Samstag, 30. November 2013

127. Tag, Samstag, 30.11.13

Navia - Ribadeo mit dem Zug.
Eigentlich wollten wir den ganzen Rest zu Fuss machen
.....
Wir hatten mit der Pension eine schlechte Wahl getroffen. Im Nachbarhaus war eine Discothek untergebracht. Wir glaubten es handle sich um ein ungenutztes Gebäude. Irrtum! Ausgang am Freitag / Samstag in Spanien bedeutet: ab ca. zehn Uhr ist man auf der Strasse vor den entsprechenden Lokalitäten. Man holt sich drinnen die Getränke, hält sich jedoch vorwiegend draussen auf. Das haben wir schon mehrfach erlebt, ist auch nichts dagegen einzuwenden. Unser Pech: die Lage unseres Zimmers im ersten Stock und das einfach verglaste Holzfenster. Dazu die Disco mit Betrieb bis morgens um sechs. Das zweite Problem war mein Magen der rebellierte und mich mehrfach auf die Toilette jagte. Geschlafen habe ich gar nicht und Heiner kaum. Entsprechend kraftlos fühlte ich mich nach dem Aufstehen. Wir packten unsere sieben Sachen zusammen und suchten eine Cafeteria die schon offen hatte. Zu meinem Glück mussten wir nicht weit. Dort entschieden wir mit dem Zug nach Ribadeo zu fahren. Erfahrungsgemäss brauche ich mindestens einen Tag Erholung wenn mein Magen retour verdaut. Marschieren würde nicht gehen, schon gar keine zwanzig Kilometer wie es heute geplant war.
Im Zug sassen wir im Trockenen und schauten wie sich draussen die Wolken entleerten. Ein Regentag mehr in der Sammlung.

Nun sind wir in Galicien und somit unserem Ziel nahe. Wir haben uns einen neuen Pilgerpass besorgt, auf der Zielgeraden braucht es zwei Stempel pro Tag und das hätte im Pass von Limoges nicht Platz.

Zur besseren Erholung haben wir uns ein Hotelzimmer geleistet.

Freitag, 29. November 2013

126. Tag, Freitag, 29.11.13

Luarca - Navia, 20 km
Heute morgen starteten wir bei vier Grad. Der Weg führte zwischen den Häusern steil bergauf. Es war sehr beeindruckend zu sehen wie die Häuser an die Berghänge gebaut wurden. Ich habe bewusst die Mehrzahl von Berghang gewählt weil vier verschiedene steile Hügel bebaut wurden. Im Hintergrund spannte ein langes Eisenbahnviadukt über das Tal des Rio Negro. Fotomotive zu Hauf.
Auf der Höhe angekommen befanden wir uns in hellem, wärmenden Sonnenschein. Bald konnten wir die dicke Jacke ausziehen und eine Stunde später auch die dünnere. Einige Kilometer ging es von Weiler zu Weiler zwischen den Feldern durch. Die Ortschaften waren jeweils nur eine Ansammlung von Häusern. Der Geruch von den Silageballen war allgegenwärtig. Hin und wieder auch anderer landwirtschaftlicher Duft, der uns veranlasste ganz flach zu atmen.
Wegen dem Bau der Autobahn wurde der Pilgerweg auch heute auf Teilstrecken umgeleitet. So führte ein neu angelegter, sehr breiter Waldweg über einen Hügel bei Hervedosa. Von weit oben hatten wir beste Sicht auf eine lange Strecke der sich im Bau befindenden Autobahn.
Plötzlich war der breite, neue Waldweg zu Ende. Tiefe Furchen vom Regenwasser machten das Passieren schwierig. Dann war die Unterlage zuerst ein normaler Waldweg und schliesslich ein Pfad den wir mit einem Bächlein teilen mussten.
Es ging steil abwärts bis wir auf die N 634 gelangten. Hier war diese Strasse sehr stark befahren, da die Autobahn noch nicht eröffnet ist. Etwa einen Kilometer zitterten wir dieser Strasse entlang. Immer bereit uns mit einem Sprung in den Graben zu retten. Lastwagen und Autos donnerten mit wenig Abstsnd an uns vorbei. Wir waren froh, als der Weg wieder weg von dieser Strasse und durch Wald führte. Da fühlten wir uns sicher. Es ging leicht bergab und im Tal auf grossen Steinen über einen Bach. Auf der anderen Seite wieder hoch und über einen kaum erkennbaren Wiesenpfad auf ein Dorf zu.
Die Ortschaften am heutigen Weg boten keine Übernachtungsmöglichkeit bis auf drei Kilometer vor unserem angestrebten Ziel. Der Camino führte an der Pilgerherberge vorbei: eine ehemalige Schule. Ausstattung wie gehabt. Wir liefen daran vorbei.
In Navia fragten wir im Tourist Office nach Pensionen. Es gibt deren drei, eine zu weit ausserhalb, die anderen beiden jeweils über einer Bar. Es ist Freitagabend .... heute braucht es wohl die Ohrenstöpsel.

Donnerstag, 28. November 2013

125. Tag, Donnerstag, 28.11.13

Cadavedo - Luarca, 15 km
In dieser Ferienwohnung hätte es uns auch noch länger gefallen. Pilger ziehen jedoch täglich weiter.
Heute lockte uns die Sonne. Herrlich ist es im Sonnenschein zu wandern. Anfangs trugen wir die Regenbekleidung als zusätzliche Schicht, bald war uns warm genug und wir konnten endlich wieder einmal ohne Regenhose und Jacke marschieren. Zu unserer Rechten sahen wir, wie gestern schon, immer wieder das Meer. Mal weiter weg, mal näher. Der Camino machte auch heute Schlaufen ins Landesinnere. Taleinschnitte, Felsen oder Sumpfgebiet werden meist weiträumig umgangen.
Mit unserem Pilgerführer waren wir heute nicht so glücklich, er beschreibt, dass die Beschilderung auf diesem Wegabschnitt nicht so gut ist. Leider ist die Beschreibung im Buch auch nicht besser. Normalerweise funktioniert beides zusammen wunderbar.
Nach dem Mittagshalt sind wir auf der Strasse weiter gegangen, hätten aber neben dem Restaurant die Betonpiste nehmen müssen. Wir haben es bemerkt bevor wir auf der Autobahn waren. Es waren bloss etwa 500 Meter in die falsche Richtung.

Die Betonpiste wurde bald zum Waldweg und dann zum schmalen Pfad der bergauf führte. Es wurde steil und immer steiler, die Steigung hätte für Stufen gereicht. Oben angekommen waren wir auf der Höhe der Autobahn. Im Tal unten hatten wir die Autobahn auf einer sehr, sehr hohen Brücke gesehen. Etwa zwei Kilometer ging es über dieses Hochplateau bevor der Camino über einen Wiesenweg in den Wald und wieder in ein Tal führte.
Auch heute verschmähten wir die Pilgerherberge die im ehemaligen Rathaus wäre. Wir fürchten mittlerweile diese Unterkünfte mit einem grossen Schlafsaal und ohne Möglichkeit sich ein heisses Getränk zu machen, von den eiskalten Duschen will ich gar nicht mehr schreiben.
Der Jakobsweg ist gut auch im Winter zu machen, es wird einfach teurer wenn man statt in die meist ungeheizten Alberques in Pensionen oder Hotels unterschlüpft.

Im hübschen Hafenstädtchen Luarca hat man einige Möglichkeiten für eine warme Unterkunft. Etliche Einrichtungen am Weg bieten Pilgerrabatt.

In unserem Buch steht: sieben Brücken überspannen den Fluss, der mit der Mündung im Hafen und dem zwischen Bergen eingezwängten Stadtzentrum ein sehenswertes Stadtbild ergibt. Ende Zitat.
Es ist tatsächlich sehenswert.

Mittwoch, 27. November 2013

124. Tag, Mittwoch, 27.11.13

Soto de Luiña - Cadavedo,
24 Km,
In Spanien bisher schon gelaufen: 350 Kilometer
Noch zu marschieren bis Santiago: 271 Km!

Liebe Blogleser/innen,
eure Kommentare freuen uns und geben den nötigen 'Kik' jeden Abend das Mobile phone zu schnappen und zu 'döggele'. Meist benötige ich zwischen einer und zwei Stunden um den Text einzugeben und in eine lesbare Form zu biegen. Wenn meine Finger so schnell wären, wie man das bei den Jungen sieht, wäre ich auch schneller fertig. Nun zieht es sich halt wie ein roter Faden durch das Ganze: langsam im Pilgern, langsam im Fotografieren, langsam im Schreiben, langsam in allem. Ich glaube man Tituliert solche Typen auch als Blümchenpilger. Das stört uns jedoch gar nicht, für uns stimmt es so.

Heute haben wir, bis einen Kilometer vors Ziel, keinen Tropfen Regen gespürt. Dann gab es etwas hohe Luftfeuchtigkeit, zum nass werden reichte es nicht. Den ganzen Tag war der Himmel mehr oder weniger stark bewölkt, zwischendurch schaute die Sonne wo wir sind. Zum wandern hatten wir angenehme acht Grad und etwas Wind.

Gestern Abend bekamen wir Besuch vom Hospitaliero Pepe. Ohne dass wir eine gemeinsame Sprache konnten, erklärte er uns den weiteren Weg, wann und wo wir uns verpflegen können und wie lange der Supermercado offen hat.
Um acht Uhr gingen wir zum empfohlenen Restaurant. Die Tür war abgeschlossen. Zwar hatte Pepe gesagt man soll klopfen wenn abgeschlossen ist, wir trauten uns das nicht. Zudem gab es noch ein anderes Restaurant im Ort das Pilgermenue anbot. Bevor wir uns umdrehen konnten, wurde die Tür von innen geöffnet und eine Señora lud uns mit einer Handbewegung ein einzutreten. Im Restaurant war ein Tisch gedeckt .... für zwei Personen ....?! Offenbar sind wir erwartet worden. Eilt uns unser Ruf voraus?
Des Rätsels Lösung gab es heute morgen: Pepe ist der Besitzer des Restaurants.
Er schaute, nach unserem Frühstück, dass wir den richtigen Weg gingen. Wir sollen auf der alten N 632a gehen. Da fahren kaum noch Autos und die Strasse ist zum jetzigen Zeitpunkt besser als der Camino. Wir hätten uns heute auf jeden Fall an die Fahrradroute gehalten.
Eine Strassenetappe hat den Vorteil dass man schneller voran kommt. Trotzdem mussten wir einige Male Fotostopps machen. Heute waren die gigantischen Autobahn- und Eisenbahnbrücken unser bevorzugtes Motiv.

Um halb fünf kamen wir im Dorf Cadavedo an. An der Pilgerherberge steuerten wir absichtlich vorbei. Keine Lust auf eine kalte, feuchte Bude. Lieber mit müden Knochen noch einen Kilometer weiter und dafür ein warmes Zimmer und vor allem: ein warmes Badezimmer!
Vor Ort, beim Casa Carin, schien niemand da zu sein. Beim Versuch zu telefonieren wurde der Anruf nicht entgegen genommen und bei der zweiten Nummer konnte die Teilnehmerin nicht englisch. Sie sagte ich soll die andere Nummer anrufen 'por angles'. Auch der zweite Versuch dort brachte nichts. Wir glaubten schon, wir müssen doch ins Dorf zurück und in die 'etwas feuchte' Alberque, als eine Señora aus dem Nachbarhaus kam. Die nur spanisch sprechende Telefonempfängerin hat gemerkt, dass wir schon vor der Tür stehen und keine Erklärungen brauchen. Sie fragte: 'Habitation'? 'Si, por favor'. Und was wir für ein 'Habitation' (Zimmer) bekommen haben. Es ist eine Ferienwohnung mit allem drum und dran. Sogar eine Waschmaschine steht zur Verfügung. Die Señora brachte uns Waschpulver und fürs Frühstück: Milch, Kaffeepulver und kleine Küchlein. So eine liebenswürdige Gastgeberin.

Heute gab es Abendrot am Himmel. Dürfen wir uns auf schönes Wetter freuen?

Dienstag, 26. November 2013

123. Tag, Dienstag, 26.11.13

Cudillero - Soto de Luiña,
10 Km
Die grössten Herausforderungen waren heute morgen: erstens ohne Kaffee, ohne Frühstück losmarschieren, zweitens: nicht den Zug nehmen sondern am Bahnhof vorbei laufen.

Unser Wetterprophet prophezeite wie gestern: bewölkt und 10% Regenwahrscheinlichkeit. Na ja .... trotzdem wurden wir vor gröberen Regengüssen verschont.
Nach ca. drei Kilometer stiessen wir auf ein offenes Restaurant. Frühstück! Kaffee! Vor Beginn unserer Reise konnte ich mir nicht vorstellen ohne wenigstens einen Kaffee im Magen aufzubrechen. Jetzt heisst es oft: sehen wir mal was uns begegnet.

Zur Lunchzeit schien sogar die Sonne. War das ein schönes Gefühl im Pullover auf einer Bank zu sitzen und nicht zu frieren.
Heute marschierten wir eine Teilstrecke auf der Fahrradroute. Sehr steil bergauf und bergab auf schmalen Waldwegen wollten wir so viel wie möglich vermeiden. Am Nachmittag wagten wir uns trotzdem auf einen solchen Pfad. Die Sonne schien meist und liess das Herbstlaub, die Bäume, das Moos in intensiven Farben schimmern. Der Wind rauschte durch die Eukalyptusbäume und hüllte uns in Duftwolken. Kurz vor Soto de Luiña gelangten wir wieder auf die Strasse.
Im Dorfzentrum konnten wir in einer Bar den Schlüssel für die Herberge holen, uns Einschreiben und das Donativo bezahlen. Auch hier ist die Herberge in der alten Schule. Keine Heizung, keine Kochmöglichkeit, keine Mikrowelle, viele Betten, noch mehr Matratzen, genügend Wolldecken. Im Dorf ist bei einem Restaurant angeschrieben: Pilgermenue. Etwas warmes essen damit uns von innen geheizt wird!
Wir freuen uns, wenn wir ein nächstes Mal wieder ein geheiztes Quartier bekommen.

Montag, 25. November 2013

122. Tag, Montag, 25.11.13

Avilės - Cudillero.
Avilės - Soto del Barco mit dem Feve (kleiner Zug) Soto del Barco - Cudillero 10 km zu Fuss.
Das Aufwachen heute morgen gestaltete sich wie die letzten Tage. Etwas weniger Regen wurde vorausgesagt, deshalb entschlossen wir uns eine Teilstrecke mit der kleinen Bahn zu fahren und die restlichen Kilometer zu marschieren. Der Zug ist etwa mit dem 'Läufelfingerli' zu vergleichen.
Unterwegs im Zug führten zwei beschwipste Spanier ein lautstarkes Streitgespräch. Der eine sass vorne im Waggon, der andere vier Abteil weiter hinten. Die Köpfe von den anderen Mitreisenden drehten hin und her. Fehlte nur noch, dass sich jemand einmischte. Wir durften glücklicherweise vorher aussteigen. Die Sonne schien sogar.
Zuerst mussten wir uns zurecht finden. Müssen wir nun nach links oder nach rechts gehen und wo finden wir die Muschelmarkierung?
Kaum hatten wir den Weg gefunden begann es zu regnen. Werden wir nun bestraft, weil wir mit dem Zug gefahren sind? Mann schimpfte lautstark und auch Frau rümpfte die Nase. Bei einem Balkon standen wir unter. Das letzte was wir wollten war die Fledermaus hervorholen und mit diesem Flatterding marschieren. Die Sicht wird doch recht eingeschränkt und auf schmalen Pfaden muss man aufpassen, dass man nicht hängen bleibt.
Die dunkle Wolke zog weiter, der Regen wurde schwächer und die Gemüter besänftigten sich wieder. Wir marschierten in normaler Regenbekleidung weiter.
Auf einer Nebenstrasse führte der Weg ins Tal und zum Fluss Nalón. Über die Brücke war für die Fussgänger kaum Platz. Da nicht so viele Fahrzeuge unterwegs waren, marschierten wir einfach auf der Fahrbahn. Auf der anderen Seite ging es weg von der Strasse auf einem sehr steilen Fusspfad nach oben. Auf der Höhe mussten wir erst einen Fotohalt machen und die Aussicht geniessen. Bald ging der Weg durch ein Dorf und wir hielten Ausschau nach einem Platz um unseren Lunch zu verzehren. Bei einem Pique-niquetisch stellten wir unsere Rucksäcke hin, packten sie jedoch gleich wieder weil jemand den Wasserhahn aufdrehte. Es war nur eine kleine, kurze Dusche aber unser Essen verschoben wir trotzdem.
Am Nachmittag ging es auf schönen und nassen Pfaden durch Waldgebiet. Es galt aufzupassen wo man hintrat. Bergauf, bergab, neben Bächlein, im Bächlein, über Stock und Stein. Die Kilometerangaben in unserem Buch können nicht stimmen. Auch wir Schneckenpilger brauchen nicht fünf Stunden für zehn Kilometer!
Zuguterletzt wollte es mit der Unterkunft auch nicht klappen und das Tourist Office hat am Montag geschlossen. Also: zwei Kilometer zurück zum Hotel Alvaro. Dort war angeschrieben 'Abierto' und 'Pilgertarif'. Vor der Tür stellten wir fest, dass niemand da war. Man konnte aber anrufen. Die Frau auf der anderen Seite begriff sofort, dass wir Peregrinos waren und ein Zimmer brauchten. Fife Minuts sollen wir warten, es kommt gleich jemand.
Wir konnten tatsächlich anmelden und bekamen im Gartenpavillon hinter dem Hotel ein schönes, geheiztes Zimmer.
Zum essen konnten wir 400 Meter weiter in ein Restaurant. Dort gab es so riesige Portionen, dass auch hungrige Pilger aufgeben müssen.

Sonntag, 24. November 2013

121. Tag, Sonntag, 24.11.13

Gijón - Avilės mit dem Bus.
Heute morgen beim Aufwachen 'hörte' ich das selbe Wetter wie seit Tagen: Regen. Nicht sehr motivierend zum aufstehen. Allein die Aussicht aufs Frühstück lockte. Seufzend schälte ich mich unter der warmen Decke hervor. Nach der heissen Dusche war ich auf Betriebstemperatur und konnte sogar ohne Stinklaune an den Tisch sitzen.
Danach hiess es wieder Rucksack packen, verabschieden, weiter reisen. Der Weg zum Busbahnhof war schnell gefunden, wir mussten bloss ein Stück weit dem Muschelzeichen in umgekehrter Richtung folgen. Ein letztes Foto am Hafen, natürlich mit Regen und das Versprechen: wir kommen wieder. Gijón gefällt uns.

Die Busfahrt nach Avilės dauerte 30 Minuten und kostete nur 2.40€ p.Person. Für uns sind das nach wie vor unglaubliche Preise.

Avilės gilt mit seinen 85'000 Einwohnern als Großstadt. Viel Industrie, vergangene und gegenwärtige, bringen einen gewissen Wohlstand. Es hat eine schöne und gepflegte Altstadt.
Unseren Übernachtungsplatz suchten wir zuerst bei der Pilgerherberge. Nachdem wir in unserem Buch nicht gerade Erfreuliches gelesen hatten, waren wir vorsichtig. Wir dachten, seit den Recherchen zum Buch sind vier Jahre vergangen, vielleicht wurde renoviert. Als wir jedoch die durchgerostete Eingangstür sahen, entschlossen wir uns ein Zimmer in einer Pension zu suchen. Feucht und kalt hatten wir schon zur genüge, das müssen wir uns nicht antun.

Mit dem Stadtplan in der Hand liefen wir ins Zentrum zurück. Immer wieder blieben wir stehen und schauten die schönen Gebäude an. Ein Mann kam zu uns und fragte was wir suchen. Als er merkte, dass wir deutsch sprechen, wechselte er in ein gebrochenes deutsch. Er zeigte uns zwei Wege zu günstigen Pensionen. Dann vergewisserte er sich, dass wir auch den richtigen Weg einschlugen. Nun war es einfach zu einem sauberen, günstigen Zimmer zu kommen. Wir logieren in einem schönen Altstadthaus im Zentrum und unser Zimmer hat einen Erker zur Fussgängerzone.

Samstag, 23. November 2013

120. Tag, Samstag, 23.11.13

Gijón
Jupi, wir haben keinen Dauerregen mehr! Aber ganz ohne Nass von oben geht es nicht. Zwischen halb zehn und halb zwölf war es richtig sonnig. Danach kauften wir uns einen Schirm, der sogleich eingeweiht wurde.
Wir besichtigten den Cerro de Santa Catalina, den Hügel auf der Halbinsel, mit den alten Befestigungsanlagen. Auf dem Weg zum Parque de Isabel la Catolica begann es einmal mehr zu regnen und wir verwarfen dieses Vorhaben wieder. Stattdessen wärmten wir uns in einer Cafeteria wieder auf und machten anschliessend einen ausgiebigen Schaufensterbummel. Als sich die Sonne nochmal hervorwagte machten wir einen Strandspaziergang und entdeckten dabei auch heute einen Regenbogen.
Während wir ein grosses Frachtschff bei der Hafeneinfahrt beobachteten zogen die nächsten schwarzen Wolken auf. Wir beschlossen in die Unterkunft zurück zu gehen, Siesta zu halten und wenn wieder Leben in der Stadt ist, nochmal einen Bummel zu wagen.


Wieder unterwegs suchten wir erfolglos einen offenen Tabaco Laden (dort kauft man Briefmarken).
Marschierten durch verschiedene Strassen und entschlossen uns, heute endlich in eine Sidreria zu gehen. Hier an der Nordküste wird der Sidra, der Apfelmost besonders gern und oft getrunken. Speziell ist jedoch die Art des Einschenkens: mit der einen Hand wird die Flasche so hoch wie möglich gehalten mit der anderen Hand hält man das Glas so weit unten wie möglich und in weitem Bogen wird eingeschenkt. Ziel dieser Übung ist so viel Sauerstoff wie möglich in den Most zu bringen um den Geschmack weiter zu verbessern.
Für spanische Verhältnisse waren wir natürlich zu früh zum essen, fanden jedoch glücklicherweise ein Lokal wo wir vor acht Uhr eine warme Mahlzeit bestellen konnten.

Wir haben gestern und heute soviele Kilometer kreuz und quer durch die Stadt gemacht, dass es sicher bis Avilės reichen würde. Da die Wegverhältnisse nicht besser geworden sind, nehmen wir morgen den Bus nach Avilės.

