Sonntag. Wir packen unsere Sachen, heute haben wir ein Date mit dem Weihnachtsmann. Nur fünf Kilometer von Rovaniemi entfernt befindet sich das Weihnachtsmanndorf. Mitten in der Anlage überschreitet man den Polarkreis. Dies ist natürlich unsere erste Handlung vor Ort.
Als zweites gehen wir in ein Restaurant, wir wollen Rentierfleisch probieren. Im Restaurant sind wir die ersten Gäste, das Lokal liegt etwas versteckt, die meisten Besucher bleiben in der Cafeteria des Souvenirshops hängen. Der Kellner reicht uns die Karte, überlässt uns die Wahl des Tisches und sagt: wenn ihr gewählt habt kommt ihr zum Tresen und bestellt, wir bringen das Essen nachher zum Tisch. Wir studieren das Angebot, wählen aus und bestellen. Mit einem strahlenden Lächeln zeigt uns der Kellner das Titelbild auf der Speisekarte: it's me! Tatsächlich der Finne in der schönen Tracht mit einem prächtigen Rentier an der Hand ist unser Kellner. Ich will wissen ob das sein Rentier sei. Er strafft stolz seine Schultern, natürlich ist das meins, gibt er zur Antwort. Er geniesst sichtlich unsere bewundernde Blicke.
Wir speisen ausgezeichnet zu einem sehr moderaten Preis.
Mit wohlgenährten Bäuchen wagen wir uns in die Stube des grossen Helden. Da sitzt er in seinem roten Gewand, der wallende weisse Bart reicht beinahe bis zum Gurt. Where are you from? Will er wissen. Oh, aus der Schweiz, ein sehr schönes Land. Was macht ihr hier, seid ihr in den Ferien? Wollt ihr auch wandern in Finnland? Viele Leute kommen her und machen Wanderungen. Wollt ihr euch zu mir setzen und ein schönes Foto machen? Und ob wir wollen! Ich habe extra Brummi und Eisbär eingepackt, die beiden Stofftiere von unseren Enkelkindern müssen mit aufs Bild. Der Weihnachtsmann lacht herzlich als er die Tiere sieht. Klar dürfen die mit aufs Foto. Wie heissen die Bären und wie heissen die Kinder will er wissen. Ich bin froh, dass nicht so ein grosser Andrang herrscht. Ich bezweifle, dass ich den Mut gehabt hätte die Tiere inmitten Wartender auszupacken.
Nun bleibt uns noch der Besuch im Postamt. Von hier kann man seinen Lieben daheim eine Postkarte schicken. Vor dem Kamin lagern Säcke mit Briefen von Kindern aus aller Welt. In einer als Weltkugel geformten Schale liegen die neuesten Briefe. Säuberlich gebündelt von den Postämtern in den Herkunftsländern.
Ich empfinde es als wunderschön, dass die Kinderbriefe an den Weihnachtsmann von allen Poststellen hierher nach Finnland geschickt werden.
Es stehen Tische da, man kann sich hinsetzen und Postkarten schreiben. Das Tischblatt ist mit einer Scheibe abgedeckt, darunter sieht man Briefe und Zeichnungen von Kindern. Ich sehe Briefe in französisch, deutsch, italienisch, englisch. Da fällt es uns nicht schwer selber einige Karten zu schreiben.
Wir verlassen das Postamt, es ist Zeit weiter zu fahren. Unser Ziel: Sodankylä, 130 Kilometer nördlich des Polarkreises. Aufmerksam achten wir während der Fahrt auf die Umgebung. Plötzlich sehen wir unterhalb der Böschung auf der anderen Strassenseite eine Gruppe von sechs Rentieren. Eines ist eben im Begriff die Böschung zu erklimmen. Wir können gut vorbei fahren, der nachfolgende Lastwagen muss anhalten.
Der Campingplatz in Sodankylä ist für Wohnmobilisten eher ein Durchgangsplatz. Wir möchten zwei Nächte bleiben. Zum einen: hier hat es eine vernünftige Waschmaschine und Trockner, die Bettwäsche ist überfällig, zum anderen: Blog und Tagebuch sollten nachgeführt werden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen