am frühen Nachmittag trafen wir in Thiviers ein und fanden auch bald den Campingplatz. Wie schon bald gewohnt, sind wir am Samstag auf einem Camping und das Wetter schlägt um. Heute wurden wir in einem Bungalow einquartiert den wir für uns allein haben. Während dem Nachtessen zog ein Gewitter auf, es begann heftig zu regnen. Wir wissen jetzt auch weshalb über dem Tisch ein Plastikkanister unter dem Dachbalken hängt: das Dach ist nicht dicht. Bei einer anderen Stelle stellten wir einen Eimer unter, hoffentlich bleibt es bei diesen beiden Tropfstellen.

Freitag, 27. September 2013

63. Tag, Freitag 27.9.13

Le Cars - La Coquille, 25 km
Nach einem guten Frühstück verliessen wir Le Cars, querten die Route Richard Löwenherz und stiegen langsam bergauf. Nach einer Stunde hatten wir den ersten Bergpreis gewonnen. Nach einem kleinen flachen Stück ging es erst bergab und dann wieder bergauf. So ging es den ganzen Tag. Der Weg führte mal über kleine Teersträsschen, mal auf Wiesenwegen, oft auf verschlungenen Waldpfaden. Es war eine Etappe nach meinem Geschmack. Auf den Waldpfaden kam man sich vor wie in einem grünen Tunnel. Hauptsächlich Kastanienbäume, manchmal Birken oder Haselsträucher.
Sogar das Wetter spielte mit: Sonnenschein und etwas Wind. Mittagslunch gab es unter einer Birke am Ufer eines Weihers. Am späteren Nachmittag wurde es schwülwarm und zunehmend Gewitterhaft. Unser Tagespensum war heute etwas grösser als üblich, deshalb mussten wir unsere Kräfte gut einteilen und auch Pausen machen. Das Tagesziel erreichten wir um halb sechs. In der Pilgerherberge wurden wir schon erwartet und mit Most und Kuchen willkommen geheissen. Unsere Hospitaliere war so liebenswürdig und hat uns die nächsten Übernachtungen gebucht. Fürs Wochenende haben wir diesbezüglich also bereits ausgesorgt.

Donnerstag, 26. September 2013

62. Tag, Donnerstag, 26.9.13

Aixe s. Vienne - Le Cars. 19km
Heute morgen verliessen wir fluchtartig diese schimmlige, vergammelte Bruchbude! Hotel/Restaurant ..... haha. Unser Wirt (hatte Ähnlichkeit mit Dany de Vito) war ein Halsabschneider und faul obendrein. Wir konnten nur noch staunen. Er wusste wie viele Pilger bei ihm übernachteten und auch Frühstück bestellt hatten (zudem wollte er wissen wann man Frühstück wollte), trotzdem war nichts bereit. Er sass am Tresen, schlürfte seinen Kaffee und biss nochmal in sein Croissant bevor er sich bequemte uns einen Tisch zuzuweisen. Einfach setzen mochten wir uns nicht weil die Tische entweder für das Mittagsmenue gedeckt oder vom letzten Gebrauch noch schmutzig waren. Dann musste er unser Frühstücksgeschirr zusammensuchen, die Messer kontrollierte er neben unserem Tisch auf Sauberkeit und tauschte sie geflissentlich aus. Die Konfitüre holte er vom Nebentisch die waren ja schliesslich fertig mit essen..... und so weiter. Heiner hat gesagt: man soll immer noch etwas Positives sagen .... : auf dem Nachttisch im Zimmer hatte es eine wunderschöne Lampe, bloss nirgends eine Steckdose um diese Leuchte in Betrieb zu nehmen.

Während der ganzen heutigen Etappe mussten wir Vergangenheitsbewältigung machen ;-)
Zum marschieren war es eine schöne Strecke, in einem kleinen Tal am Bach entlang, später durch Wald. Es war bewölkt bis bedeckt und schwülwarm.
Vor einem Bauernhof scheuten wir drei Fasane auf. Schnell musste ich den Knipsapparat starten. Inzwischen rannten die schönen bunten Vögel an den oberen Feldrand, Zoom einschalten und knipsen! Jupiii, sie sind im Kasten!

Nach dem Mittagslunch mussten wir auf der Strasse marschieren. Inzwischen kam die Sonne zum Vorschein und heizte uns mächtig ein. Um zwei Uhr trafen wir in Flavignac ein, Etappenhalt vieler Pilger. Wir zwei machten bloss eine ausgiebige Rast. Die nächste im Guide vorgeschlagene Etappe wäre 29 km. Davon machten wir heute noch vier, so sind es morgen 25 km.
Nach der Trink- und Glacepause fanden wir die restlichen Kilometer auf der Strasse nicht so toll und waren deshalb froh in Le Cars einzutreffen. Als wir ratlos an der Strasse standen, hielt ein Bauarbeiter sein Fahrzeug mitten auf der Kreuzung an und fragte was wir suchen. Er wies uns den Weg zum Restaurant, wollte noch wissen ob wir nach Compostelle gehen und wünschte 'bonne Courage'.
Froh unsere schweissnassen Sachen ausziehen zu können, steuerten wir ins Hotel.
Einmal mehr ein Zimmer in einem kleinen Hotel / Restaurant. Gleiche Anzahl Zimmer, gleicher Preis ..... eine ganz andere Leistung! Ausstattung der Zimmer alt aber sauber. Zum Abendessen wurde uns ein Salat-/Fleischteller gerichtet obwohl das Restaurant geschlossen war. Uns geht es wieder gut.

Mittwoch, 25. September 2013

61. Tag, Mittwoch, 25.9.13

Limoges - Aixe sur Vienne, 12km
Den Weg aus der Stadt zu finden war gar nicht so einfach. Unser Hotel lag nicht an der Route und wir bogen zu früh ab. Als wir die Bahnlinie erreichten, merkten wir: das kann nicht stimmen. Also, wie schon öfter .... zurück auf Feld zwei. Beim zweiten Anlauf klappte es. Dann ging es über Kilometer durch Vororte. Kein Restaurant, Bar oder andere Einrichtung mit einer Toilette. Bei einem der vornehmen Häuser zu diesem Zweck klingeln traute ich mich nicht. Endlich ein Einkaufszenter mit der entsprechenden Lösungsmöglichkeit.

Nach einem Ruhetag dauert es immer etwas bis man wieder den gewohnten Rythmus hat. Mittlerweile kennen und akzeptieren wir das. Wenn es geht machen wir dann eine kleine Etappe.
Heute war der Himmel nicht so wolkenlos blau wie gestern. Trotzdem kletterte das Thermometer auf 27 Grad. Wir erreichten den Zielort Nachmittags um drei. Zuerst steuerten wir das Tourist Office an um die Übernachtung für morgen reservieren zu lassen. Bei der Gelegenheit konnten wir auch gleich den Stempel fassen. Die Übernachtungsmöglichkeit heute: nicht genau hinsehen, es ist ein Bett.

Dienstag, 24. September 2013

59./60. Tag, Montag/Dienstag 23./24.9.13

Limoges. Viele Kilometer kreuz und quer durch die Stadt.
Am Montagmorgen mussten wir um halb neun draussen sein.
Die Kathedrale nebenan wurde erst um neun geöffnet. In der Zwischenzeit verschafften wir uns einen Überblick vom Park hinter der Kathedrale. Im Morgenlicht war das sooo schön und liess uns staunen. In der Kathedrale staunten wir gleich nochmal. Wir waren so klein in dem riesigen Bauwerk trotz der grossen Rucksäcke. Wegen unserer Habe auf dem Rücken wurden wir sofort als Pilger erkannt. Wir mussten in einen Nebenraum und bekamen dort den ersten Stempel in die neuen Pilgerpässe.
Die Pilerpässe von der Schweiz waren bis hierher voll geworden, bei den Schwestern konnten wir neue beziehen.

