Dienstag, 27. Juni 2017

27.06.17, Sodankylä – Tankavaara

Dienstag. Wir verabschieden uns auf dem Campingplatz in Sodankylä, fahren zum Einkaufszentrum und rüsten auf für die nächsten Tage. Was folgt, ist nur spärlich besiedeltes Gebiet und wir stehen die nächsten beiden Nächte vermutlich irgendwo.
Auch heute sehen wir Rentiere seitlich auf einem Feld. Sie stehen ruhig grasend genügend weit von der Strasse weg, so dass ein gutes Vorbeikommen gewährleistet ist.
Wir stoppen in Tankavaara. Das Goldgräberdorf und Museum wollen wir sehen. Und Frau wünscht sich seit der Kindheit einmal Gold waschen zu können. Als erstes fallen uns die Restschneehaufen ins Auge. Auf jeden Fall müssen wir uns genügend warm anziehen. An der Theke im Sommercafe können wir den Museumseintritt bezahlen und uns fürs Goldwaschen anmelden.
Eine Flut von Informationen stürmt im Museum auf uns ein. Da hat es Wissenswertes über Goldfunde und die Goldwaschkultur von der ganzen Welt. Auch Deutschland, Österreich und der Schweiz ist je ein Abteil gewidmet. Die Goldschürfkultur vergangener Jahrhunderte bis in die Neuzeit ist dargestellt. Schon ist es Zeit unsere Goldwaschpfanne zu fassen und dem Guide aufmerksam zuzuhören. Er instruiert uns in der richtigen Technik und dann dürfen wir selber probieren. Brrrr, ist das Wasser kalt. Wir rütteln und schütteln, giessen ab, rütteln, schütteln, schwenken bis nur noch ganz feiner Sand in der Pfanne ist. Nun gilt es vorsichtig weiter zu schwenken, schütteln, abgiessen bis nur noch ein winziger Rest feiner Sand hängen bleibt und GOLD. Wir sind nicht reich geworden dabei. Am Schluss haben wir wenige Körnchen Gold und einen kleinen Hämatit. Spass hat es trotzdem gemacht und es ist interessant die Technik des Goldwaschens selber auszuprobieren.
Etwa zweihundert Meter weiter stehen die Hütten der ehemaligen Goldwäscher.
Einige sehen noch bewohnt aus. Vor einem Holzhaus stehen Tische mit Halbedelsteinen, Schmuck, Ringe, kleine Fläschchen mit Goldkörnchen und anderes mehr. Wir bleiben stehen, betrachten die Auslage und unterhalten uns dabei. Die Tür geht auf und ein Mann begrüsst uns auf deutsch. Offensichtlich der Besitzer, erzählt uns, dass er seit dreissig Jahren die Saison hier verbringt und den Rest vom Jahr (gezwungenermassen) in Deutschland seine Brötchen verdient. Die Zeiten haben sich geändert, es kommen nicht mehr viele Interessierte und die die kommen machen Fotos, gehen im Restaurant auf die Toilette und gehen wieder, ohne Zeit und Geld in den Besuch von Tankavaara zu investieren. Seine Worte tönen bitter und desillusioniert, mit einem Hauch von Traurigkeit. Mit einer umfassenden Handbewegung sagt er: „schauen sie sich um, wir haben Hauptsaison, wo bleiben die Leute? Immer muss alles ganz schnell gehen. Die Besucher gehen ins Goldmuseum und dann verschwinden sie wieder. Die wenigsten schaffen es bis nach hinten in die Mine. Dabei kann man dort noch richtig Gold waschen, mit den Füssen im Wasser.“ Mit diesen Worten hat er mich an der Angel. So habe ich mir das vorgestellt. Das beim Museum ist die 'light' Version. Wir verabschieden uns und streben zur Mine. Ein junger Mann ist am Holzhacken, das Feuer vor dem Unterstand brennt. Wir sehen die Abteile die für die Goldwaschmeisterschaft, die im August hier statt findet und etwas daneben genug Platz um selbst aktiv zu werden. Der Junge Mann zeigt uns wo wir unsere Schuhe gegen Stiefel tauschen können, dann führt er uns zum 'Tatort'. Inzwischen sind noch ein paar Neugierige gekommen, aber niemand will sich als Goldwäscher betätigen. Schliesslich kommt doch noch eine Frau, ebenfalls aus der Schweiz und ein russisches Paar. Wir erhalten grosse Pfannen und eine Schaufelladung sandige Erde zum waschen. Das fühlt sich anders an, als die Spielerei beim Museum. Im grossen Waschbecken setzen wir uns auf Holzbalken, halten die Pfanne zwischen den Knien ins Wasser und schwenken.
Wir haben genug Zeit um auch ein zweites und drittes Mal eine Pfanne voll Material zu waschen. Die Ausbeute bleibt gering.
Durchfroren und mit voller Blase eilen wir zum Restaurant. Sollen wir über Nacht hier bleiben oder uns etwas anderes suchen? Bei einer Tasse Kaffee beschliessen wir den Stellplatz zu benützen, unseren Herd kalt zu lassen und im urigen Restaurant, das uns empfohlen wurde, zu essen.

1 Kommentar:

  1. Liebe Madeleine, Herzlichen Dank für deine spannende Geschichte vom Goldwaschen.Es ist alles so interessant, denn alles ist Neuland für mich! So toll, dass ich diese Weise etwas vom Norden erfahre!! Weiterhin gute Fahrt wünschen euch Myrta und Fredy

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