Freitag, 22. November 2013

119. Tag, Freitag, 22.11.13

Gijón.
In unserem Buch steht:
Gijón ist eine stolze Großstadt mit einem der schönsten Stadtstrände Spaniens. Trotzdem ist sie kein bekanntes Reiseziel, weil sie im Schatten der Provinzhauptstadt Oviedo und der bekannteren Küstenstädte San Sebastián, Santander und A Coruña steht. Somit ist Gijón ein Geheimtip für Spanienkenner geblieben. Ende Zitat.

Gijon ist wirklich eine Stadt die uns gefällt. Bloss das Regenwetter vergällt die Freude. Was macht man, wenn es immer wieder schüttet? Zuerst ausschlafen, dann gemütlich frühstücken. Frau wollte wieder die Haare kürzen lassen: also ein 'Peluqueria' suchen wo frau unangemeldet sofort im 'Dachgeschoss' erleichtert wird. Es hat funktioniert, obwohl zur Verständigung nur Handzeichen möglich waren. Keine der Coiffeusen konnte english.
Kaum waren wir wieder draussen wurden wir von oben begossen. Schnell flüchteten wir in eine Pizzeria. Zum Zeitvertreib und weil es zwölf Uhr war bestellten wir Pizzas. Normalerweise isst man in Spanien erst um halb zwei oder zwei Uhr. Abends entsprechend später, so um halb neun oder neun Uhr.
Wir bekamen unsere Pizzas und die schmeckten lecker. Danach bummelten wir zum Sporthafen, an der Strandpromenade entlang, genossen sogar einige Minuten Sonnenlicht und als die dunklen Wolken wieder ihre Last abwarfen, flüchteten wir ins Aquarium. Der Eintritt ist für spanische Verhältnisse teuer, aber es ist gut gestaltet und sehenswert.
Danach wollten wir etwas durch die Fussgängerzone flanieren, flüchteten jedoch vor dem wieder einsetzenden Schauer in unsere Unterkunft.

Um fünf, als die Geschäfte wieder öffneten, starteten wir nochmal. Wir gerieten in ein riesengrosses, mehrstöckiges Einkaufzentrum. Landeier blieben an jeder Ecke staunend stehen. Da war nun der Weihnachtsrummel schon angelaufen. Was da für die Kinder geboten wird ....! Und mit den Kindern kommen die Eltern resp. Grosseltern und alle konsumieren und kaufen ein.
Wieder draussen auf der Strasse versuchten wir den Weg zurück zu finden. Es ist ein Unterschied ob man bei Tageslicht oder bei Dunkelheit und Regen sich versucht zurecht zu finden.
Mann wollte schon zu schimpfen beginnen, als uns die Gegend doch bekannt vorkam. Pitschnass flüchteten wir in eine Bar und genehmigten uns die Medizin des Hauses.
Auf dem weiteren Weg sprachen uns drei Jugendliche an. Sie waren offensichtlich am Sammeln bezw. etwas Verkaufen. Ich sagte dem Mädchen ich verstehe kein spanisch, ob sie es auf englisch erklären könne. Oh, oh, o.k. english ... hilfesuchend schaute sie ihre Kameradin und den Kameraden an. Die beiden lachten nur und wussten auch nicht recht wie sie das nun formulieren sollten. Das Mädchen gab sich Mühe und versuchte zu erklären, dass sie diese Papiere (kleine Zettelchen) verkaufen und der Erlös für die armen Kinder dieser Welt sei. Ich gab ihr 2 €, sie strahlte und gab mir ein kleines Zettelchen. Später fragte ich den Kellner im Restaurant, ich verstehe nicht was auf dem Zettelchen geschrieben sei (es hatte eine Losnummer drauf). Er erklärte, damit könne man an der Ziehung am vierten Dezember eine Massage gewinnen. Ich habe ihm das Los überlassen, mit der Begründung im Dezember seien wir nicht mehr in Gijón. Draussen haben wir uns den Bauch gehalten vor Lachen.

Donnerstag, 21. November 2013

118. Tag, Donnerstag. 21.11.13

Villaviciosa - Gijon per Autobus.
Wettervorhersage: Regenwahrscheinlichkeit 100%
Das sah zum heulen aus heute morgen. Hätten wir uns nicht schon gestern für die Busvariante entschieden, heute morgen wären wir garantiert auf diese Idee gekommen. Um zehn Uhr öffnete das Tourist Office. Wir bekamen auf dem Stadtplan den Weg zum Busbahnhof eingezeichnet und einen Fahrplan. Die Distanz zur Station war nicht so weit und im grosszügigen Warteraum konnten wir sogar sitzen. Der nächste Bus fuhr um 11.20 Uhr, wir hatten Zeit zum warten. Der Regen verursachte einen dichten grauen Schleier. So etwas habe ich noch selten erlebt. Heiner meint: jetzt wird das Meer wieder aufgefüllt.

Um zwölf kamen wir in Gijón an. Eine Großstadt mit 275'000 Einwohnern. Aber auch hier goss es wie Bindfäden. Vom schützenden Dach der Busstation hasteten wir bloss über die Strasse ins nächste Restaurant. Zuerst mussten wir uns orientieren und heraus finden in welcher Richtung der Hafen liegt. Das Tourist Office ist beim Bootshafen.
Nach dem Restaurantbesuch marschierten wir einfach los. Der Jakobsweg durch diese Stadt führt in der Nähe des Busbahnhofs vorbei. Volltreffer! Nach zwei Strassenecken stiessen wir auf das Muschelzeichen am Boden. Ab da konnten wir dieser Signalisation folgen und wir gelangten automatisch zum Strand und zum Hafen.
Der Mann im Touristenbüro war ausserordentlich hilfsbereit. Er zeigte uns auf dem Stadtplan wo die günstigste Unterkunft ist, wo wir drei Nächte bleiben können. Er rief dort an und erkundigte sich, ob wirklich ein Doppelzimmer mit Bad für Pilger frei sei. Dann versorgte er uns mit Informationsmaterial über die Stadt, zeigte uns durch das grosse Fenster in welche Richtung wir mussten und an welchem hohen Gebäude wir uns orientieren können. Ich hätte ihn umarmen können für diese Hilfsbereitschaft. Ja, es ist sein Job, aber es ist ein Unterschied ob man das Notwendige macht oder das Bestmögliche.

Vom Hafen bis zur Unterkunft waren es bloss etwa zehn Minuten zu Fuss. Trotzdem sahen wir mittlerweile aus wie nasse Ratten da wir auf die Pelerine verzichtet hatten. Die einfache Regenmontur liess allmählich durch. Endlich standen wir vor der Residencia Universitaria, eine Studentenunterkunft die auch Pilger aufnimmt. Sogleich wurde uns von innen die Tür geöffnet, damit wir nicht daran vorbei laufen.
Wir bekamen ein Zimmer im dritten Stock unter dem Dach zugewiesen. Das Fenster gegen die Hintergasse hat auf der Innenseite zwei kleine Läden mit Verschlussriegelchen zum schieben. Die zwei Dachfensterchen haben Verdunklungsrollos die zum Teil bereits geschlossen sind, da sie kaum erreichbar sind. Es hat eine funktionierende, eingeschaltene Heizung. Das Allergenialste ist jedoch die Bodenheizung im Bad!

Mittwoch, 20. November 2013

117. Tag, Mittwoch, 20.11.13

La Isla - Villaviciosa, 22 km,
Das Tosen der Brandung war unser Schlaflied gestern abend. Das Rauschen des Regens unser Wecker heute morgen. Graue Schleier und ein Wasservorhang schränkten die Sicht ein. Allmählich geht das auf die Nerven. Der Wetterbericht war vielversprechend für heute, aber vorläufig sah es gar nicht gut aus. Um neun kam Doña Angelita und winkte uns ihr vors Haus zu folgen. Dann zeigte sie zum Himmel. Über der Herberge leuchtete ein wunderschöner doppelter Regenbogen. Er spannte sich vom Fuss des Berges über die Ebene bis ins nahe Meer.
Ein schönes Fotomotiv.

Wir verpackten uns wieder wasserdicht und machten uns mit guten Wünschen von Doña Angelita auf den nassen Weg.
Alles war aufgeweicht, schlammig, rutschig. Oft mussten wir am Rand von riesigen Pfützen entlangbalancieren, oder die seichteste Passage suchen. Auf diese Weise kommt man nur langsam voran und es macht keinen Spass.
Um halb elf erreichten wir das Städtchen Colunga und wir wärmten uns mit einem Kaffee etwas auf. Danach hatten wir einen längeren Strassenabschnitt und die Pelerine konnten wir einpacken. Regenjacke, Regenhose und Rucksackhülle beliessen wir jedoch, die dunklen Wolken hingen immer noch bedrohlich seitlich über uns. Weiter vorne sahen wir ein grosses Stück blauen Himmel und die Sonne versuchte sich einen Weg zu bahnen. Unsere Strasse führte bergauf, bergauf und weiter bergauf. Die Sonne hatte uns erreicht und heizte ein. Tenue Erleichterung, dann wieder Gepäck schultern. Kaum auf der Höhe hatte uns der Wind entdeckt und blies uns kühle Luft um die Ohren. Rucksack abstellen, Jacke anziehen, Rucksack auf und weiter. Dieses Spiel zog sich über Stunden. Für den Mittagslunch wurden schwere, schwarze Wolken geliefert die sich über uns zu entleeren begannen. Eilig strebten wir unter das schützende Vordach einer Kirche. So ein geräumiger Platz mit Sitzbänken hat es selten bei einer Kirche.
Nach der Pause entschieden wir: jetzt müssen wir wohl oder übel mit der Fledermaus weiter. Bis wir alles montiert hatten, brauchten wir die Pelerine doch nicht und schoben sie unter die Rucksackhaube. Bald führte uns der Weg auf eine schlammige Abwärtspiste. Lehmige, rote Erde klebte an den Schuhen, der selbe Schlick auf dem Weg, das ergab eine heikle Rutschpartie.
Zur Erholung gab es zwischendurch Strassenabschnitte.
Um 16.30 Uhr erreichten wir müde aber einigermassen heil Villaviciosa. Wir haben uns in einem Hostal einquartiert. Die Wettervorhersage für morgen ist ganz übel. Wir schlafen aus, gehen dann ins Tourist Office und erkundigen uns nach einem Bus nach Gijon. Mein rechtes Fussgelenk ist nach den schwierigen Passagen in den letzten Tagen etwas überstrapaziert. Die morgige Etappe würde zwei extreme Steigungen und wieder Abstiege von jeweils 400 bezw. 300 Höhenmeter enthalten. Mit dieser Nässe im Boden: nein danke! Wir fahren in die nächste Stadt und erholen uns dort erst mal.

Dienstag, 19. November 2013

116. Tag, Dienstag, 19.11.13

San Esteban - La Isla, 13 km.
Dreizehn Kilometer anspruchsvolles Gelände kann auch ganz schön müde machen.

Gestern Abend sahen wir noch den Zettel worauf mit grossen Buchstaben geschrieben stand, dass man die Herberge bis acht Uhr zu verlassen hat. Sicher nicht im Winter, wenn es erst nach acht Tag wird, dachten wir. Zudem waren wir die einzigen verrückten in dieser einsamen Herberge.