Das nächste Ziel war das Tourist Office. Wir brauchten ein bezahlbares Zimmer für weitere zwei Nächte in dieser Stadt. Pilgerunterkünfte sind normalerweise nur für eine Nacht.
Im Office wurde uns ein Zimmer in einem Budget-Hotel vermittelt. Wir konnten gleich hingehen und unser Gepäck deponieren. So erleichtert starteten wir unsere erste Besichtigungstour. Erstes Ziel: das Meerwasser-Aquarium. Es ist nicht sehr gross und eher auf Schulen ausgerichtet aber trotzdem einen Besuch wert.
Am Nachmittag konnten wir im Hotel unser Zimmer beziehen und dringend notwendige Kleiderwäsche machen.
Gegen Abend machten wir nochmal einen kleinen Stadtbummel, kauften uns in einer Bäckerei Croque Monsieur (eine Art warme Käseschnitte) und die obligaten Eclaire und setzten uns mit dieser Mahlzeit in einen Park. Es hatte um neunzehn Uhr immer noch 24° und war sehr angenehm zum draussen sitzen.

Heute morgen schliefen wir bis um halb neun. Das hat gut getan. Nach dem Frühstück gings wieder los in die Stadt. Zuerst einen Coiffure suchen der heute Zeit hat. Frau braucht dringend Erleichterung auf dem Dach. Wir fanden einen gutaussehenden Einfraubetrieb. Am Nachmittag hatte sie noch etwas frei. Dazwischen war genügend Zeit ins Porzellanmuseum zu gehen. Limoges-Pozellan hat eine lange Tradition. Auch ohne genügend Sprachkenntnis war die Besichtigung sehr Interessant und Aufschlussreich. So einen riesigen begehbaren Brennofen habe ich noch nie gesehen.
Auf dem Rückweg in die Altstadt stiessen wir doch tatsächlich auf die Rue Henry Martin! Das mussten wir natürlich Bildlich festhalten. 'Mann' lief danach ganz beschwingt bergauf. Eine eigene Strasse in so einer grossen Stadt.
Nach dem Mittagessen stand mein Coiffurebesuch an. Mittels meiner Handybilder machte ich klar was ich wollte. Die Dame warf einen kurzen Blick darauf und dann legte sie los! Schnippschnippschnipp ...... war das ein Tempo mit der Schere. Die hatte es drauf, Madame beherrscht ihr Metier absolut! Das Resultat war 1a!

Danach wollten wir den 'grünen Pavillon' besichtigen. Wir vermuteten ein Tropenhaus oder etwas in der Richtung. Es hatte innen nur leere weisse Stellwände, eine Ausstellung fertig, die neue noch nicht da. Also zurück ins Hotel, die restliche Wäsche waschen, einpacken und ab in den Park - Wäsche trocknen. An der Sonne trockneten sogar die Wandersocken und daneben konnte ich den Text für den Blog verfassen und Heiner den weiteren Wegverlauf studieren.

Montag, 23. September 2013

58. Tag, St.Leonard - Limoges 22 km

WIR HABEN UNSER ZWEITES GROSSES ETAPPENZIEL ERREICHT! LIMOGES. Nach 900 km gönnen wir uns zwei Ruhetage.

Wir wurden sehr gut betreut von Evelyne. Sie interessierte sich für unseren weiteren Weg, informierte uns über Unterkunftsmöglichkeiten und beriet uns wegen den folgenden Etappenlängen. Wir haben uns entschlossen weiter auf der Via Lemovicensis zu bleiben. Wir wechseln wahrscheinlich erst kurz vor der Grenze auf den Küstenweg.

Nach dem Abschied von Evelyne besichtigten wir die Kirche von St.Leonard.
Danach führte der Weg abwärts ins Tal und unter einem langen, gebogenen Eisenbahnviadukt durch. Danach überquerten wir die Vienne über eine alte Brücke. Auf der anderen Seite ging es wieder hoch nach Chigot. Unterwegs trafen wir mehrmals auf Jäger. Da stellte schon sich ein mulmiges Gefühl ein .....
Die Wegstrecke ging abwechslungsreich auf und ab, bis kurz vor Limoges auch angenehm zu gehen. Noch vor dem Mittag konnten wir die Hosenbeine demontieren. Und ohhh Schreck: ich hatte einen blinden Passagier an Bord! Zum zweiten Mal (die erste war noch im Elsass) musste ich eine Zecke entfernen. Viel Blut hatte die noch nicht abzapfen können, es ging recht leicht.
Vom Vorort Feytiat mussten wir ein ganzes Stück entlang der vielbefahrenen D 979 marschieren. Gehsteig hatte es nur in Feytiat, danach müssen die Fussgänger auf dem Grasstreifen gehen. Dieser Abschnitt ist nicht so toll, im französischen Führer steht sogar man soll den Bus nehmen. Wir fanden: auch die weniger schönen Abschnitte gehören zu unserem Weg. Zudem hätten wir lange auf den Bus warten müssen .... es war ja Sonntag.
Durch weitläufige Aussenquartiere ging es immer näher zur Altstadt. Unser Bett war bei den Soeurs Saint-Francoise d'Assise reserviert. Direkt neben der Kathedrale. Vorerst galt es den Weg dorthin zu finden. Von weitem sah man die Kathedrale gut, zwischen den hohen Häusern gar nicht mehr. Unser Guide war keine grosse Hilfe mehr, einen Moment standen wir ratlos an einer kleinen Kreuzung. Zwei Afrikaner riefen über die Strasse und zeigten die Richtung. "Pont St. Etienne".
Sie kamen zu uns und wollten wissen woher und wohin. Sie staunten, dass wir schon 900 km gemacht haben und noch weiter laufen wollen. Die spinnen, die Schweizer!

Die Brücke St. Etienne ist eines der ältesten noch erhaltenen Bauwerke an der Via Lemovicensis. Zum gleich Fotografieren hatte es mir zu viele Leute, ich muss da morgen oder übermorgen nochmal hin.
Nach der Brücke mussten wir durch eine steile, gepflästerte Gasse hinauf. Schnaufend und schwitzend erreichten wir den Platz vor der Kathedrale. Die Unterkunft mussten wir nicht lange suchen und durften dort ein Zweierzimmer im dritten Stock beziehen. Die enge Wendeltreppe war mit den Rucksäcken eine Herausforderung.

Zum Nachtessen gingen wir aus. Schliesslich hatten wir wieder einen Etappensieg zu feiern! Sonntag ...... ! Alles geschlossen! Wir suchten und suchten ..... als hätten wir nicht schon genügend Kilometer in den Beinen. Kebab ... wollte Heiner nicht. Chinesisch .... wollte Heiner nicht. Big Mc. .....wollte Heiner nicht. Einige Minuten später sah ich auf der gegenüberliegenden Strassenseite ein Marokkanisches Lokal. Bevor mein Angtrauter irgendwelche Einwände anbringen konnte steuerte ich in das Lokal. 'Ich habe Hunger und hier essen wir jetzt'! Und wie gut haben wir gegessen .... und getrunken. Der Heimweg dauerte ein bisschen, was auch gut war, so konnten wir gleich einen Verdauungsspaziergang machen. Und Heiners Bedenken wegen der Glocken von der Kathedrale (unser Fenster war in direkter Schusslinie) waren vergebens: die Glocken werden Nachts abgestellt.

Samstag, 21. September 2013

57. Tag, Ssmstag, 21.9.13

Les Billanges - St. Lėonard-de-Noblat, 20 km,
Die Unterkunft gestern Abend war grenzwertig. Gekocht hat Madame gut, ein zweigängiges vegetarisches Menue: Spaghetti mit Ratatouille, Vanilleglace mit einigen Büchsenfrüchten. Duschen und WC Benützung über den Hof in der Scheune. Nachts durften wir die Toilette im Haus benutzen. Dusche ohne Vorhang und ohne Ablagefläche. WC ohne Handtuch / Abtrochnungsmöglichkeit beim Lavabo. Das Bett als Liegefläche brauchbar, das Laken und der Kissenbezug letzten Monat gewechselt. Es ist absolut in Ordnung wenn Pilger in ihrem eigenen Schlafsack schlafen müssen und das eigene Badetuch benutzen müssen. Bloss der Preis sollte dann auch Pilgerfreundlich sein.
Um sechs wurden wir vom poltern der andern Pilger geweckt. Die wollten im Dunkeln loslaufen.
Das Frühstück wurde uns schon am Vorabend bereitgestellt, Madame mochte nicht so früh aufstehen.

