Gestern Abend als wir ins Restaurant wollten ging gerade ein heftiger Graupelschauer nieder. Nach einigen Minuten konnten wir das Haus verlassen und sogar ohne Schirm ins Dorf gehen. Auch auf dem Heimweg wurden wir nicht nass. Der Vollmond blinzelte hinter den Wolken hervor und in der Ferne sah man es blitzen. Das Gewitter kam mit heftigen Sturmböen schnell näher. Die ganze Nacht hörten wir es draussen immer wieder pfeiffen, rütteln und prasseln.
Um acht Uhr dämmerte ein herrlicher Morgen. Die Streifen am Himmel liessen uns auf Sonne hoffen. Jedoch mussten wir Mütze und Handschuhe und lange Unterhosen anziehen. Auf den nahen Bergspitzen war es leicht Überzuckert.
Als wir im Restaurant beim Morgenkaffee sassen, sahen wir die drei Spanierinnen die mit uns in der Herberge in San Vicente waren, das Haus verlassen. Sie hatten im selben Ort übernachtet.
Die ersten Kilometer gingen entlang der Strasse, dann etwas über Feldweg und wieder entlang der Strasse. Wegen dem Bau der Autobahn ist der Jakobsweg hier zum Teil provisorisch markiert.
Nach dem zweiten Kaffeehalt ging es dann auf wunderschönem Küstenweg weiter. Zwischen Weiden und Eukalyptuswäldchen schlängelte sich der Wanderweg mehr oder weniger weit vom Meer entfernt. Oft entstand das Gefühl in der Schweizer Bergwelt zu laufen: Kuhglocken, sattgrüne Wiesen, Hügel, Täler, überall Felsbrocken wie hingestreut. Dazu Sonnenschein der uns wärmte, wir konnten sogar Kleiderschichten entfernen. Und dann hörten wir es fauchen, zischen, donnern. Unser Weg führte wieder gegen die felsige Küste, war jedoch etliche Meter von den Klippen entfernt. Immer wieder zischte und fauchte es, dabei stieg weisser Wassernebel aus Erdlöchern. Die Bufones de arenillas! Ein Naturphänomen. Im Laufe der Zeit sind Aushöhlungen im Felsboden entstanden die bis ins Meer reichen. Bei starkem Seegang drängen die Wellen schwungvoll in diese Höhlungen und unter lautem Getöse schiessen die Enden der Brandungswellen wie Geysire hoch aus diesen Kratern. Wir hielten unsere Mittagspause neben diesem Schauspiel.
Am Nachmittag ging es auf einen 'Höhenweg' und der kostete uns Kraft und Energie. Es ging nicht einfach schön auf dem Panoramaweg, sondern immer wieder steil nach unten und wieder hoch. Ursprünglich wollten wir noch 3,5 Km weiter laufen, aber weder das Tageslicht noch unsere Kraft hätten gereicht. Beim Erreichen des Ortes Llanes trafen wir die drei Chicas wieder. Sie teilten uns mit, dass die Herberge cerrado (geschlossen) sei. Sie wollen jetzt 'comer' (essen) und dann ein Zimmer suchen.
Wir marschierten direkt zum Tourist Office und erhielten dort die Auskunft, dass die Unterkunft 'Estacion' offen sei. Tatsächlich hing dort ein Zettel mit einer Telefonnummer an der Tür. Auf meinen Anruf hin wollte die Hospitaliere in zehn Minuten kommen und öffnen. Es waren spanische zehn Minuten .... bei uns hätte man gesagt in einer halben Stunde.
Ahhh ... und eine weitere Stunde später stellten wir fest: das ist mehr eine Notschlafstelle als eine Pilgerunterkunft. Wir haben jedoch für uns allein ein abschliessbares Zimmer bekommen. Es hat überall Radiatoren ..... keiner ist warm. Nicht mal im Waschraum! Das braucht Überwindung zum duschen.
Bis jetzt scheint der spanische Teil des Weges landschaftlich schöner und interessanter zu sein als in Frankreich. Dafür lassen die Unterkünfte zu wünschen übrig, wie man aus Euren Berichten entnehmen kann. Ich hoffe, Ihr haltet trotz des kalten Wetters weiterhin so tapfer durch. Alles Liebe und weitethin viel Kraft.
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