Um zehn nach acht bin ich aufgewacht als draussen der Wind durch die Bäume sauste und der Regen an die Fensterscheiben prasselte. Ich wollte mir die Ohren zuhalten, nein, nicht schon wieder Regen. Liebend gerne wäre ich tiefer in den warmen Schlafsack gerutscht, stattdessen musste ich raus in die kalte Wirklichkeit. Eilig schlüpften wir in die wärmende Kleidung, acht Uhr hin oder her, jetzt brauchten wir zuerst einen heissen Kaffee und Frühstück.
Bei dem Wetter schickt man nicht mal einen Hund vor die Tür. Draussen goss es in Strömen als hätte jemand eine Dusche aufgedreht und der Wind trieb grosse Tropfen durch die undichten Fenster. Um halb neun hörten wir Dolores die Zwischentür öffnen und gleich wieder schliessen. Sie wollte sich nur vergewissern, dass wir noch im schützenden Haus sind. Die ganze Verzögerungstaktik nützte nicht viel, wir mussten trotzdem weiter.
Schliesslich zogen wir uns gut an, inklusive Fledermaus und machten uns auf den Weg. Der Regen hatte deutlich nachgelassen und der Wind die Stärke zurückgeschraubt.
Wir verliessen den kleinen Weiler San Esteban um halb zehn. Die Etappe führte durch so schönes Gelände, dass wir die Wanderung geniessen konnten, sowieso als wir eine Stunde später die Fledermaus einpacken konnten. Wir durchquerten den idyllischen Ort La Vega mit seinen schönen, gepflegten Häusern und den alten Maisspeichern. Bei so vielen Fotomotiven kommt man kaum vorwärts. Wir gelangten zum Strand, mussten über eine kleine Brücke auf eine Piste und freuten uns auf einen 'Strandspaziergang'. Überraschend bog der Weg vom Strand weg und es begann ein steiler Aufstieg. Der Weg wurde schmaler und plötzlich stiessen wir auf einen Wegabschnitt mit uralten groben Pflastersteinen. Ein geschichtsträchtiger Abschnitt mit knochenenbrecher Potential. Auf der Höhe hatten wir als Belohnung wieder Aussicht aufs Meer. Sogleich ging es wieder auf verschlungenen Pfaden durch die Landschaft. Mit diesen Wolken am Himmel und den Nebelstreifen gab es schöne Stimmungsbilder. Um halb zwölf erreichten wir den kleinen Ort Berbes. In unserem Buch heisst es: 30 Meter nach links gibt es eine kleine Bar, die aber unregelmässig geöffnet ist. Heute war nicht unregelmässig! Wir bekamen ein super leckeres Bocadillo mit Lomo und Käse (Schnitzelbrot). Nach dieser Pause ging es auf einem sehr steilen Fusspfad bergab. Was es schwierig machte war die unregelmässige Pflästerung und das nasse Laub.
Nach einem Stück Strasse ging es wieder auf Waldwegen bergauf und bergab. Auf dem Boden lagen Blätter, Rindenstücke und Kapseln der Eukalyptusbäume. Mit jedem Schritt lösten wir Duftstoffe aus. Inhalieren auf Pilgerart.
Mitten im Nachmittag erreichten wir La Isla. Alles wie ausgestorben, keine Touristen mehr, Hotels, Cafes etc. geschlossen. Wir bekamen den Schlüssel für die Herberge und Dona Angelita führte uns sogar hin. Der alte Teil vom Dorf ist sehr verwinkelt. Sie machte uns klar: selber kochen .... es ist alles geschlossen. Wir kochten uns eine wärmende Suppe, Teigwaren, Erbsen, Tomatensauce und Sardinen.
Wir fanden in der Herberge sogar eine Waschmaschine und einen funktionierenden Ofen!

Montag, 18. November 2013

115. Tag, Montag, 18.11.13

Piñeres - San Esteban, 14 km
Der neue Tag brachte das selbe Wetter wie gestern. Trotzdem hatten wir Glück, wir mussten die Fledermaus nie auspacken. Es nieselte zeitweise aus dem Nebel, Regen konnte man das jedoch nicht nennen. Den ersten Kilometer kannten wir von gestern schon, nur kam es mir heute viel kürzer und auch nicht so steil vor. Die sensationelle Aussicht auf die Berge war vom Nebel verhüllt, also marschierten wir ohne Halt an der (sowieso) geschlossenen Kirche vorbei.
Dann machten wir 'Pfeiljagd' und Pfützenslalom. Die gelben Pfeile (unsere Wegweiser) waren auf dem heutigen Wegabschnitt zum Teil verblasst, überwachsen oder so klein, dass man sie suchen musste. Ausser bei einem Haus ausserhalb eines Dorfes, dort war der Hauseingang so hübsch gestaltete und an der Gartenmauer das Wegzeichen für den Camino ganz gross und von weitem sichtbar. Dazu aber auch der Hinweis, dass Peregrinos hier willkommen sind.
Am Vormittag konnten wir etliche Kilometer auf Feldwegen marschieren. Nach dem vielen Regen in den letzten Tagen und Nächten waren die Wege zum Teil aufgeweicht und es hatten sich viele kleine und grosse Pfützen gebildet. Manchmal ein schwieriges Unterfangen daran vorbei zu balancieren.
Auf den ersten zehn Kilometer trafen wir nur auf geschlossene Gasthäuser. Heute nicht so tragisch da das Gelände genug Möglichkeiten zum Austreten bot. Zwei Mal mussten wir ein Bahngeleise überqueren. Nein, es war kein Bahnübergang, Fussgänger müssen über die Geleise steigen! Da die Züge nicht so oft fahren, ist es auch kein grosses Risiko.
Wir hatten uns vorgenommen bis um halb eins Ribadisella zu erreichen, damit es noch vor der Siesta zum einkaufen reicht. Unsere Zielherberge bot in der Umgebung weder Einkaufs- noch Verpflegungsmöglichkeit.
Ribadisella, ein kleines Küstenstädtchen, das im Sommer die Einwohnerzahl vervielfacht, hat viele kleine Läden und Boutiquen. Ein normales Lebensmittelgeschäft zu finden ist gar nicht so einfach. Schliesslich hatten wir diese Aufgabe erfüllt und wollten irgendwo eine warme Mahlzeit essen. Gleich um die Ecke, das erste Restaurant sah einladend aus und bot Menue del Dia zu einem akzeptablen Preis. Die Eingangstür führte in die Bar. Der Kellner hinter dem Tresen schaute uns fragend an. Auf mein 'comer' sagte er 'si' und kam geschäftig hinter dem Tresen hervor. Er führte uns in den Speisesaal und wies uns einen Tisch zu. Heiner staunte mich an und fragte: was hast du zu ihm gesagt, der hat dich sogar verstanden? Tja, Frau ist halt noch lernfähig ....

Nach dem guten und reichlichen Mittagsmenue durften wir über zwei Kilometer auf der Uferpromenade das Städtchen verlassen. Der Sandstrand wirkte sehr steinig und es hatte vom einmündenden Fluss Sella sehr viel Schwemmgut liegen. Blätter, Zweige, Äste, sogar Baumstämme lagen da. Dazwischen Spuren der Zivilisation: leere Bier- und Coladosen, leere Petflaschen in allen Grössen und Ausführungen, Schuhe, Flip-Flops, Plastiktüten usw.
Unser Weg führte von der Küste weg und nach zwei weiteren Kilometern allmählich immer steiler bergauf. Beinahe zuoberst auf dem Hügel fanden wir die Abzweigung zur Herberge. Nach fünf Minuten standen wir vor dem alten Schulhaus in dessen Erdgeschoss die Pilger übernachten können. Im oberen Stock wohnt die Familie die diese Unterkunft betreut.
Dolores hat uns freundlich empfangen, alles gezeigt, gefragt ob wir warme Schlafsäcke haben und ob wir noch Wolldecken wollen. Oh, oh, frio, frio und sie rieb sich fröstelnd die Arme.
Wir sind froh über die Kleider die wir dabei haben. Auch wenn alle schräg schauen wegen unseren grossen Rucksäcken: ein warmer Schlafsack, eine warme Jacke, warme Unterwäsche, all das braucht Platz und jetzt sind wir sehr froh über die warmen Sachen! Auch hier hat es keine Heizung. Dafür eine wunderschöne Aussicht. Sanft geschwungene grüne Weiden mit Schafen, Hecken, Steinmäuerchen als Begrenzungen, ein Eukalyptuswäldchen auf der rechten Hangseite und in der Ferne das Meer. Einfach schön und friedlich.

Sonntag, 17. November 2013

114. Tag, Sonntag, 17.11.13

Llanes - Piñeres, 23 km + 2
Wir haben gut geschlafen im Bahnhofgebäude von Llanes. Wir hörten nur zwei Mal einen Zug, einer gestern Abend und der zweite heute am Morgen. Um neun Uhr marschierten wir los. Es ging sogleich zum Strand, dann auf die Klippen und auf einem Fusspfad ein ordentliches Stück dem Meer entlang. Dann bog der Weg in den nächsten Ort ab und wir bekamen Gelegenheit für ein warmes Frühstück. Oh, hat das gut getan. Mit dieser Mahlzeit im Magen mochten wir gut marschieren. Es ging wieder durch grüne Landschaft, ein angenehmer Wanderweg. Bloss das Wetter liess zu wünschen übrig. Weil es so grau aussah, hatten wir schon am Morgen die Regensachen angezogen. Das schützt auch bei Wind. Während dem Marschieren hatten wir warm genug. Bei einem noch offenen Campingplatz gingen wir ins Restaurant, Gelegenheit für auf die Toilette und aus Anstand noch zwei Kaffee (die kosteten zusammen nur 2 Euro) konsumieren. Als ich von der Toilette zurück kam hatte uns der Wirt zwei Happen Tortilla mit Brot hingestellt. Dann schaute er unsere Karte an, verzog etwas das Gesicht und legte uns eine andere Karte hin. 'Asturien' sagte er und deutete uns, dass wir diese Karte mitnehmen können. So ein netter Kerl.

Am Nachmittag wurde der Himmel immer trüber und schliesslich begann es doch zu regnen. Wir montierten wieder mal die Fledermaus. Den ganzen Nachmittag über spielte das Wetter mit uns. Tüte an, Tüte ab, Tüte an, Kapuze runter, Kapuze auf .... etc.
Dann kam so langsam die Müdigkeit, der Blick wurde auf den Boden gerichtet und einfach ein Fuss vor den anderen gesetzt. Weiter, weiter, weiter. Wir hatten uns eine bestimmte Herberge ausgesucht und die wollten wir erreichen. In unseren Regenhüllen schossen wir direkt an der Herberge vorbei und merkten einen Kilometer später auf dem Hügel bei der Kirche: so doof, jetzt sind wir zu weit gelatscht. Das ist beim pilgern etwas vom schlimmsten: zurück gehen! Da es schon halb fünf war und die Dämmerung nicht mehr weit, blieb nichts anderes übrig.
Ach und wie sich das gelohnt hat! Wir wurden so freundlich empfangen und bekamen ein Häuschen für uns allein zugewiesen. Es hat eine Kochnische, Kaffee, Tee, Bisquits, Zucker, Gewürze! Wir konnten heiss (!) duschen und das Allerbeste: wir durften die Wäsche abgeben und bekamen sie zwei Stunden später sauber und trocken zurück! Rosa ist ein Goldschatz! Wir durften das Waschen nicht bezahlen.