Wir machten uns um acht Uhr auf den Weg. Es war noch neblig aber man spürte die Sonne schon. Jupiiii, heute wird es ein schöner Tag!
Unsere Wanderung wurde immer wieder von Fotostopps unterbrochen. So viele schöne Motive! Dieses Licht, diese Nebelschwaden über dem Fluss, dieses Spinnennetz mit Morgentau ..... etc.
Obwohl uns noch die Füsse schmerzten von den gestrigen Strapazen genossen wir die Wanderung. Landschaftlich ähnlich wie im Emmental: Hügel, Täler, saftige Wiesen. Der höchste Punkt heute: 420 m.ü.M. - Gestern war es auf 670 m.ü.M. - So sieht man auf den ersten Blick: nicht mehr so anstrengend. Trotzdem kamen wir zum Schwitzen.
Beim abwärtsgehen auf einem sonnigen Wiesenpfad huschte eine grössere Eidechse vor meinen Füssen davon. Der lange Schwanz erinnerte mich an die Bewegungen einer Schlange. Meine Familie weiss, dass schon der Gedanke an eine Schlange, bei mir einen Schweissausbruch verursacht. Blöderweise habe ich zu Heiner hinter mir gesagt: da ist eine Eidechse davongehuscht, das hat fast wie eine Schlange ausgesehen. Zehn Schritte später langte er mit dem Wanderstock zwischen meine Beine und sagte: das ist auch eine Schlange. Ich habe vor Schreck dermassen laut geschrieen, dass es durchs ganze Tal hallte und auf der gegenüberliegenden Bergseite hörbar war. Irgendwann ist Rache süss!

Um halb fünf trafen wir in St. Leonard ein. Unser Pilgerquartier war für uns schon bereit. Zwei Zimmer, Kochnische, Dusche (mit Frottėwäsche für uns) und WC in der selben Wohnung.

Beim Bummel durch den Ort fanden wir unzählige Chocolatier - Confiserieen. Offenbar haben sie hier Pralinėe, Nougat und Marzipantradition. Frau blieb an jedem Schaufenster mit der Nase kleben. Achhh, ohhhh, mhhhh. Leider nicht Rucksacktauglich. Fazit: kaufen und sofort essen!

Freitag, 20. September 2013

56. Tag, Freitag, 20.9.13

Bėnėvent- l'Abbay - Les Billanges, 28 km
Der erste Blick aus dem Fenster heute morgen liess keine Freude aufkommen. Regen! Haben die bei Meteo France gewürfelt? Bewölkung wurde uns versprochen, geliefert wurde vorerst Regen. Nach dem Frühstück nieselte es nur noch. Wir montierten Regenhosen und Jacken, die Pellerine liessen wir im Rucksack. Ives rüstete uns mit Kartenkopieen eines Alternativweges aus. Das sei nur 24 km lang und so können wir bei Francoise übernachten, die spreche gut deutsch.
Also mussten wir heute auf die rot-weisse Wegmarkierung des GR 654 achten. Nach einer Stunde konnten wir die Jacken und Regenhosen ausziehen. Nach einer weiteren Stunde begann der Weg anzusteigen, bergauf, bergauf. Mittagsrast machten wir auf der Bank vor einer Kirche. Danach ging es weiter bergauf .... und immer weiter. In einem kleinen Ort zweigte der Wanderweg von der Strasse ab und sah ziemlich steil aus. Nach kurzer Diskussion entschieden wir auf der Strasse zu bleiben. Dies gefiel einer alten Frau nicht. Sie überzeugte uns den steilen Weg zu nehmen. Zuerst wollte sie uns aber einen Kaffee geben und viel erzählen. Sie hat uns den Kalender gezeigt auf dem sie für jeden Pilger einen Strich macht. Diese Woche waren es schon sieben. Das geht noch bis in den Oktober, dann wird es ruhig auf dem Weg. Im Winter sei es hart für sie, wenn so lange niemand kommt. Besuch gebe es auch kaum.
Zum Abschied umarmte sie uns und wünschte bonne Route.
Die folgenden 12 km gehören in die Kategorie sehr schwierig! Auf der Aufstiegseite: Bachbett / Wurzeln / Laub ..... beim Abstieg: eine historische, alte Römerstrasse - Steine, Steine, Steine. Eigentlich sehr schön wenn es trocken ist!
Es war sehr anstrengend und ermüdend.
Um viertel nach sechs erreichten wir endlich unser Ziel. Kein weiterer Kommentar dazu.
Beim Nachrechnen der Distanz kamen wir auf 28 km!

Donnerstag, 19. September 2013

55. Tag, Donnerstag, 19.9.13

St.Priest-la-Feuille - Bėnėvent-l'Abbaye, 16 km
Gerne wären wir noch bei Marjorie in ihrem hübschen Châlet geblieben, aber die Übernachtung für heute Abend war reserviert, also mussten wir los. Wir konnten die Regensachen im Rucksack verstauen. Unsere Schlummermutter versicherte uns: es bleibt trocken. So ganz traute ich der Sache nicht und legte das Regenzeug oben in den Rucksack.
Heute konnten wir wieder Weg, Gegend, Aussicht geniessen. Die Landschaft ist hügeliger geworden, die Wiesen in den Senken sind sumpfig. In der Auvergne sahen wir Bewässerungsgräben, jetzt sieht man Entwässerungsgräben.

Heute morgen wurden wir wieder einmal auf der Strasse erkannt! Wir waren seit etwa einer Stunde unterwegs und passierten eben eine Brücke, als ein entgegenkommendes Auto vor der Brücke anhielt. Der Fahrer stieg aus. Wir glaubten es sei ein Fischer der den Bach kontrollieren wolle. Als er aber Heiner ansprach: sind sie Henry Martin? staunten wir wieder einmal. Er sei auf dem Weg nach La Souterraine, habe uns gesehen und wolle sich versichern, dass wir den Weg zu seinem Haus auch finden. Es war Ives, unser Gastgeber des Abends.

Gegen Mittag passierten wir die ersten Häuser eines Dorfes. Da kam uns eine Frau mit einem kräftigen, offensichtlich jungen und unerzogenen Schäferhund entgegen. Sie hängte sich mit aller Kraft in die Leine, der Hund zerrte mal nach links, mal nach rechts und als wir nah genug waren auch zu uns. Seine ganze Ausstrahlung wirkte freundlich, freudig, neugierig. Die Frau rief schon von weitem: er ist nicht böse, er will nur immer spielen. Gleichzeitig sagte sie mehrfach zum Hund: neiii, neiii. Wir grüssten auf französisch und ich stotterte noch: ich habe keine Angst. Sie war mit dem Hund beschäftigt der sie Richtung Schafweide zog. Ich konnte keine Fragen stellen. Neii? Mit dieser Betonung: Berndeutsch?
Einige Meter weiter vorne, beim Friedhof, endlich eine Bank wo wir uns ausruhen und etwas essen konnten. Da kam die Frau mit dem Hund wieder. Da hörten wir es deutlich! Ich sagte zu ihr: sie sprechen ja deutsch. Sie: ja, ig bi us der Schwyz. Aha - sogar Berndeutsch. Ja, aus dem Berner Oberland. Sie sei 28 Jahre in Australien gewesen, als Missionarin. Momentan hüte sie den Hund von Freunden. Sie wohne gleich da über die Strasse. Sie würde sich gerne noch ein wenig mit uns unterhalten, aber der Hund ..... und schon liess sie sich von dem Vieh über die Strasse ziehen. Etwas entäuscht schaute ich hinterher. Da trifft man jemand aus dem selben Land und ....... gar nichts mehr. Sie kam ohne Hund auch nicht zurück. Es wären nur etwa 20 Meter gewesen. Wir sassen noch eine ganze Weile da.

Auch am Nachmittag konnten wir die Jacken nicht ausziehen. Der Wind blies kräftig und schob immer wieder grosse Wolken vor die Sonne. Die herbstliche Wärme lässt auf sich warten. Es ist nicht gemütlich im Freien zu sitzen und zu essen oder ruhen. So streben wir dem Etappenziel zu ohne lange Pausen zu machen. Heute trafen wir um halb vier bei Ives und Therese ein. Ein kleines Pilgerlogis mit vier Betten, Kochnische, Dusche und WC, mehr braucht es nicht. Sehr nette Leute und ein interessantes Gespräch. Die beiden sind mit ihren Eseln gepilgert. Wir hatten genug Gesprächstoff.

