Samstag, 29. April 2017

29.04.17, Orio

Samstag. Wir kraxelten auf den Berg hinter dem Campingplatz. Es sind 376 Höhenmeter, es brauchte einiges an Schnauf und Kraft bis wir oben waren.
Beim Gipfelkreuz wurden wir mit einer schönen Aussicht auf den tiefblauen Atlantik belohnt.
Hier wollten wir unseren Lunch geniessen. Heiner packte Brot, Wurst und Bier aus und mit einem entsetzten Gesichtsausdruck registrierte er, dass er beim Hosenwechsel vor der Wanderung alle wichtigen Utensilien vergessen hatte. Allem voran: das Taschenmesser! Sehr wichtig wenn man(n) Bier öffnen will. Der grosse Stein neben uns hatte zwar eine geeignete Kante, aber er war zu weich. Beim Zaunpfosten klappte es schliesslich und Mann konnte den kostbaren Gerstensaft in die trockene Kehle giessen.

Beim Abstieg auf der anderen Seite des Hügels stiessen wir auf den Camino de la Costa, dem Pilgerweg der Küste entlang. Vor vier Jahren sind wir mit dem Bus von Orthez (F) bis Bilbao (E) gefahren. Hier sind wir (noch) nicht durch gekommen. Heute machten wir nun vier von den fehlenden 250 Kilometern. Eingangs Orio lag auf der linken Seite die Pilgerherberge San Martin. Wir fanden beide, die sieht gut aus.
Kurze Zeit später kamen uns zwei Pilger entgegen. Hmmm? Sind die auf dem Heimweg? Normalerweise steuert man die Herberge von der anderen Seite an. Der Mann fragte uns auf spanisch, ob es noch weit sei bis zur Herberge San Martin. Ich antwortete auf deutsch, nein, nur etwa 200 Meter. Sofort wechselte er die Sprache, er war Deutscher. Ich wollte wissen, ob sie auf dem Heimweg seien, Santiago sei doch in die andere Richtung. Nein, sie haben heute in Hondarribia begonnen, seien bis San Sebastian marschiert und hätten kein freies Bett gefunden. Weder Herberge noch Pension noch Hotel, alles belegt wegen einem Fest. Sie haben telefonisch in Orio nachgefragt und hier freie Betten gefunden. Jetzt seien sie mit dem Bus gekommen, morgen müssen sie halt zurück fahren. Wir erzählten, dass wir vor vier Jahren auch den Küstenweg gemacht haben, es sei wunderschön. Ja, das haben sie auch gehört und gelesen, deshalb wollen sie jetzt diese Strecke machen. Wie wir den Küstenweg insgesamt gefunden hätten, wollten sie wissen. Wir erzählten ein wenig und ich erwähnte, dass es Pilger gebe die finden: der 'Spirit' wie auf dem Camino Frances, der fehle hier. Er grinste, deutete auf seine Partnerin und sagte: „ich habe meinen 'Spirit' vom Camino Frances dabei. Wir haben uns dort kennen gelernt. Schön.
Wir stiegen weiter ins Dorf ab, umrundeten die auf Fels gebaute Kirche und amüsierten uns über die, im wahrsten Sinne des Wortes, Felsnase.

Freitag, 28. April 2017

28.04.17, Orio, San Sebastian

Freitag. Nun sind wir endgültig in Nordspanien. Wir sind heute über Hügel und sogar zwischen Bergen durchgefahren. An den Hängen hatte es Mischwald in zartem Frühlingsgrün oder saftige Wiesen. Weit entfernt sahen wir sogar etwas Schnee.
Wir sind auf dem letzten Übernachtungsplatz in Spanien angelangt. Noch einmal stehen wir am Atlantik und geniessen das Rauschen der Wellen.
Ab Sonntag geht es quer durch Frankreich.

27.04.17, Burgos

Donnerstag. Burgos ist eine wichtige Station auf der Via Frances, einer Hauptpilgeroute nach Santiago de Compostela. Wir sahen unzählige Wegmarkierungen, Unterkünfte, Pilgermenues auf den Restauranttafeln angeschrieben und natürlich Pilger, eindeutig markiert mit der Muschel am Rucksack. Viele Erinnerungen kamen auf. Weisst du noch vor vier Jahren?
Heute marschierten wir auch 16 Kilometer, nur mit leichtem Gepäck, dafür gut eingepackt und mit Mütze und Handschuhen.
Am Fluss entlang bis in die Stadt, Stadtbesichtigung, dann Aufstieg zur Burganlage um oben enttäuscht festzustellen, dass die Anlage nur Samstag, Sonntag und an Feiertagen geöffnet ist. Danach durch den weitläufigen Wald in weitem Bogen zurück zur Stadt und nochmal dem Fluss entlang bis zum Campingplatz.