Samstag, 16. November 2013

113. Tag, Samstag, 16.11.13

La Franca - Llanes, 20 km
Gestern Abend als wir ins Restaurant wollten ging gerade ein heftiger Graupelschauer nieder. Nach einigen Minuten konnten wir das Haus verlassen und sogar ohne Schirm ins Dorf gehen. Auch auf dem Heimweg wurden wir nicht nass. Der Vollmond blinzelte hinter den Wolken hervor und in der Ferne sah man es blitzen. Das Gewitter kam mit heftigen Sturmböen schnell näher. Die ganze Nacht hörten wir es draussen immer wieder pfeiffen, rütteln und prasseln.
Um acht Uhr dämmerte ein herrlicher Morgen. Die Streifen am Himmel liessen uns auf Sonne hoffen. Jedoch mussten wir Mütze und Handschuhe und lange Unterhosen anziehen. Auf den nahen Bergspitzen war es leicht Überzuckert.
Als wir im Restaurant beim Morgenkaffee sassen, sahen wir die drei Spanierinnen die mit uns in der Herberge in San Vicente waren, das Haus verlassen. Sie hatten im selben Ort übernachtet.

Die ersten Kilometer gingen entlang der Strasse, dann etwas über Feldweg und wieder entlang der Strasse. Wegen dem Bau der Autobahn ist der Jakobsweg hier zum Teil provisorisch markiert.
Nach dem zweiten Kaffeehalt ging es dann auf wunderschönem Küstenweg weiter. Zwischen Weiden und Eukalyptuswäldchen schlängelte sich der Wanderweg mehr oder weniger weit vom Meer entfernt. Oft entstand das Gefühl in der Schweizer Bergwelt zu laufen: Kuhglocken, sattgrüne Wiesen, Hügel, Täler, überall Felsbrocken wie hingestreut. Dazu Sonnenschein der uns wärmte, wir konnten sogar Kleiderschichten entfernen. Und dann hörten wir es fauchen, zischen, donnern. Unser Weg führte wieder gegen die felsige Küste, war jedoch etliche Meter von den Klippen entfernt. Immer wieder zischte und fauchte es, dabei stieg weisser Wassernebel aus Erdlöchern. Die Bufones de arenillas! Ein Naturphänomen. Im Laufe der Zeit sind Aushöhlungen im Felsboden entstanden die bis ins Meer reichen. Bei starkem Seegang drängen die Wellen schwungvoll in diese Höhlungen und unter lautem Getöse schiessen die Enden der Brandungswellen wie Geysire hoch aus diesen Kratern. Wir hielten unsere Mittagspause neben diesem Schauspiel.
Am Nachmittag ging es auf einen 'Höhenweg' und der kostete uns Kraft und Energie. Es ging nicht einfach schön auf dem Panoramaweg, sondern immer wieder steil nach unten und wieder hoch. Ursprünglich wollten wir noch 3,5 Km weiter laufen, aber weder das Tageslicht noch unsere Kraft hätten gereicht. Beim Erreichen des Ortes Llanes trafen wir die drei Chicas wieder. Sie teilten uns mit, dass die Herberge cerrado (geschlossen) sei. Sie wollen jetzt 'comer' (essen) und dann ein Zimmer suchen.
Wir marschierten direkt zum Tourist Office und erhielten dort die Auskunft, dass die Unterkunft 'Estacion' offen sei. Tatsächlich hing dort ein Zettel mit einer Telefonnummer an der Tür. Auf meinen Anruf hin wollte die Hospitaliere in zehn Minuten kommen und öffnen. Es waren spanische zehn Minuten .... bei uns hätte man gesagt in einer halben Stunde.
Ahhh ... und eine weitere Stunde später stellten wir fest: das ist mehr eine Notschlafstelle als eine Pilgerunterkunft. Wir haben jedoch für uns allein ein abschliessbares Zimmer bekommen. Es hat überall Radiatoren ..... keiner ist warm. Nicht mal im Waschraum! Das braucht Überwindung zum duschen.

Freitag, 15. November 2013

112. Tag, Freitag, 15.11.13

San Vicente de la Barquera - La Franca , 16 km
In unserem Pilgerführer wurde die Herberge in San Vicente gelobt und sehr empfohlen. Dies ist (seit den Recherchen zum Buch) sicher vier Jahre her. Die Zeiten ändern sich .... ich kann diese Herberge gar nicht empfehlen. Weder die Sauberkeit noch das Essen ist lobenswert.
Mit uns waren noch drei junge Spanierinnen und ein spanischer Velopilger in der Herberge. Der Velofahrer hat sich das Weinglas mehrere Male nachgefüllt und in der Nacht entsprechend geschnarcht. Meine Ohrenstöpsel kamen wieder einmal zum Einsatz.

Um acht Uhr morgens gingen wir zum Frühstück. Dies ist am Abend vorher bereitgestellt worden. Wir konnten den Kaffee aufwärmen (mhhh ... es gibt besseres) auf dem Tisch war alles andere vorhanden. Tja, wir sind dankbar, dass wir nicht mit leerem Magen los marschieren müssen.

Es hat empfindlich abgekühlt. Alle Spanier klagen: oh, oh, frio, frio! Bloss: Heizung einschalten tut keiner. Wir haben warme Kleider dabei und während dem Marschieren frieren wir normalerweise nicht. In der abendlichen Unterkunft wäre es jedoch gemütlich mit etwas Wärme.

Heute hatten wir schon zu Beginn der Wanderung die Regenkleidung montiert. Der Himmel war sehr grau, an den Berghängen klebten fast schwarze Wolken und der Wind trieb noch weitere Wolken hinzu. Meist konnten wir ohne 'Fledermaus' marschieren, zwei Mal brauchten wir das Ding doch. Damit über eine Brücke gehen ist Abenteuerlich: von oben Regen, von der Seite fährt der Wind in die Öffnung und bläst es wie einen Ballon auf .... und unten dran sieht man noch zwei marschierende Beine die versuchen das Ganze in Balance zu halten.
Irgendwann erreichten wir Colombres und stellten fest: die Herberge ist seit heute geschlossen. Die Tourist Info ist auch geschlossen ....
Weiter gehen.
Unterwegs sahen wir Plakate für private Pilgerunterkünfte. Vielleicht (hoffentlich) finden wir ein Haus das noch offen ist. Wir hatten uns schon auf zusätzliche fünf Kilometer eingestellt, als wir bereits nach zwei Kilometern eine Unterkunft fanden. Schön: vor Wind und Regen geschützt in einem Haus zu sein. Und OHHH: es hat eine Badewanne. Voller Vorfreude liess ich ein heisses Bad einlaufen. Das Bad hat gut getan, aber heiss war es nicht. Zum wieder Aufwärmen kroch ich mitsamt den Kleidern unter die Bettdecke. Jetzt gehen wir ins Restaurant, eine warme Mahlzeit wärmt von innen.

Donnerstag, 14. November 2013

111.Tag, Donnerstag, 14.11.13

Von Comillas bis San Vicente de la Barquera, 15 km
Wir verliessen um neun unser Hostal. Da noch niemand zu sehen war und wir keine Abmachung bezueglich Schluessel hatten, liessen wir den Zimmerschluessel einfach auf dem Tisch liegen.
In der kleinen Bar wo wir gestern unser Fruehstueck hatten, kehrten wir auch heute ein. Kaffee und Gipfeli musste mindestens noch moeglich sein. Danach suchten wir den Weg aus dem Staetdtchen. Wir kraxelten auf den Huegel und genossen ueber einige Kilometer die schoensten Aussichten.
Der Himmel war ueber den Bergen grau und verhangen, aber vom Meer her leuchtete es blau mit weissen Wattewolken.
In Trasvia entschieden wir uns fuer die Strassenroute, weil uns der Weg ueber den Strand zu unsicher war. Bei Ebbe kann man ueber den Strand gehen und trockenen Fusses um die Felsen herum den Weg etwas abkuerzen. Aber wenn die Flut kommt ....! Wir, als Schweizer kennen uns gar nicht aus mit den Gezeiten, also lieber kein Risiko eingehen. Mit dem Schneckenhaus auf dem Ruecken schwimmt es sich nicht so gut.

Die Strassenroute bescherte uns eine Ueberraschung. Zur Mittagszeit blieben wir am Strassenrand stehen, weil ich mal austreten musste. Noch bevor ich den Gurt oeffnen konnte fiel mein Blick auf ein Haus gegenueber am Hang. Dort prangte ein riesiges Muschelsymbol und darunter stand in grossen Lettern ALBERGE / RESTAURANT. Ich schulterte den Rucksack wieder und wir stiegen Richtung Alberge.
Eine Frau kam uns entgegen und fragte was wir moechten. Ist das Restaurant offen? Sie meinte, wenn wir genuegend Zeit haetten, werde sie fuer uns kochen. Eigentlich sei nicht offen, aber in etwa 30 bis 40 Minuten koennen wir etwas essen wenn wir wollen. Und ob wir wollten.
Sie kochte nur fuer uns zwei. Wir konnten es kaum fassen.
Bei wunderschoener Aussicht genossen wir ein feines Mittagessen. Danach erklaerte sie uns eine schoenere Wegvariante als die die wir gewaehlt hatten.

Wir genossen die restlichen Kilometer mit oft herrlichen Ausblicken aufs Meer und schoene Buchten.
Gegen fuenf Uhr erreichten wir den Zielort. Wiederum ein huebsches Staedtchen mit sehr altem Stadtkern, einer bemerkenswerten Kirche und einer einfachen Herberge.

Liebe Leser, heute konnte ich in der Herberge am PC diesen Blogeintrag verfassen. Es ist mit der spanischen Tastatur auch nicht einfacher als mit der franzoesischen.

Mittwoch, 13. November 2013

110. Tag, Mittwoch, 13.11.13

Ruhetag in Comillas.
Wir haben herrlich geschlafen. Zum Frühstück gingen wir einige Häuser weiter in eine Bar wo auch desayuno (Frühstück) angeboten wurde. Danach starteten wir eine kleine Besichtigungstour durch das Küstenstädtchen. Es gibt hier einige interessante Bauwerke, z. B. der Palast der Grafen von Comillas (Palacio de Sobrellano) den man leider nur mit spanischem Führer besichtigen kann. Daneben das von Gaudi erbaute Schlösschen 'El Capricho' das in Privatbesitz ist und auch nur von aussen besichtigt werden kann. Auf der anderen Hügelseite befindet sich der riesige Komplex der Kirchlichen Universität mit dem Eingangstor von Gaudi am Fusse des Hügels.
Der Friedhof hoch auf den Felsen bietet eine schöne Aussicht aufs Meer.
Die Pilgerherberge hätte auch eine sehr malerische Lage, ist aber im Winter leider geschlossen.
Unser Besuch am Hafen wurde eine nasse Angelegenheit! Nein, nicht die Wellen haben uns begossen, obwohl das möglich gewesen wäre, da die Gischt über die Quaimauer aufs Trottoir spritzte, es begann wieder zu regnen. Wir warteten unter einem Balkon bis es etwas nachliess, dann machten wir uns auf den Weg zurück ins Zentrum.
In einem Restaurant assen wir, zum ersten Mal in Spanien, Paella. Es war sehr lecker und ich bekam die doppelte Ration der kleinen, krummen Tierchen ;-)
Heute nutzten wir den Ruhetag auch und hielten siesta. So ein Mittagschläfchen tut einfach gut. Danach kauften wir Proviant für morgen und auf dem Rückweg ins Hostal genehmigten wir uns ein Bier und Tortillas. Mit Blog und Tagebuch schreiben, Wetterbericht und morgige Tagesetappe studieren lassen wir den Tag ausklingen. Gute Nacht ihr Lieben!