Mittwoch, 18. September 2013

54. Tag, Mittwoch, 18.9.13

St. Germain-Baupre - St. Priest-La-Feulle 17 km
So schlecht wie letzte Nacht hatte ich auf dem ganzen Weg bisher nicht geschlafen. Dieses Bett ...... dazu fegte ein Herbststurm ums Haus. Am Morgen windete es immer noch ordentlich und dazu gab es starken Regen. Gar nicht verlockend um nach draussen zu gehen. Frühstück war auf acht Uhr bestellt, im Haus von Monsieur (300 m entfernt). Alles regenfest verpacken inkl. Personen und ab zum petit dejeuner. Nach dem Frühstück sah es nicht besser aus. Alles grau in grau und seeeehr nass. Wir machten uns trotzdem auf den Weg. Bald nach der Ortschaft ging es auf einen Wiesen- und Waldweg. Unter dem Blätterdach und zwischen den Hecken waren wir wenigstens etwas windgeschützt. Nach zwei Stunden, es regnete immer noch, erreichten wir eine Ortschaft die eine Kaffeebar hatte. Und wie schon oft: Kaffee und Lebensmittelladen ausgerechnet an diesem Tag geschlossen. Futter hatten wir genug dabei, wir hätten nur gerne einen trockenen Platz zum sitzen gehabt. Eine halbe Stunde später erreichten wir einen kleinen Weiher. Auf der anderen Seite hatte es einen Unterstand mit Tischgarnitur. Normalerweise respektieren wir eingezäuntes Areal. Die Schnur die den Zugang absperrte war heute kein Hindernis. Es war nicht 'Normalerweise'. Jetzt hatten wir ein währschaftes Znüni verdient! Dank Doris und Hanspeter gab es 'Waldfest'. Es fehlte nur noch das Bier.
Eine halbe Stunde später regnete es immer noch. Zeitweise sogar quer. Wir montierten wieder alles und marschierten tapfer weiter Richtung La Souterraine. Dort erhofften wir uns ein offenes Lokal. Die Windböen liessen unsere Regenpelerinen flattern und trieb den Regen unter die Kapuzen ins Gesicht. Heiner wurde so wütend, dass er mitten durch ein Pfütze stapfte wie ein kleiner Junge. Ich musste mir das Lachen verkneiffen. In La Souterraine kehrten wir in einer Snackbar ein. Kaum waren wir drinnen drehte jemand den Regenhahn zu und erste zaghafte Sonnenstrahlen leuchteten zwischen die Häuser. Wir liessen uns Riesenbruscetta schmecken und erholten uns von dem nassen Morgen.

Um halb drei wagten wir uns auf die restlichen sechs Kilometer. War das ein angenehmes marschieren ohne Regen. Die Sonne begleitete uns und der Wind schob mal von hinten, mal von der Seite.

Seit Montag befinden wir uns im Limousin. Landschaftlich ein sehr schönes, abwechslungsreiches Gebiet. Wir merken an der Vegetation, dass wir schon einige Breitengrade südlicher sind. Wo vorher riesige Eichen das Landschaftsbild prägten, stehen jetzt Edelkastanien. Die stacheligen Früchte beginnen jetzt schon zu fallen.

Kurz vor fünf erreichten wir die Unterkunft. Wir durften ein Zimmer in einem kleinen Ferienchalet beziehen. Alles ist liebevoll und hübsch eingerichtet. Unsere frisch gewaschene Wäsche hängten wir in die letzten Sonnenstrahlen um eine halbe Stunde später das Ganze vor dem nächsten Regenguss zu retten. Hoffentlich gibt es morgen pilgerfreundliches Wetter.

Dienstag, 17. September 2013

53. Tag, Dienstag, 17.9.13

Crozant - St. Germain-Baupre, 14 km
Beim gemütlichen Frühstück mit Doris und Hanspeter im Caravan sahen wir draussen eindeutig Sonnenlicht. Jaaa! Wird es wieder wärmer und schön? Fehlanzeige!
Vorerst war es aber akzeptabel. Um zehn Uhr verabschiedeten wir uns von Doris und Hanspeter. Der Weg führte zuerst an der Felskante entlang und dann ins Tal der Sėdelle. War das ein entspanntes Wandern mit den 'neuen' Schuhen! Vorbei an alten Mühlen folgten wir dem Lauf des Flusses. Ich kann nur sagen: wunderschön. Dieser Wegabschnitt ist auch als Malerrundweg ausgeschildert. Einige Stelen zeigen wie die Impressionisten die Landschaft gesehen haben.

Zur Mittagszeit trafen wir in Chapelle-Baloue ein. Die Gelegenheit einen Kaffee zu trinken mussten wir natürlich nutzen. Am Gartentor war angeschrieben: Cafė open.
Wir betraten den hübschen kleinen Garten von Elaine und wurden sogleich freundlich begrüsst. Nach dem Kaffee liessen wir uns von Elaine einen Salat mit Schinken und Frits by side (weiss nicht ob das richtig geschrieben ist)richten. Wir überlegten was Elaine wohl für einen Akzent hatte, resp. woher sie stammt. Schliesslich fasste ich Mut und fragte: you are not local, where do you from? I am scottish, erklärte sie mit einem breiten Lächeln. Yupii, unser englisch Kurs war einmal mehr nützlich. Auch wenn Schotten eine etwas andere Aussprache haben, konnten wir uns doch besser verständigen.

Beim Aufbruch begann es wieder zu nieseln. Der Wind hatte wieder aufgefrischt und es war nicht mehr so angenehm. Als wir bei den letzten Häusern waren, sahen wir weiter vorne die zwei Pilger gehen, die wir am Morgen in Crozant gesehen haben. Mit diesen beiden funktioniert die Verständigung auch auf
franz./english. Sie gingen geradeaus auf der Veloroute, wir bogen nach rechts ab auf die Fusspilgerstrecke. Kurz vor dem Zielort, als die beiden Routen zusammen kamen, trafen wir uns wieder. Sie wollten bei der gleichen Unterkunft buchen die wir hatten, aber ihnen wurde gesagt: kein Platz. Sie mussten auf die teurere Unterkunft ausweichen. Nach genauerem Augenschein bin ich geneigt zu sagen: ...... !
Also: wir haben ein gaaanzes Haus für uns allein. Es hätte noch zwei andere Schlafzimmer. Dieses Haus ist ein Erbstück, Monsieur hat es vom Grossvater geerbt, der es 1914 gekauft hatte. Einiges von der Einrichtung stammt wohl beinahe aus dieser Zeit. Der Rasierpinsel, die Zahnbürste mit den Igelförmigen Borsten und die ausgelatschten Hausschuhe sind sicher nicht aus diesem Jahrhundert! Und unser Bett ..... bei genauerem Hinsehen bekam ich einen Lachanfall! Wunderschöne Kopf- und Fussbretter, die Höhe der Bettstatt entspricht jenen Modellen aus den 30er und 40er Jahren. Man muss mit Anlauf ins Bett hüpfen .... und dann hört es kaum mehr auf zu schaukeln. Der Unterbau gleicht einem Drahtgitter, wenn man auf der Matratze liegt, fühlt es sich an wie in einer Hängematte. Da der Fussboden schräg ist, gleicht sich das Ganze wieder aus. Und ..... Pilger können fast überall schlafen. Heiner ist jedefalls bereits im Sägewerk.

52. Tag, Montag, 16.9.13

Eguzon - Crozant, 8 km
Ursprünglich wollten wir um neun Uhr aufbrechen ...... wir wachten aber erst um halb neun auf .... und hörten: REGEN! Ohh nein! Nicht schon wieder! Um zehn mussten wir trotzdem in den sauren Apfel beissen. Also: selbe Montur wie bei der Ankunft. Bald schon begann schwieriges Terrain. Bei schönem Wetter wäre dieser historische Wegabschnitt ein Traum, bei Regen eher ein Albtraum. Martin's mit den abgelaufenen Schuhen krochen wieder einmal im Schneckentempo. Nur nichts riskieren so kurz bevor wir die hohen Wanderschuhe bekommen.
Um halb zwei erreichten wir Crozant und steuerten sofort die Auberge an. Nur für ein Sandwich (die Grösse dieser Brote können unsere Facebookfreunde sehen!) und ein Bier. Eine Unterkunft benötigten wir nicht, wir warteten auf unsere Freunde mit dem Caravan.
War das eine Freude als sie eintrafen. Als Überraschung für uns gab es Abends ein Fondue. Wir konnten die Winterkleider und die hohen Schuhe in Empfang nehmen und im Gegenzug das nicht mehr Benötigte mitgeben.