26.04.17, Burgos

Mittwoch. Ein weiterer Fahrtag und 240 Kilometer weiter nördlich sind wir bei Burgos auf dem Campingplatz. Es ist sehr viel kühler und der Nordwind bläst. Für die Nacht sind kalte Minus ein Grad gemeldet. Brrrr! Das sind wir uns nicht mehr gewohnt.
Ausgerüstet mit Pullover, Jacke und Halstuch spazierten wir dem Fluss Arlanzón entlang bis wir halb durchfroren waren, kehrten um und strebten eilig unserer warmen HeiMatd zu. Zum Znacht bereitete ich wieder einmal einen wärmenden Eintopf. Das war nötig und hat gut getan.

Dienstag, 25. April 2017

25.04.17, Salamanca

Dienstag. Salamanca, die älteste Universitätsstadt Spaniens ist wirklich einen Besuch wert.
Auf dem Radweg fuhren wir vom Campingplatz dem Fluss entlang bis zur romanischen Brücke. Dort parkten wir unsere Drahtesel und erkundeten die Altstadt zu Fuss.
Tür und Innenhof der Bibliothek.
Am späten Nachmittag radelten wir zurück, genossen unser Bier draussen vor dem Wohnmobil. Später war es, zum draussen essen, zu kühl und windig.

Montag, 24. April 2017

24.04.17, Salamanca

Montag. Wir sind heute 200 Kilometer weiter gefahren und in Salamanca gelandet. Hier ist heute Feiertag! Wasserfest, traditionell am Montag nach der Osterwoche. Viele Restaurants sind geschlossen, die Familien machen grosses Pick-nick, am liebsten am Fluss.

Sonntag, 23. April 2017

23.04.17, Caceres

Sonntag. Heute sollte es wieder einmal eine Wanderung sein. Caceres, Hauptstadt der Extermadura liegt in einem schönen Wandergebiet. Staubige gelbrote Pisten ziehen sich über die umliegenden Hänge, links und rechts neben dem Weg gibt es zumeist stachelige Büsche, ab und zu steht eine schattenspendende Korkeiche.
Wir genossen das marschieren, von oben die Aussicht und haben unterwegs sogar zwei Schlangen gesichtet. Zuerst glaubte ich sie seien tot, dann verschwand die eine eilig und die andere züngelte unaufhörlich. Da gingen wir lieber in einem Bogen daran vorbei.
Gegen Mittag wurde es sehr warm, wir waren froh, als wir die Stadt erreichten. Wir setzten uns an einen Tisch im Schatten und bestellten Tapas und Bier.
Die Altstadt zog uns in ihren Bann. Ein sehr gut erhaltener Stadtkern, ebenfalls UNESCO Weltkulturerbe und beinahe autofrei. Vieles renoviert mit Rücksicht auf die sehr alten Fassaden. Wir hätten noch lange durch die Gassen schlendern können, aber der Rückweg war noch weit.
Auf dem Campingplatz schauten wir, wie viele Kilometer unser GPS aufgezeichnet hatte: es waren 13 Kilometer und noch etwa einer den es wegen schlechtem Empfang nicht aufgezeichnet hatte. Kein Wunder sind meine Beine nun müde.

Freitag, 21. April 2017

21.04.17, Evora

Freitag. Während wir frühstückten, wusch zwei Stellplätze weiter vorn ein Engländer seinen Camper. Mit Eimer, Schrubber und viel Schaum. Den Wasserschlauch montierte er kurzerhand an der Frischwasserzapfstelle. Beim Ausgang, direkt neben der Abwasserstelle hätte es für solche Fälle eine Autowaschbucht. Noch weniger konnte ich seine Aktion verstehen, als ich feststellte, dass er eine Stunde später den Campingplatz verliess.
Wir gingen zu Fuss in die Altstadt. Voller Vorfreude hatte ich meinen Fotoapparat griffbereit. Im Portugalbuch steht: Evora die weisse Stadt zählt zu den bedeutendsten Kunst- und Kulturstädten Portugals. Es hat tatsächlich einige schöne weisse Häuser und in der Altstadt sind sämtliche Gassen mit altem Kopfsteinpflaster versehen. Störend sind die unzähligen Autos die auch durch die engsten Gassen fahren. Da sind keinerlei Bestrebungen für Fussgängerzonen spürbar. Sehr schade. Der mittelalterliche Stadtkern würde an Ausstrahlung gewinnen, wenn er autofrei wäre.
Vom Dach der Kathedrale genossen wir die Aussicht. In der Ferne sahen wir die Bogen des Aquädukts aneinandergereiht wie eine Perlenschnur. Diese römische Wasserleitung hat auch heute noch eine imposante Länge.
Und wie die meisten Evorabesucher gingen auch wir in die Capela dos Ossos, die 'Knochenkapelle'. Hier wurden die Wände, Pfeiler und Bogen mit menschlichen Knochen gestaltet. Mit einem leichten Gruseln las ich auf einer Tafel: wir, die Knochen die hier liegen, warten auf Eure. Die Knochenkapelle entstand aus einer Notwendigkeit. Im 16. Jahrhundert waren die Friedhöfe von Evora überbelegt. Die Gebeine wurden exhumiert um Platz für neue Körper zu schaffen. Die Knochen wurden respektvoll in der Capela, einem Gebetsort, eingemauert.
Bei allem Respekt: ich war froh wieder draussen an der Sonne zu sein.