Dienstag, 12. November 2013

109. Tag, Dienstag, 12.11.13

Santillana - Comillas, 24 km
Gestern Abend mochten wir nicht mal mehr etwas essen gehen, so müde waren wir. Wir verpflegten uns mit den Resten aus dem Rucksack. Ich kroch um halb acht bereits in den Schlafsack weil es mich so fror. Heute morgen beschlossen wir: mittelalterliches Städtchen hin oder her, wir ziehen weiter. Es war uns einfach zu Touristisch. Ein Mikrowellenkaffee sorgte für erste Wärme im Magen damit wir packen konnten. Beim Durchqueren des Ortes stiessen wir auf eine offene Bar wo es Frühstück gab. Ja, einen echten Kaffee, Orangensaft und Gipfeli, das gibt Kraft für die nächsten Kilometer. Habt ihr liebe Leser auch schon einmal Gipfeli mit Messer und Gabel gegessen? Wir heute auch zum ersten Mal.
Den Weg aus dem Städtchen hatten wir vorgängig anhand unseres Büchleins und mit Hilfe des Stadtplans eruiert. Das war auch gut so, denn unsere Wegmarkierung fanden wir tatsächlich erst ausserhalb des Ortes.
Der Jakobsweg führte durch Weidegebiet, grüne Matten mit Hecken und Bäumen. Die Häuser sind oft mit noch blühenden Geranien und anderen Pflanzen geschmückt. In den Gärten hat es Hortensien, Bougainvilleen, Palmen, Bananenstauden, Kiwis, Orangen-, Mandarinen- und Zitronenbäume. Es ist ein Genuss das zu betrachten in dem Bewusstsein, dass es bereits fast Mitte November ist.
Zur Mittagszeit hatten wir bereits Cóbreces erreicht, ein kleiner Ort mit Pilgerunterkunft im Kloster. Wir entschieden weiter zu marschieren bis Comillas, dem nächsten Ort mit Herberge. Das Risiko 'geschlossene Herberge' nahmen wir in Kauf, weil der Ort genügend andere Möglichkeiten bot.
Mittagsrast machten wir bei einem alten Waschhaus. Wir hatten unseren Lunch zwischen uns ausgebreitet als aus dem Feldweg unterhalb zwei mittelgrosse Jagdhunde auftauchten. Dahinter der Besitzer mit einer Jagdflinte unterm Arm und noch einem dritten Hund bei Fuss. Die Hunde wedelten mit der Rute, wirkten freundlich und waren hübsch anzusehen. Sie waren schon fast vorbei, als sie unseren Salami rochen. Oh, waren die aber schnell zurück! Da nützten alle Kommandos vom Besitzer nichts mehr. Wir wehrten mit allen Händen und Füssen. Der Besitzer kam mit hochrotem Kopf seine Hunde holen und die spielten 'fang mich doch' um das Lavoir. Das hätte einen lustigen Film gegeben: ein Hund hinter dem Lavoir, der Besitzer innen, der andere Hund seitlich .... dann wurden die Positionen getauscht .... und wieder gerannt ... usw. Dazwischen schaffte es der dritte Hund seine Pfote auf unseren Salami zu klatschen und beinahe hätte er es geschafft mit einem Schlabber die Wurst zu erwischen, aber Heiner erwischte ihn am Halsband und ich zog die Wurstpackung ausser Reichweite. Dann konnte der Besitzer die Hunde fassen und weg ziehen.

Nach der Mittagspause führte der Wanderweg durch Eukalyptuswald. Dazwischen sahen wir mehrere Male in der Ferne das Meer. Endlich wieder Meer, jedoch noch weit entfernt. Wir mussten noch einige Kilometer bergauf, bergab, bergauf und bergab zurücklegen. Das Höhenprofil in unseren Buch sah heute wieder wie der Zackenschliff eines Messers aus. Endlich erreichten wir die Küste bei Comillas. In den Ort mussten wir jedoch nochmal bergauf steigen, zur Tourist Information auf der anderen Seite wieder bergab. Dort wurde uns Mitgeteilt: Alberge geschlossen. Aber viele Pensionen und Posadas im Ort mit günstigen Zimmerpreisen.
Wir haben ein Zimmer gefunden und bleiben zwei Nächte.

Montag, 11. November 2013

108. Tag, Montag, 11.11.13

Bezana - Santillana del mar,
25 km
Wir machten uns um neun Uhr auf den Weg. Versorgt mit Informationen und fünf handgezeichneten Wegbeschreibungen sollte die 'verbotene' Abkürzung zu finden sein. Tatsächlich fanden wir die Geleise, sahen auch zwei oder drei Mal einen Zug während wir auf dem Fussweg entlang der Bahnlinie gingen. Dann kam der verbotene Teil: wir überquerten die Geleise (zum besseren Überqueren ist der Schotter extra aufgeschüttet) und liefen dann entlang der Geleise auf der Eisenbahnbrücke über den Fluss. Währen wir auf der Brücke waren kam kein Zug, kaum waren wir jedoch beim kleinen Bahnhof fuhr die nächste Bahn ein. Es sind jeweils nur zwei oder drei Waggons und ab und zu ein Güterzug.

Heute zogen wir mehrmals die Regenausrüstung an und wieder aus. Der Regen hielt sich jedoch mehrheitlich zurück. Auch die Windstärke hat abgenommen. Landschaftlich gab es nichts spektakuläres. Wir mussten viele Strassenkilometer machen auf zum Teil stark befahrenen Srassen.
Nach 15 Kilometer gab es eine Herberge, wir hatten jedoch beide das Gefühl, dass wir es bis Santillana gut schaffen.
Oh, hatten wir an den restlichen Kilometern zu beissen! Um fünf liefen wir bei der Tourist Info ein und liessen uns auf dem Stadtplan die Pilgerherberge und eine bestimmte Pension, die uns empfohlen worden ist, einzeichnen. In der Pension war niemand zu Hause, also suchten wir die Herberge .... und suchten .... und suchten! So schlecht angeschrieben war bisher noch keine Pilgerherberge. Santillana ist ein Städtchen das sich den mittelalterlichen Charakter erhalten hat. Nun ist es aber sehr auf Touristen eingestellt mit entsprechend vielen Souvenir Shops. Vielleicht fehlen deshalb die Muschelzeichen und die gelben Pfeile. Wir mussten drei Mal fragen bis wir den Eingang fanden. Die Herberge ist in einem Hinterhof verborgen, man muss sich vorne im Museum anmelden.
Es hat zwei Zimmer mit jeweils acht Betten und wenig Platz, zwei Duschen, eine mit nur kaltem Wasser.
An Stelle einer Küche hat es im Eingangsbereich eine Mikrowelle, ein Esstisch und Stühle fehlen jedoch. Ursprünglich wollten wir hier einen Ruhetag machen. Mal sehen, ob wir uns morgen ein normales Zimmer ergattern können.

Sonntag, 10. November 2013

107. Tag, Sonntag, 10.11.13

Santander - Bezana, 9 km
Von der heutigen Wanderung gibt es nichts grossartiges zu berichten. Trübes, graues, Wetter mit viel Wind und einigen Regentropfen. Viele Strassenkilometer, nicht nur durch schönes Gebiet. Eher eine triste Angelegenjeit. Da der Weg wieder gegen das Landesinnere führte, hatten wir nicht mal Ausblicke aufs Meer.
Da wir heute nicht so eine lange Distanz machten, es brauchte einfach Kraft dem Wind stand zu halten, erreichten wir Bezana schon um halb eins. Wir hätten gerne eine offene Bar gehabt, es wäre längst ein Kaffee fällig gewesen. Der Weg zur Herberge führte von der Route weg, etwa einen Kilometer in einen anderen Ortsteil. Unterwegs stiessen wir endlich auf eine offene Bar: jeahhh, Kaffee und Tortilla!
Trotz diesem Zwischenhalt waren wir zu früh bei der Herberge. Da wir keine Informationen hatten, ob man den Schlüssel irgendwo holen kann, oder ob es sonst irgendwelche Besonderheiten gibt, beschlossen wir die Zeit bis 16 Uhr irgendwie zu verbringen. Um vier Uhr war tatsächlich jemand da und liess uns ein. Es ist eine Herberge mit Familiencharakter. Sehr gemütlich, sehr informativ, wunderbare Betreuung.

Samstag, 9. November 2013

106. Tag, Samstag, 9.11.13

Güemes - Santander, 15 km
Wir verliessen Güemes nur ungern. So ein friedlicher, freundlicher, Kraft spendender Ort.
Es wurde uns empfohlen den etwas längeren, dafür schöneren Klippenweg zu nehmen. Es war ein guter Rat. Trotz nicht berauschendem Wetter wurden wir beinahe trunken vom Anblick der Landschaft.
Als wir ein kleines Dorf durchquerten bemerkten wir die Vorbereitungen für ein Autorennen. Absperrungen wurden vorbereitet, Streckenposten angewiesen, Zeitmessung aufgestellt. Wir hörten das Dröhnen der Motoren, als die Fahrer auf der Aufwärmrunde waren. Wir glaubten uns auf sicherem Weg, bis wir feststellten: oh Schreck, die kommen hier durch, rechts ist eine hohe Böschung und links ein starker Elektrozaun! So schnell sind wir mit unseren Schneckenhäusern auf dem Rücken noch selten marschiert. Ich habe uns schon unter einem schleudernden Rallyauto gesehen. Es reichte uns noch einen super Logenplatz einzunehmen, dann kamen die Rallywagen in kürzeren und längeren Abständen. Ich habe Fotos gemacht: etwa zehn Landschaftsbilder, weil das Auto zu schnell aus dem Bild war, einen habe ich erwischt und von einem gab es eine 'Detailaufnahme'.
Bald hatten wir genug gesehen vom Autorennen. Da es zu regnen begann, montierten wir die entsprechenden Kleider und schulterten wieder unsere Rucksäcke.
Unser Weg führte danach von der Strasse weg über Wiesenpfade an die Klippen und immer mit Sicht auf das tosende Meer am Abgrund entlang. Keine Sorge, der Sicherheitsabstand wurde immer gewahrt.
Mittagsrast konnten wir in einer einsamen Bucht geniessen. Bloss die beginnenden Regentropfen trieben uns gegen Schluss der Rast zur Eile. Das Wetter hielt sich noch zurück, es warnte uns bloss.
Zwischen Dünen und hohem Schilfgras schlängelte sich der Weg bis es auf einen langen Sandstrand ging. Zwei Kilometer durften wir durch den Sand stapfen. Damit wir nicht zu tief einsanken, marschierten wir dort wo sich die Flut zurückgezogen hatte.
Wir suchten die Anlegestelle der Personenfähre, sie war wie in unserem Buch beschrieben, etwas versteckt. Die Überfahrt dauerte nur 25 Minuten und zu meiner Erleichterung hielt sich die Schaukelei in Grenzen.
In Santander suchten wir das Tourist Office, das in der Nähe des Hafens sein sollte. Mitten in einer Baustelle wurden wir fündig. Mit dem Stadtplan in der Hand machten wir uns auf die Suche nach der Herberge. Im ersten Anlauf schossen wir an der Abzweigung vorbei. Beim zweiten Mal, trafen wir auf die richtige Strasse und fanden bald die Unterkunft. Inzwischen hatte der Wind zugenommen und zerrte an uns und unseren Rucksäcken. Kaum in der Unterkunft begann draussen der Regen zu rauschen. Wir waren dankbar, dass wir unser heutiges Ziel schon erreicht hatten.