Sonntag, 15. September 2013

51. Tag, Sonntag, 15.9.13

Ruhetag in Eguzon! Wir haben von gestern Abend 21.30 Uhr bis heute morgen 9.15 Uhr geschlafen! Hat das gut getan. Dann gemütlich und ausgiebig gefrühstückt, Heiner's Rücken eingerieben, eine Serie Postkarten geschrieben und zur Post gebracht. Zurück zur Unterkunft, Schuhe und Jacken imprägniert, Mittagessen gekocht (ich geniesse es, selber kochen zu können). Nach dem Mittagessen nochmal Postkarten geschrieben und einen kurzen Mittagschlaf gehalten. Nochmal ins Dorf gewatschelt, WiFi beim Touristbüro genutzt und einem anderen Pilger der heute unfreiwillig 30 km gemacht hat, geholfen eine Unterkunft zu finden (weiss nicht obs genutzt hat). Beim Rundgang durchs Dorf sind wir im Ortsmuseum gelandet. Wir haben viel Ähnlichkeit mit unserem festgestellt. Sogar bis zum Kaffee für die Besucher. Momentan läuft eine Foto- und Bilderausstellung über das Tal der Creuse. Dieser Fluss und die Landschaft hat viele Künstler inspiriert.
Morgen sind 'nur' acht Kilometer geplant. Da es im Höhenprofil happig aussieht, denken wir dies ist genug für Heiner's Rücken. Dazu bekommen wir Besuch von daheim! Liebe Freunde bringen uns die Winterkleider und die hohen Wanderschuhe.

Hallo Norbert! Wir schlafen morgen wieder in einem Caravan!

Samstag, 14. September 2013

50. Tag, Samstag, 14.9.13

Gargilesse - Eguzon 11km
In unserer Unterkunft 'chez Renato' wurden wir kulinarisch verwöhnt. Gestern Abend zuerst mit einer hausgemachten, wärmenden Suppe, dazu hausgemachtes frisches Brot mit Oliven und Tomaten, als Hauptgang: Fisch mit Reis und verschiedenen frischen Gemüsen, danach Käse und als Krönung: hausgemachtes Mousse au Chocolat! Die beiden Herren verstehen es zu kochen (man sieht es auch an der Kücheneinrichtung) und freuen sich, wenn Gäste das geniessen. Ausser uns war noch eine französische Pilgerin Gast. Sie war gar nicht gesprächig. Auch nicht zu Renato, der ja ihre Sprache beherrschte. Sie verschwand vom Tisch ohne Information zu geben, wann sie Frühstück wollte. Renato musste ihr nachrennen. Heute morgen ohne Morgengruss an den Tisch und ohne sich zu verabschieden aus dem Haus.
Es gibt solche und solche Pilger. Um so mehr wurden wir verwöhnt: wollt ihr ein Frühstücksei oder Spiegeleier, Salami, Käse. Wir bekamen Croissants und Pain au Chocolat! Wir fühlten uns wie Könige. Auch das Gespräch genossen wir.
Gestern, als wir bei der Kirche im Dorf waren, war so viel Betrieb, viele Leute und Autos. Überall hingen Zettel und Hinweise. Es ging um einen Film, soviel verstanden wir. Renato erklärte uns: es wird ein Film gedreht. Während zwei Wochen ist die Gegend hier Schauplatz.

Die heutige Etappe begann trocken. Nach kurzer Zeit benötigten wir aber die volle Regenmontur. Soooo, schade. Das Gelände wäre sehr schön und interessant gewesen. Ein sehr steiler Pfad führte hinunter zur Creuse. Wildromantisch, nicht ungefährlich bei dieser Nässe. Im Tal führte der Weg zuerst als Feldweg, dann wieder als Pfad entlang der Creuse. Ungepflegt und wild ragten Äste und Dornenranken auf und über den Pfad. Bei trockenem Wetter kein Problem! Einige male versperrten umgestürzte Bäume den Durchgang. Beim zweiten Hindernis passierte es: Heiner ging in gebückter Haltung unter dem Hindernis durch, musste wegen Wurzeln fast gleichzeitig darübersteigen, trat mit einem Fuss auf die Pelerine, konnte sich nicht mehr aufrichten und brachte sich so selber zu Fall! Durch das Rucksackgewicht festgehalten lag er wie ein Käfer auf dem Rücken. Und was macht Frau in einer solchen Situation? Absichern, dass keine gröbere Verletzung vorliegt und dann schnell ein Foto!

Etwa eine Stunde später erreichten wir den Zielort. Es wurde auch langsam Zeit. Heiner's Schock vom Sturz liess nach und die Muskelschmerzen, vor allem im Nacken und auf der linken Seite, meldeten sich. Unser Zimmer entpuppte sich als kleine Ferienwohnung. Sofort buchte ich noch eine zweite Nacht. Mit diesen nassen Klamotten und mit Heiner's Nacken/Schulterproblem brauchen wir einen Ruhetag. Heute wurden wieder einmal meine Therapeutischen Fähigkeiten beansprucht. Heiner ist froh darum.

Freitag, 13. September 2013

49. Tag, Freitag, 13.9.13

Neuvy-Saint-Sėlpuchre - Gargilesse, 23km (gefühlte 26)
Bevor wir uns heute morgen auf den Weg machten, besichtigten wir die Stiftskirche Saint Jaques von Neuvy. Die Rundkirche wurde im 11 Jh. errichtet, hatte die Grabeskirche von Jerusalem als Vorbild und ist heute auf der Liste des UNESCO Weltkulturerbes.
Der Pfarrer war offenbar am Vorbereiten der Messe und als die Glocken zu läuten begannen, fühlten wir uns fehl am Platz und verliessen rasch dieses imposante Bauwerk.

Der Himmel zeigte sich auch heute in allen möglichen Grauschattierungen. Regenschutz brauchten wir nicht, obwohl es dazwischen mal aus dem Hochnebel nieselte. Die ersten acht Kilometer waren sehr uneben und anstrengend . Wir brauchten beinahe den ganzen Vormittag dafür. In Cluis kauften wir den Mittagslunch und genehmigten uns einen grossen Kaffee. Danach lief es einige Km fast von alleine. Interessant war das Viaduc de l'Auzon, ein 1899 gebautes Eisenbahnviadukt. 499 Meter lang und mit 20 Bögen dient es heute den Wanderern zum überqueren des Grabens.
Ab Km 20 wurde das Terrain wieder sehr schwierig. Mit der Müdigkeit der schon gelaufenen Strecke eine gefährliche Mischung. Da muss man vorsichtig sein und langsamer gehen, damit es keinen Fehltritt gibt.
Endlich erreichten wir den Zielort und durften den Abholservice unseres Schlummervaters nutzen.

Die Kommentare freuen uns jeweils sehr. Sobald ich Internetverbindung habe, erscheint bei mir eine Meldung mit dem jeweiligen Text. Danke euch allen die auf diese Weise Kontakt halten!

Donnerstag, 12. September 2013

48. Tag, Donnerstag, 12.9.13

La Châtre - Neuvy-Saint-Sėpulchre, 19 km
Beim Start heute morgen hiess es: Regenwahrscheinlichkeit 20% am Morgen, 50% am Nachmittag. Der Himmel zeigte sich zuerst in Einheitsgrau, dann in unterschiedlichen Schattierungen. Die Wolkengebilde sahen manchmal bedrohlich aus, die Schleusen wurden aber nie über uns geöffnet. Der Wind hatte sich auch gelegt, also war das Marschieren wieder genüsslich.
In Sarzay besichtigten wir das Château de Sarzay. Die Mittelalterliche Burg aus dem 14. Jh gilt als eines der südlichsten Loireschlösser. Die Schriftstellerin George Sand beschrieb das Schloss in ihrem Roman "Der Müller von Angibault". Leider wird es, wohl aus Kostengründen, nicht wirklich gepflegt. Pferdewagen, Kutschen etc. sind der Witterung ausgesetzt. Tauben und und anderes Geflatter hinterlassen überall ihre Spuren ( zum Teil auch im innern des Gebäudes). Die Überbleibsel aus den Jahrhunderten werden nicht präsentiert oder dokumentiert, alles steht oder liegt irgendwie da und verstaubt (kein Schutz vor Licht und Schmutz). In den ehemaligen Gemächern der Schlossherrin gibt es eine eindrückliche Sammlung von Brautkleidern. Alle Kleider ohne Schutz. Ich kann mein Empfinden nicht in Worte fassen. Kulturgut das verwahrlost weil das Geld fehlt um Personal etc. zu bezahlen.