Freitag, 8. November 2013

105. Tag, Freitag, 8.11.13

Berria - Güemes, 22 km
Trüb, grau in grau, nass bis sehr nass, windig.
Der Wetterbericht hatte für heute sehr daneben gegriffen. Er versprach: bis ca. 10 Uhr Regen möglich, bis zum Mittag kaum noch Regen, am Nachmittag Aufhellungen, Wind zunehmend.
Wir zogen gleich zu Beginn unsere Regenkleidung an, bloss auf die Fledermaus wollten wir verzichten.
Da unsere Pension ohne Kochmöglichkeit war und in Berria alles geschlossen war (Berria ist auf Sommertourismus ausgerichtet) haben wir unser Frühstück aus einem Automaten bezogen. Nicht unbedingt das was wir normalerweise zum Frühstück nehmen, aber immerhin etwas für in den Magen.
Etwa eine halbe Stunde später stiessen wir auf eine offene Bäckerei und ein Restaurante. Diese Gelegenheit nutzten wir gerne.
Danach mussten wir leider doch die Fledermaus anziehen. Es wurde so unangenehm nass, dass Heiner wieder einmal zu schimpfen kam. Mit anderen Worten: es regnete auf dem ganzen Weg mehr oder weniger stark. Wir verzichteten heute auf die Strand- und Klippenwanderung und nahmen die Fahrradroute. Bei schlechtem Wetter und das hatten wir eindeutig, wird vom Klippenweg abgeraten.
Wir marschierten von der Küste weg ins Landesinnere und sind jetzt in Güemes in der Herberge von Padre Ernesto. Über diesen speziellen Mann (er wird mit Mutter Teresa verglichen) und seine Projekte kann man im Internet viel Informationen bekommen. Es ist tatsächlich ein Erlebnis in dieser Herberge zu sein und diesen Mann und seine Helfer kennen zu lernen.

Es sind ausser uns noch drei spanische Pilger hier und ein Ehepaar aus Maine US.

Donnerstag, 7. November 2013

104. Tag, Donnerstag, 7.11.13

Liendo - Santoña / Berria,
14 km
In der Nacht hatten wir ein Schnarchkonzert. Zwei Pilger waren richtiggehende Könner. Ich war froh, dass beide im anderen Zimmer schliefen, Wand und Türen dämpften wenigstens etwas.
Am Morgen verliessen wir als erste die Herberge. Die Polen sassen noch beim Frühstück, die Franzosen waren am Schuhe anziehen und der Belgier wartete auf irgendetwas. Wir wollten die etwas längere, dafür schönere Kasper-Route nehmen. Mit einem kleinen, unbeabsichtigten Umweg durch ein Quartier, schafften wir den Einstieg in den Weg doch. Es war wirklich ein Einstieg, denn es ging steil bergauf. Ich hatte so meine Zweifel ob wir den richtigen Weg erwischt hatten. Markierung war in diesem Abschnitt kaum vorhanden. In unserem Buch war beschrieben, dass man an verlassenen Häusern vorbei kommt und die sah man, zu meiner Erleichterung, schon von weitem. Landschaftlich sah es beinahe aus wie in den Schweizer Bergen, mit dem Unterschied, dass man Ausblicke auf das Meer geniesst. Mir fehlen die Worte um diese Schönheit zu beschreiben. Alles was mir in den Sinn kommt ist zu fad.
Ein grosser Augenblick hatten wir, als wir beinahe ganz oben waren und die Seeadler auf dem gegenüberliegenden Berg entdeckten! Wir zählten 19 dieser majestätischen Vögel. Elegant schwebten immer wieder einige weg und andere kamen hinzu. Das Herz hüpft einem in der Brust, wenn man so etwas in der Natur draussen erlebt.

Auf der anderen Seite des Berges ging es steil nach unten. Die ganzen Höhenmeter die wir aufgestiegen waren galt es wieder abzusteigen. Wir mussten Meereshöhe erreichen, denn es ging noch fünf Kilometer dem Strand entlang zur kleinen Fähre.
Die Hospitaliere in Liendo hatte uns informiert, dass die Fähre von 9 Uhr bis 19 Uhr pendelt und 1.70 Euro kostet. Dem Strand entlang machten wir zügig vorwärts, weil wir befürchteten, dass die Fährleute Siesta machen. Tatsächlich machen sie jetzt keine Siesta, der Fährbetrieb wird um 14.30 Uhr eingestellt. Dafür kostet es zwei Euro.
Wir waren um 13.30 an der Anlegestelle und wurden sogleich vom Boot abgeholt.

Beim Tourist Office auf der anderen Seite erhielten wir den Stempel und einen Stadtplan mit dem Hinweis, dass sich die Herberge am Stadtrand befindet. Von der Hospitaliere wussten wir, dass es eine Jugendherberge ist und nicht den besten Ruf geniesst. Da die Übernachtung im Mehrbettzimmer in diesem Etablissement auch 15 Euro pro Person kostet, dachten wir für 40 Euro bekommen wir ein Zimmer das wir nicht mit anderen teilen müssen in einer Pension. Wir machten uns auf die Suche. Bei der ersten Pension wurde die Tür nicht aufgemacht. Die zweite war zu luxuriös, danach war Siesta, da geht nichts mehr. Bei einem Bier überlegten wir den weiteren Weg. Da wurde uns bald klar, wenn wir jetzt zur Pension in Berria (Pensione Berria) gehen, sind es morgen schon etwa zwei Kilometer weniger, da dies an der morgigen Strecke liegt. Damit es nicht allzu einfach ist, marschierten wir durchs Naturschutzgebiet und kamen so von der anderen Seite in den Ort. Da zuerst ein Hostal am Weg lag fragten wir dort für ein Zimmer. No,no, aber fünf Minuten weiter vorn Pensione Marquesa erklärte uns die Frau. Noch während wir uns umdrehten zog sie ein Telefon aus der Tasche.
Wir marschierten in die angegebene Richtung, vorbei an einem geschlossenen Hotel, vorbei am zweiten geschlossenen Hotel, da sahen wir weiter vorn das Schild Pensione Marquesa. Daneben eine Cafebar / Ristorante. Beides sah ziemlich geschlossen aus. Jedoch stand vor der Bar ein älterer Mann, den wollte ich fragen. Als er uns über die Strasse kommen sah, drehte er sich um und ging ins Haus. Dafür kam uns sein Frau entgegen mit dem Schlüssel in der Hand! Das Buschtelefon hat funktioniert! Wir haben ein günstiges Zimmer in einer Pension und ausser uns schnarcht hier niemand.

Mittwoch, 6. November 2013

103. Tag, Mittwoch, 6.11.13

Castro Urdiales - Liendo,
18 km,
Beim verlassen des Ortes, heute morgen, stellten wir fest: man hätte doch in der Herberge übernachten können. Die Information im Buch ist wohl überholt.

Am Ortsrand waren die Häuser und die Umgebung nicht mehr so gepflegt. Es war für die Nase eine Wohltat danach durch ein Stück Eukalyptuswald zu wandern. Der Himmel war bewölkt, Wind wehte kaum noch und die Temperatur brachte uns bald zum schwitzen. Bald mussten wir Kleiderschichten entfernen. Wir konnten kurzärmlig (Heiner auch in kurzen Hosen) marschieren. In einer kleinen Ortschaft machten wir auf der Kirchenmauer eine Früchtepause. Danach gelangten wir auf einen wunderschönen Wegabschnitt und der allerschönste Pique-nique Platz war von den Kühen besetzt! Da wir erst kurz vorher Früchtepause hatten, war das nicht so tragisch.

Nach dem Mittagessen ging der Weg auf der Strasse weiter. Bei Sonnenschein musste wieder ein grösserer Hügel bezwungen werden, etwa 6 km lang und 200 Höhenmeter.
Als wir am späteren Nachmittag den Zielort erreichten, ging es noch 1,5 Kilometer durch das langgestreckte Dorf bis zur Unterkunft. Ein belgischer Pilger war schon dort, dann kamen wir zwei Schweizer, nach uns trafen noch ein französisches Paar und etwas später ein polnisches Paar ein. Ein herrliches Völkergemisch.

Dienstag, 5. November 2013

102. Tag, Dienstag, 5.11.13

Pobeña - Castro Urdiales,
15 km
Wir konnten Nachts nicht gut schlafen, weil der Wind an den Läden rüttelte und um die Ecken pfiff. Immer wieder erwachten wir ab dem Lärm und stellten dann fest: es regnet immer noch. Hoffentlich gelingt es dem Wind die Regenwolken zu vertreiben.

Es wurde viel zu schnell morgen, wohl oder übel mussten wir aus dem Bett. Für heute waren einige Kilometer auf wunderschönen Klippenpfaden geplant. Der Blick aus dem Fenster zeigte uns: grau, grau und immer noch nass. Der Wetterbericht liess uns hoffen, bloss die angekündigte Windstärke hinterliess ein mulmiges Gefühl.
Nach dem Frühstück mussten wir zuerst mit dem Bus zurück nach Pobeña. Dort wo wir den Jakobsweg verlassen hatten wollten wir wieder starten. In Windjacke und Regenhosen, den Rucksack unter der Regentüte geschützt ging es los. Von der Bushaltestelle in Pobeña ging der Weg über einen grossen Parkplatz, dann zwischen zwei Häuser durch und über eine laaaaange Treppe hoch (160 Stufen) auf den Klippenweg. Es wurde atemberaubend schön. Atemberaubend in doppelten Sinn: auf dem Weg über dem Meer waren wir den heftigen Windböen ziemlich ausgesetzt. Was waren wir doch froh über unsere Stöcke, auf vier Beinen ist man einfach standfester.
Uns begegneten Spaziergänger und Jogger, folgedessen fühlten wir uns sicher. Andernfalls hätte ich Zweifel gehabt, ob es nicht leichtsinnig ist bei diesen Windböen auf dem Klippenweg zu laufen.
Noch bevor wir den Ort Ontón erreichten, rochen und sahen wir die Spuren eines Buschbrandes. Mehrere Hektaren abgebranntes Hügelland. Kein schöner Anblick.
Nach dem Ort mussten wir auf der Strasse einen grösseren Hügel bewältigen. Das war eine schweisstreibende Angelegenheit bergauf und eine akrobatische Leistung bergab. Zuerst waren wir auf der windgeschützten Seite, danach bekamen wir die volle Ladung! Mal blies der Wind von vorne, dass wir mit ganzem Gewicht dagegen stemmen mussten, dann blies er von der Seite und probierte ob er uns in den Strassengraben pusten könne. Es hat sicher lustig ausgesehen, wir mussten auch lachen, aber es war sehr anstrengend.

Wir waren erleichtert, als wir den Zielort heil und trocken erreicht hatten. Bis zur Öffnung des Tourist Offices belohnten wir uns mit einem Dessert.
Vom Office bekamen wir einen Stadtplan wo alle Hotels, Pensionen und sonstige Unterkünfte eingezeichnet waren. Es sei sicher kein Problem ein Zimmer zu finden, da nicht Wochenende sei. Wir sollen einfach fragen.
Bei der ersten Pension stockte unser Schritt nur kurz ... nein, da nicht. Die Zweite war auch nicht passend, die dritte sah gut aus und da wurden wir auch eingelassen.
Es gäbe hier auch eine Pilgerherberge, vom April bis Oktober. Morgen sollten wir, laut Buch, auf eine ganzjährig geöffnete Herbe treffen.