Heute gingen wir Mittags ausnahmsweise in ein Restaurant. Wir waren zur rechten Zeit in einer Ortschaft und welch Wunder: es gab ein Restaurant das offen hatte. Für insgesamt 24 Euro bekamen wir beide ein Mittagessen mit Vorspeise, Hauptgang, Käse, Dessert, Kaffee, eine Flasche Wasser und Wein. Das haben wir sehr genossen.
Die restlichen 11 km legten wir in drei Stunden zurück. Müde erreichten wir das Ziel: Gite de groupe "Le relais de la vieille route". Eine Gruppenunterkunft für 10 Personen, mit Küche zur Selbstverpflegung. Wir haben alles für uns allein. Die Übernachtung hier kostet 12 Euro p. P.
Wenn wir bei Privatpersonen (priv. Pilgerherbergen) logieren kostet das zwischen 20 - 40 Euro p. P. inkl. Nachtessen und Frühstück. In kommunalen Herbergen ist es oft auf Spendenbasis und die Mahlzeiten haben einen festen Preis. Die Übernachtungen / essen bezahlt man bar. Es empfiehlt sich, nicht zuviel Bargeld auf sich zu tragen. In jedem grösseren Ort gibt es die Möglichkeit Bargeld zu beziehen.

Man darf gerne Fragen stellen (wie Simone das gemacht hat) gelegentlich kommt Antwort.

Mittwoch, 11. September 2013

47. Tag, Mittwoch, 11.9.13

Neret - La Châtre, 15km
Unsere Schlummermutter brachte uns gestern Abend ein angeknabbertes Baquette. Sie entschuldigte sich vielmals, ihr Sohn hatte es angebissen .... es habe Tränen gegeben .... es tue ihr vielmal leid. Neues kaufen ist bei dieser Wohnlage in kurzer Frist nicht möglich.

Nach dem Nachtessen krochen wir um viertel nach neun bereits in unsere kuschelig, warmen Schlafsäcke! Es war einfach zu kalt um länger am Tisch zu hocken.
Um zehn standen wir im Sekundenbruchteil auf der Matratze .... die französische Armee donnerte im Tiefflug über die Ferme! Das hat man davon wenn man zu früh zu Bett geht.

Bei frischen Temperaturen starteten wir unsere heutige Etappe! Bei nächster Gelegenheit kaufe ich mir Strumpfhosen.
Auf der ganzen Sttecke wehte uns ein kühler Wind um die Ohren. In der Ferne schimmerte ein blauer Hauch am Himmel, für Sonne reichte es nicht.
Um drei Uhr hatten wir den Zielort bereits erreicht. Im Touristoffice holten wir einen Stadtplan. Danach stellten wir fest: wir sind am Nachtquartier vorbei marschiert ..... also: zurück! Wir haben heute wieder ein ganz gemütliches Zimmer, sogar mit Ofen.

Dienstag, 10. September 2013

46. Tag, Dienstag, 10.9.13

La Petite Preugne (Le Châtelet) - Neret (Ferme La Tremble) 14km
Wir hatten uns gut unterhalten mit Monique und Pierre. Mit französisch/englisch kamen wir recht weit und es war lustig.
Um viertel nach neun marschierten wir in Regenmontur wieder los. Um zehn konnten wir Jacke und Regenhose ausziehen. Es gab sogar einige Sonnenstrahlen. Bloss zum schwitzen reichte es nicht.
Auch heute konnten wir uns am Anblick einiger Esel erfreuen. Ich habe es bisher nicht erwähnt, hier ist die Rasse: Grande noir de Berry beheimatet. Eine Rasse mit einem geschätzten Stockmass von 1.20, schwarzglänzendem Fell, Mehlmaul bis weit über die Nüstern, hellen Augenringen und hellem Bauch.
Zur Mittagszeit trafen wir in Chateaumeillant ein. Gerade richtig für eine Pizza. Wir bestellten beide eine kleine zu neun Euro. Trotz kleiner Pizza war der Teller zu klein .... und unsere Magen auch. Kurzerhand packten wir den Rest (immerhin die Hälfte) in die 'Futtertransportbox'.
Inzwischen war zwei Uhr geworden, die Post, die Papeterie, die Apotheke hatten wieder offen. Bei der Post Briefmarken kaufen: kein Problem. In der Papeterie eine neue Spezialmine für den Stift: kann man zeigen: kein Problem. In der Apotheke einen Nierengurt?? Das Wörterbuch hatte den Begriff 'Nierengurt' nicht. Blieb nichts anderes übrig als die Worte: Gurt und Niere verwenden und der Hinweis, dass ich den französischen Begriff nicht kenne. Der Apotheker kapierte sofort um was es ging und brachte einen Stützgurt für den unteren Rücken. Vermutlich fand auch er Heiner's Rucksack zu gross und dachte: das muss ja Probleme geben! Schnell erklärte ich: das Produkt sei zu stark, es müsse nur für die Wärme sein. Und siehe da, jetzt bekamen wir was wir uns vorgestellt hatten. Ab sofort werden Heiner's Nieren vor Zugluft geschützt!
Auf dem Weg nach Neret pflückten wir das Dessert direkt von den Hecken.
Im Ort angekommen, telefonierte ich der heutigen Schlummermutter. Sie holte uns mit dem Auto ab, weil sie etwas Ausserhalb auf einem Hof wohnen. In einem Nebengebäude ist eine kleine Küche, Essecke, Schlafabteil und Sanitärbereich untergebracht. Wir sind heute wieder mal selbständig.

P.S. Leider habe ich über mein Handy keinen Zugriff auf mein eMail Adressbuch. Mails kann ich jedoch abrufen. Falls mir jemand ein Mail schickt, kann ich die Adresse speichern und auch antworten.

Montag, 9. September 2013

45. Tag, Montag, 9.9.13

Loye-sur-Arnon - Le Châtelet 12 km (+ 3km zur Unterkunft)
Heute war der Weg zu einem grossen Teil Feld/Wiesen/Waldweg. So richtig zum geniessen. Zum geniessen war auch die süsse Feige die mir unterwegs in die Hand fiel ... direkt vom Baum.
Das Wetter war heute eher kühl und windig. Im 1100 Seelendorf Le Châtelet suchten wir die Post (Montag geschlossen), eine Kaffebar (Montagnachmittag geschlossen), beim Boulanger nebendran hatten wir Glück: er schliesst normalerweise um 13.30 Uhr, heute hatte er um 13.35 Uhr für uns noch offen! Kaffee bekamen wir 200 m weiter vorne im Hotel, Briefmarken auch. Der Wirt glaubte wir seien die Pilger die bei ihm reserviert hatten. Schnell erklärte ich ihm, dass wir noch drei km weiter müssen. Er kannte unsere Unterkunftsadresse gar nicht. In seinen Unterlagen ist sie nicht angegeben. Die bei ihm angemeldeten Pilger trafen kurz nach uns ein. Jetzt glaubte er uns auch.

Nach diesem ausgiebigen Aufenthalt suchten wir den Lebensmittelladen. Montag .... da gibts nur Supermarchė. Früchte, Fruchtsaft, Dauerwurst, Schinken, Dörrfrüchte, Nüsse .... so sieht der Einkaufskorb eines Pilgers aus. Draussen vor dem Geschäft haben wir die Sachen im Rucksack verstaut und dann die Nektarinen gegessen. Plötzlich wurden wir angesprochen: ihr seid Madeleine und Henry? Ganz erstaunt nicken wir, oui. Nous somme Monique et Pierre, ihr schlaft heute Nacht bei uns! Grosses Gelächter auf beiden Seiten. Es sind nicht viele Pilger unterwegs in diesem Jahr, darum fällt es auf. Wir haben dies schon mehrfach gehört.
Monique und Pierre fragten ob wir mitfahren möchten. Wir fanden: 12 km ist zu wenig, wir gehen zu Fuss. Monique zeichnete uns den Weg zu ihrem Haus. Sie war besorgt, es sei nicht einfach, man müsse aufpassen.
Unterwegs nahm die Windstärke zu, es sah immer mehr nach Regen aus. Wir waren froh endlich das Haus von Monique und Pierre erreicht zu haben. Wir sitzen nun im Zimmer unter dem Dach, haben einen schönen Ausblick, hören den Wind pfeiffen und fühlen uns geborgen.

P.S. vorgestern, als wir die Strasse nach Bouzais erwischten ..... wir erfuhren im Nachhinein, dass Markierungen fehlen.

Sonntag, 8. September 2013

44. Tag, Sonntag, 8.9.13

Bouzais - Loye-sur-Arnon 11km
Gestern, nach Ankunft in der Herberge, begann es wieder zu regnen. Kein Vordach, kein Nebengebäude, wo kann man die Wäsche trocknen? Die Hospitaliėre stellte kurzerhand den Wäscheständer ins Badezimmer und schaltete die Heizung ein.
Nachts haben wir beide gut geschlafen. Mein Kopf war sooo müde. Die liebe Herbergsmutter hat uns die ganze Handlung eines Films erzählt .... ich habe fast nichts verstanden, weil sie so schnell redete. Trotz: bitte langsam, fiel sie immer wieder in ihr gewohntes schnelles Tempo.
Beim Frühstück hielt sie sich etwas zurück, ich habe heute definitiv keinen munteren Eindruck gemacht. Auch der Kaffee nützte nicht viel. Ich kam kaum in die Gänge. Heiner war fit und schon bald startklar. Die Hospitaliėre schloss die Herberge und begleitete uns ein Stück.
Ach hatte die fitte Dame einen zackigen Schritt drauf! Keuch, keuch. Wir waren froh, dass wir bald wieder alleine laufen konnten.
Den ganzen Morgen hatte ich müde, schwere Beine. So viel Wein gab es doch gar nicht. Vielleicht ist es der Wetterwechsel der meinem Kreislauf zu schaffen gibt. Heiner ist sehr geduldig und passte sein Tempo dem meinem an.
Zur Mittagszeit erreichten wir bereits Loye-sur-Arnon. Da die Herberge etwas Ausserhalb liegt, erst um vier öffnet und es eben wieder leicht zu regnen begann, suchten wir Schutz in der offenen Kirche. Mittagslunch hielten wir auf einer Parkbank nebenan während einer Regenpause. Es regnete nicht wirklich fest, es hätte trotzden gereicht zum nass werden.
Endlich hörte es auf zu nieseln. Wir schulterten unsere Rucksäcke wieder und watschelten langsam weiter. Wir hatten Zeit zum verschwenden, die Refuge machte erst um vier auf. Trotz Langsamkeit waren wir schon um drei vor Ort. Glücklicherweise lockerte sich die Wolkendecke, wir konnten warten ohne nass zu werden. Um vier öffnete Paul (er ist ca. 80 Jahre alt, sehr lieb und bemüht sich sehr)die Pforte. Diese Unterkunft ist wieder sensationell! Es ist alles vorhanden was es zum Überleben braucht .... nur kann man nicht alles brauchen ;-)
Kochen durften wir selber (jupiiii), Frühstück wird bereitgestellt (nochmal jupiii). Unser Adlerhorst mieft, wir lassen die ganze Nacht das Fenster offen!

Samstag, 7. September 2013

Nachtrag zu Tag 42 und 43.

Etwas ist beim Bericht zuTag 42 vergessen gegangen: Frankreich ist das Land der Käseliebhaber. Auch wir mögen Käse. Normalerweise isst man ihn nicht kühlschrankkalt, man lässt ihn etwas bei Zimmerthemperatur stehen: lässt ihn 'chambrieren'. Bei warmem Wetter im Rucksack (frz.: sac à dos) kann sich so ein Weichkäse verflüssigen. Das heisst dann: sac à dosieren ;-)

Nachtrag zu 43: der Heiner hat einen Fisch gegessen, an dem noch der Kopf dran war .... Heiner's Kampf mit den 'Elementen' ..... und man kann den Wein zum Dinner auch aus den 2dl Wassergläsern trinken. Wir sind immer noch lernfähig.

43. Tag, Samstag, 7.9.13

St. Amand-Montrond - Bouzais, 5 km
Viel Regen in der Nacht liess die Luftfeuchtigkeit so ansteigen, dass die Wäsche nicht trocken wurde. Die Temperatur war auch nach unten gerasselt, so dass ich die wärmere Jacke hervor zog. Noch bevor wir fertig gepackt hatten, war Zeit um Norbert zu verabschieden. Er war uns ein angenehmer Kamerad und in seinem Kielwasser liessen sich die Kilometer gut bewältigen. Sein Humor wird uns fehlen.
Das Nass von oben liess uns den Aufbruch hinauszögern, aber bald hielten wir es ohne Frühstück nicht mehr aus. Regentüte über den Rucksack, Rucksack schultern, Regenponcho über alles und los in die Stadt. Nach 500 Meter konnten wir die Marsmännermontur entfernen. Das war mir schon viel lieber so, ich wäre gar nicht gerne in diesem Aufzug unter die Leute.

Nach Kaffee und Croissant suchten wir den Orange-Shop auf. Wir hatten beide auf unseren Telefonkarten Ebbe und nachladen übers Telefon, wenn man die Sprache nicht beherrscht, ist ein Ding der Unmöglichkeit.
Bei der Touristinfo erkundigten wir uns nach Sportgeschäften (die Dame sprach sehr gut deutsch). Ich sollte mir demnächst neue Wanderschuhe kaufen, bevor die alten komplett dahin sind. Es gab zwei solche Läden im Ort, aber beide waren eher auf Tennis ausgerichtet als auf Wanderer. Für Heiner konnten wir einen leichten Langarmpulli kaufen, über den er bereits froh ist.
Am frühen Nachmittag machten wir uns auf die Kurzetappe und verpassten promt eine Abzweigung. Grrrr..... Strassenwandern lieb ich nicht und was passiert: Martins wackeln auf der D951 nach Bouzais! Es war ja auch wieder so ein super Beschrieb im Guide: die Strasse steigt an und Sie biegen auf der Höhe in die zweite Strasse nach rechts. Auf der Höhe gab es gar keine Abzweigungen mehr! Wir haben das Ziel trotzdem erreicht und werden jetzt in der Pilgerherberge fast erdrückt vor lauter liebevoller Fürsorge. Wir sind hier die einzigen Pilger heute.

42. Tag, Freitag, 6.9.13

Ainay-le-Château -
St. Amand-Montrond, 19 km
Tagwache war heute um viertel vor sieben. Nachdem ich gestern schlecht einschlafen konnte (es war zu warm im Zimmer) fand ich es eigentlich zu früh zum aufstehen. Es gab keine Alternative, 19 km und die Wettervorhersage bestimmten den Tagesablauf. Für heute war nochmal schön und warm angesagt. Die Herbergseltern konnten uns nicht in Ruhe essen lassen vor lauter: was braucht ihr noch? Mehr Kaffee? Früchte? Habt ihr alles? Braucht ihr noch informationen? Grrrrrr ....
das ist zwar lieb gemeint, nur: zum Frühstück brauch ich das nicht!
Um viertel vor acht waren wir bereits auf dem Weg. In kurzen Hosen und T-shirt. Die erste halbe Stunde gings leicht bergauf, dann über die Ebene und da blies uns ein starker Wind entgegen. Egal welche Richtung wir einschlugen, der Wind kam immer von vorne.
Im nächsten Ort setzten wir uns vor einer Bar an den Strassenrand (an einen Tisch), genossen einen Kaffee und die Leckereien aus der Bäckerei und schauten dem Baustellenverkehr zu.
Nach dieser Pause führte unser Weg sehr bald am Kanal du Berry entlang. Kilometer um Kilometer geradeaus. In unserem Guide hiess es: bei der grünen Brücke wechseln sie die Seite! Nur: ...... es hatte mindestens zehn unterschiedlich grosse Brücken .... und ALLE waren grün! Wir fanden den Weg zum Camping trotzdem. Übernachtung im Zelt ist reserviert. Die Pilgerherberge im Ort ist vor kurzem abgebrannt und in den Hotels haben sie keine Lust auf Pilger.
Den Campingplatz erreichten wir trocken, gegen Abend setzte aber Regen ein.
Später gingen wir in das Stadtzentrum zum Nachtessen. Es war Norberts letzter Abend. Seine sieben Sachen hatte er bereits sortiert und Bahntauglich verpackt. Die Reihenfolge ist etwas anders als beim Pilgern.
Ab morgen müssen wir den Weg wieder alleine finden.