Montag, 4. November 2013

101. Tag, Montag, 4.11.13

Portugalete - Pobeña, 14 km.
Wetter: Regen, 16 Grad, Wind: 25 km/h
Beim Start von der Pension zogen wir bloss unsere Regenjacke an. Wir wollten noch in eine Cafebar, mit leerem Magen kann man nichts leisten. Nach 50 Meter hatten wir schon Glück. Cafe con leche und Gipfeli, damit konnten wir dem Wetter trotzen.
Dann montierten wir die volle Regenmontur. In Spanien sieht der Himmel bei Regen gleich grau und trüb aus wie in Frankreich und überall. Und es ist nass!
Der Weg war sehr gut markiert. Die beinahe ganze heutige Strecke war ein separater Wander- und Radweg. Das war auch gut so, denn wir haben Autobahnen, Autostrassen, Strassen, Kreisel, Brücken gesehen zum Teil auf fünf oder sechs Ebenen. Wandervögel Landeier kamen nicht aus dem Staunen heraus. Unterwegs trafen wir auf drei grosszügig angelegte Pique-nique Plätze, ausgestattet mit mehreren Sitzgruppen, Abfalleimer und Wasserstelle. Alles sehr sauber und gepflegt, aber .... sehr nass.
An unserem ersten angepeilten Übernachtungsplatz hiess es: completo. Ein anders Hotel gab es nicht im Ort. Wir sollen im Nachbarort fragen. Im nur ein Kilometer entfernten Pobeña gibt es sogar eine Pilgerherberge die ab November geschlossen ist. Weil wir diese Information schon hatten, versuchten wir es beim Hotel. Wir dachten: im November ist es sicher nicht mehr ausgebucht. Aber wenn durchnässte Pilger fragen ist es plötzlich voll. In Pobeña gab es nochmal das gleiche Spiel: tut uns leid, completo. Versucht es doch im vier Kilometer entfernten Nachbarort. Dazu hatten wir aber keine Lust mehr. Wir hatten an der Refuge-Tür einen Zettel von einem BnB gesehen. Es wurde sogar angeboten Pilger vor der Refuge abzuholen. Frau holte das Telefon hervor und telefonierte auf englisch. Da der andere Teilnehmer auch nicht besser englisch konnte, klappte die Verständigung bestens. Wir wurden abgeholt, bekamen ein schönes, sauberes Zimmer, Informationen über Einkaufsmöglichkeiten und wie wir morgen wieder auf den Jakobsweg zurück gelangen. Es regnet immer noch ....

Sonntag, 3. November 2013

100. Tag, Sonntag, 3.11.13

Bilbao - Portugalete, 15 km
Die Geräuschkulisse auf der Strasse liess morgens um drei langsam nach. Da es ein konstantes Palavern war und nicht unregelmässig laut und leise, konnten wir trotzdem schlafen. Um halb zehn verliessen wir leise die Wohnung. Unser Gastgeber schlief noch, da er bis morgens um vier gearbeitet hat.
Auf der Strasse blickten wir uns zuerst etwas ratlos um. Wo bekommt man Sonntags um diese Zeit schon einen Kaffee? Alle Bars waren noch geschlossen. Die Bäckerei vis a vis der Kathedrale war schon offen, so konnten wir Gipfeli für sofort und Brot für unterwegs erstehen. Wir kamen auf die Idee, dass es am Bahnhof bestimmt schon Kaffee gibt. Das ist nicht weit und danach nur etwa 200 Meter zurück auf den Jakobsweg. Unterwegs sprach uns ein junger Spanier an, ob wir etwas suchen. Ja, einen Kaffee. Jetzt, in diesem Moment? Ja, jetzt. Oh, das sei schwierig, die Bars machen nicht so früh auf. Die Leute gehen zuerst in die Kirche und erst danach Kaffee trinken. Ja, Bahnhof sei eine gute Idee. Er habe vor zwei Jahren eine grosse Wanderung gemacht, deshalb seien wir ihm auch aufgefallen. Leider spreche er nicht gut englisch und 'buen camino'.
Beim Bahnhof bekamen wir tatsächlich Cafė con leche.

Der Jakobsweg aus der Stadt (wobei 'aus der Stadt' nicht ausserhalb Wohngebiet bedeutet) führte am Fluss Nervión entlang. Vorbei an berühmten Skulpturen und Bauten. Immer wieder mussten wir fotografieren. Die Calatrava-Brücke, das Guggenheim-Museum mit der Spinnen-Skulptur und dem Blumenhund Puppi. Beim letztgenannten wurden wir mit unseren Rucksäcken aber selbst zu Foto-Objekt. Gage haben wir keine bekommen, aber ein kurzes, nettes Gespräch auf französisch.
Bei einem Pavillon neben dem Guggenheim-Museum erstanden wir uns einen Orangensaft und ein Muffin. Die Bedienung zeigte mir freudig ihr Armband, sie sei auch den Jakobsweg gegangen.

Nach einigen Kilometern wurde die Umgebung immer trister. Verlassene, verlotterte Industriegebiete, Gebäude dem Zerfall preis gegeben. Auch die weniger schönen Gebiete gehören zum Weg. Die Menschheit hinterlässt Spuren, dessen soll man sich bewusst sein.
Etwas später kreuzten wir eine Strasse die eine Fussgängerzone mit allen Annehmlichkeiten aufwies. Es war sowieso Zeit zum Austreten und ins Gebüsch gehen war heute nicht möglich. Also Kaffeehalt. Beim wieder Aufbrechen reichte uns die Serviererin ein Häppchen mit Käse: die sei für auf den Weg und 'buen camino'.
Es wurde uns heute so oft 'buen camino' gewünscht und sogar über die Strasse zugerufen. Ja, wir hatten heute einen guten, behüteten Weg. Die Passanten schauten, dass wir den richtigen Weg gingen. Wir müssen uns erst noch an die neue Markierung gewöhnen.
Um nach Portugalete zu gelangen überquerten wir den Fluss auf der 50 Meter hohen Biskaya Brücke (UNESCO Weltkulturerbe). Das Tourist Office hatte bereits wieder geschlossen. Stadtplan???
Mit Hilfe von unserem Pilgerbüchlein tasteten wir uns Strasse um Strasse voran. Im Buch wurde uns nebst der Pilgerherberge (die nur im Sommer offen ist) noch eine kleine Pension empfohlen. Dies suchten wir. Die Strasse führte so steil bergan, dass die Spanier da kurzerhand Freiluft-Fussgänger-Rollbänder gebaut haben. Sehr Pilgerfreundlich! Ein älterer Spanier wies uns die Strasse zur Pension. Wir suchten ein angeschriebenes Gebäude. Da winkte weiter oben auf der Strasse ein Mann. Wir beachteten ihn nicht. Er winkte heftiger, Heiner drehte sich schliesslich um, weil er sehen wollte wem da gewunken wird. Der Passant hinter uns, deutete Heiner, dass dieses winken uns gelte. Häää?? Tatsächlich, das galt uns. Der Mann machte das Zeichen für 'schlafen' und winkte uns, ihm zu folgen. Er führte uns in ein Haus, holte an der kleinen Reception die Schlüssel, zeigte uns zwei unterschiedliche Zimmer und die dazugehörenden Preise. Wir entschieden uns für ein Zimmer und bei der Anmeldung stellten wir fest: es ist die Pension die wir gesucht haben. Es ist uns ein Rätsel weshalb dieser Mann ausgerechnet in dem Moment draussen war und uns von der Strasse holen konnte. Wir hätten die Pension nie gefunden .... sie ist nicht angeschrieben!

Samstag, 2. November 2013

99. Tag, Samstag, 2.11.13

St. Jean-de-Luz - Bilbao
150 Km mit dem Bus.
Wohnung räumen und Rucksack packen dauerte bis elf Uhr. Danach nochmals ein paar Schritte durchs Quartier. Um zwölf Uhr holte uns Stephan ab und brachte uns zur Bushaltestelle.
Bis San Sebastian schien noch zeitweise die Sonne, aber die Wolkendichte nahm zu. Das Meer wirkte unruhig und es hatte hohe Wellen.
Pünktlich um zwanzig vor vier waren wir am Busbahnhof in Bilbao. Unsere Informationen mit der Lage der Busstation stimmte nicht ganz ....! Wir versuchten uns zu orientieren oder einen Hinweis zu finden wo lang es zum Tourist Office geht. Hhhhmmmmmm ..... zwei Landeier in der Riesenstadt Bilbao! Keinerlei Spanischkenntnis ausser 'Hola, Adios und por favor'! In den Strassen um den Busbahnhof brodelte es vor lauter rot-weissen Fans eines Fussballclubs. Polizisten versuchten das ganze zu kanalisieren. Ha ... Polizei .... hmmm: Freund und Helfer? Ist das hier auch so? Wir liefen kurzerhand über die Kreuzung zu den Polizisten. Mit unserem Pilgerführer in der Hand sagte ich: por favor und zeigte auf den Plaz wo wir hin wollten. Der Polizist deutete auf die Strassenbahn und machte danach die Handbewegung für
'zu Fuss'? Wir deuteten 'zu Fuss'. Er holte im Auto einen Plan und zeichnete uns sogar ein welche Strassen wir gehen sollen. Gracias!
Nun war es leicht den Weg zum Tourist Office zu finden. Das Office war in einer Halle mit vielen Schaltern. Wir mussten eine Nummer ziehen und schauen über welchem Schalter unsere Nummer aufleuchtete. Dort konnte ich mein Anliegen auf englisch vorbringen. Die Dame zeichnete uns auf dem Stadtplan den Weg zur Kathedrale ein. Dann sah sie auf unserem Plan die Adresse unserer Unterkunft und markierte das auch gleich. Es ist nicht weit versicherte sie uns. Selbstverständlich machte sie uns gerne einen Stempel in den Pilgerpass und wollte natürlich wissen aus welchem Land wir sind. Fazit: die Dame hätten wir auch auf deutsch ansprechen können.

Kaum waren wir wieder draussen begann es zu regnen. Zuerst stellten wir uns unter, aber nach einer gewissen Zeit holten wir doch unsere Regenhaube und Jacke hervor. Am Anfang unseres ersten Teils des Jakobswegs hatte es stark geregnet (Etappe Frenkendorf - Basel), auf der ersten Etappe der Via Lemovicensis (nach Vėzelay) hatte es heftig geregnet und jetzt beginnt der dritte Teil ebenfalls mit Regen. Von Manuela haben wir die Nachricht erhalten, dass ein Sturm über St. Jean-de-Luz gefegt sei. Es sei sogar das Dach eines Einkaufzentrums eingestürzt.

Unsere Unterkunft wurde von unserer Schwiegertochter organisiert und ist ein BnB in der Altstadt von Bilbao, nur ca. 50 Meter von der Kathedrale entfernt. In den Gassen ist eine Geräuschkulisse und ein Menschenauflauf wie wir das von der Fasnacht kennen. Wandervögel Landeier kamen nicht aus dem Staunen heraus.
Wir haben uns das erste Mal mit Tappas verpflegt und das was in unseren Augen aussah wie irgendwas mit Käse war irgendwas mit Fisch.

Freitag, 1. November 2013

98. Tag, Freitag, 1.11.13

St.Jean-de-Luz.
Unser letzter Tag hier war geprägt von Vorbereitungen für die Weiterreise. Wäsche waschen, Gepäck optimieren, letzte Karten und Briefe schreiben, Kühlschrank leer essen und nochmal einen Spaziergang am Meer. Viel Wind brachte heute wieder hohen Wellengang. Dies freute vor allem die Surfer die wir beobachten konnten.
Am Abend trafen wir uns nochmal mit Manuela und Stephan. Es war ein ganz gemütlicher Ausklang des letzten Ferientages.