Donnerstag, 5. September 2013

41. Tag, Donnerstag, 5.9.13

Valigny - Ainay-le-Château
11 km
Trotz der weichen Betten haben wir gut geschlafen. Frühstück hatten wir erst auf neun Uhr bestellt. Gemütlich, gemächlich wollten wir den heutigen Tag geniessen. Die Pilgerherberge am Zielort öffnete erst um vier ihre Pforte, also mussten wir irgendwie die Zeit verplämpern. Die Strecke heute war, wie mittlerweile gewohnt, eine Asphaltstrasse. Die ersten fünf km waren Schnurgerade, dann auf fünfhundert meter zwei Kurven, danach wieder schnurgerdeaus. Etwa zwei km vor dem Ziel lag linkerhand ein hübscher kleiner See. Ideal für eine grössere Rast. Ach, war das gemütlich. Norbert ging schon mal voraus in den Ort, ihm stand der Sinn mehr nach Kaffee.

Im Dorf gab es gerade mal eine Möglichkeit für Kaffee oder sonstiges. Eine Bar mit Wettmöglichkeit, der Fernseher lief auf dem Pferderennkanal. 90 Minuten Pferderennen waren mir doch etwas zuviel. Ich habe mich später draussen hingesetzt. Als es vom Haus her Schatten bei den Rauchertischchen gab war es auch erträglich zum draussen sitzten. Der Spätsommer gibt nochmal alles! Die Felder sind sehr trocken, die Bäume werfen bereits Laub ab um Verdunstungsfläche einzusparen. Die Fahrzeuge wirbeln beträchtlich Staub auf.

Vorgestern haben wir das Burgund verlassen und mit der Überquerung des Flusses Allier die Auvergne betreten. Die Gegend wirkt gepflegter, es hat deutlich weniger verlassene und verfallene Häuser.
Ab jetzt können wir auch die Etappen besser einteilen (meistens).
Heute sind wir in einer neuen Pilgerherberge (2012 eröffnet). Die Herbergseltern bemühen sich liebevoll um uns drei.

Mittwoch, 4. September 2013

40. Tag, Mittwoch, 4.9.13

Le Veurdre - Valigny, 22 km
In unserem 20 Betten-Zimmer roch es muffig. Da half die ganze Lüfterei nichts.
Um sieben krochen wir aus den Schlaftüten, um halb acht gab es Frühstück und um viertel nach acht raus aus der Hütte. Gashahn zudrehen, Lichter löschen, Türen und Fenster schliessen, Schlüssel verstecken und dann los. Heute war es schon früh deutlich wärmer als gestern. Um halb zehen passierten wir in einem Dorf einen hübsch gepflegten Rastplatz. Diese Gelegenheit nutzten wir für eine kleine Rast. Zur Mittagszeit gab es in Lurcy einen Kaffee und frisches Baguette konnten wir auch kaufen.
Am Nachmittag wurde es so heiss, dass wir uns flüssig ernährten, d.h. Wasser, Wasser, Wasser und etwas Fruchtsaft. Etwa drei km vor dem Ziel war die Luft endgültig draussen. Nichts mehr zum verbrennen und Energie erzeugen. So mussten wir schnell Baguette und Chorizo auspacken und ohne Apetit etwas essen. Danach ging es wieder einigermassen. Bei 32° erreichten wir um vier unser Hotel. Mangels anderer Möglichkeit haben wir uns dafür entschieden. Nochmal
11 km anhängen für eine andere Unterkunft wäre einfach zuviel.

Dienstag, 3. September 2013

39. Tag, Dienstag, 3.9.13

St. Parize-le-Châtel - le Veurdre, 22 km
Heute in der Früh, es war noch kaum dämmerig, hörte man die Geräusche der Kehrichtabfuhr. Die sind jeweils sehr früh, bevor der Berufsverkehr und die Hitze einsetzen. Für mich hiess das: auf die andere Seite drehen und weiter schlafen.
Tagwache war dann um sieben, Frühstück um halb acht, Aufbruch um viertel nach acht. Es war noch kühl, so haben wir noch die Hosenbeine montiert und die Jacken angezogen. Bei frischen Temperaturen sind wir los marschiert.
Bald schon hörten wir wieder die Motoren auf der Rennstrecke von Magny-Cours. Unser Weg führt in grossem Bogen um das Areal. Zur Mittagszeit wollten wir die Kirche von St. Pierre-le-Moûtier besichtigen. Jeanne d'Arc hat auf ihrem Feldzug eine Nacht in diesem Ort verbracht. Ihre Figur steht in vielen Kirchen Frankreichs. Bloss war die Kirche geschlossen.
Aber Mittagslunch konnten wir kaufen. Ausnahmsweise hat das funktioniert.
Im Schatten einiger Bäume und Sträucher setzten wir uns später für eine Rast hin. Der Boden ist so sehr ausgetrocknet, da bleibt nichts an der Kleidung haften. Die Wiesen und Felder sind so gelb, dass man sich fragt was für Futter denn die Tiere noch finden.
So gegen drei trafen wir vor Marie von Livry ein. Livry war ; das zweitletzte Dorf heute. Pause machen, Toilette suchen .... und wie gerufen kam die freundliche Gemeindesekretärin und schloss die Aussentoilette auf. Dann füllte sie unsere Flaschen mit frischem, kühlem Wasser, erkundigte sich wo wir schlafen und telefonierte sogar für uns. Sie erklärte uns den Weg, da unser Schlafplatz drei km abseits der Route liegt.
In Le Veurdre haben wir uns mit Lebensmitteln für das Nachtmahl und Frühstück eingedeckt. Dann machten wir uns auf die Suche nach der Ferme. Drei km Ausserhalb, mitten in der Prärie und absolut einsam, mit Blick auf den Fluss Allier befinden sich die Häuser. Wir sind zu dritt und haben das ganze Anwesen für uns allein! Wir geniessen einen fantastischen Abend.

Montag, 2. September 2013

38. Tag, Montag 2.9.13

Nevers - St. Parize-le-Châtel, 21 km
Nach einem guten, ausgiebigen Frühstück sind wir um 9 Uhr losmarschiert. Nach dem Überqueren der Loire machten wir beim Campingplatz eine Kaffeepause, einfach weils dort so schön war. Zum Glück haben wir das dort noch genossen, später fand sich kein Restaurant mehr, obwohl es im Guide versprochen war.
Nachmittags um 14.15Uhr trafen wir in der Ortsmitte von Magny-Cours ein. Dieser Ort ist bekannt wegen der Formel-1 Rennstrecke. Austragungsort des Grand-Prix 1991 bis 2008. Die Rennstrecke befindet sich etwa drei km neben unserer Route. Von weitem sahen wir die Anlage und hörten auch das Röhren der Motoren auf der Trainingsstrecke.

Magny-Cours hat in der Ortsmitte den 'Goldenen Löwen'! Ahnt der Leser was nun kommt? Die Wirtin war gerade am schliessen .... aber uns hat sie noch eingelassen! Weil die Küche aber schon zu war, hat sie uns einen Fleischteller und einen Käseteller gemacht. Das haben wir so sensationell nett gefunden, dass wir kein Krümel übrig liessen. Hinterher konnten wir nicht mehr laufen. Der Kirchplatz bot zwei Bänke im Schatten. Willkommen für die Verdauungspause.

Als wir wieder marschieren konnten, heizte uns die Sonne mächtig ein. Da können vier km recht lang sein. Mit etlichen Kurzpausen im Schatten grosser Eichen am Wegrand schafften wir den Rest auch. Nun sind wir wieder in einem Privathaus das Pilger beherbergt. Norbert ist mit dem Schlummervater bereits am besprechen wo wir morgen übernachten könnten. Für Heiner und mich ist das sehr bequem, da ich nur wenig und Heiner gar nicht französisch spricht.

Sonntag, 1. September 2013

37. Tag, Sonntag, 1.9.13

Ruhetag in Nevers. Nach dem gestrigen 30 km Marsch ist heute ein wohlverdienter Ruhetag. Fruehstueck um neun, dann gemuetlicher Stadtbummel. Nevers, eine Stadt mit ca. 41000 Einwohnern, Schloss, Kirchen,Park etc., da kann man einiges Besichtigen. Am Nachmittag langsam zurueck schlendern, ein Nickerchen machen, Karten schreiben und den Blog verfassen.