Gestern Samstag standen wir nicht so früh auf. In der Nacht hatte es stark geregnet und die Regentropfen fielen bis in den Vormittag hinein. Da wir mit den Fahrrädern nach Guérande fahren wollten, fanden wir es klüger noch etwas zu warten, bis sich die nässenden Wolken etwas verzogen.
Endlich war es soweit und wir traten in die Pedale. Ja, das mussten wir tatsächlich, denn flach ist es hier definitiv nicht, dazu der Wind, der immer dann am stärksten gegen uns blies, wenn es bergauf ging. Kurz vor Mittag erreichten wir die Tourist-Info vor dem alten Stadttor. Wir wurden von Chantal, einer deutsch sprechenden Mitarbeiterin, mit Infomaterial in deutscher Sprache versorgt.
Guérande die mittelalterliche Stadt, einst Hauptstadt eines Besitzes der Herzöge der Bretagne, der sich über die gesamte Halbinsel ausdehnte. Den Namen hat sie ihrem bretonischen Ursprung zu verdanken: Gwenrann, das weisse Land. Zwischen Land und Meer erstrecken sich die Salzgärten auf etwa 2000 Hektar.
Durch die Porte Saint-Michel betraten wir die Altstadt. Auf Schritt und Tritt begegnet einem das Salz der Guérande. Als Fleur de Sel, das kostbarste der Salze oder als Variationen mit Kräutern, Algen oder mit diversen anderen Aromen. In schönen Gefässen oder in Beuteln, für jeden Geschmack findet man etwas. Auch andere Produkte aus der Region werden vermarktet. Es ist nicht schwierig sein Geld los zu werden, die Schwierigkeit besteht eher darin, am Schluss noch etwas im Geldbeutel zu haben.
Wir hatten für den Tag ein Picknick im Rucksack. Leider, oder zum Glück, spielte das Wetter nicht mit. Anstatt dass der Wind die Regenwolken vertrieb, brachte er Neue über die Stadt. In die Kirche flüchten konnten wir nicht, die wird über den Mittag geschlossen. Bevor wir endgültig durchnässt und erfroren waren, suchten wir Schutz in einer Crèperie. Die Auswahl der Galettes liess uns das Wasser im Munde zusammenlaufen. Bestellt war rasch und beinahe ebenso schnell standen die dünnen Fladen mit dem Käse und Honig für mich, und Poulet mit Créme fraiche für Heiner vor uns.
Gesättigt und gut aufgewärmt wagten wir uns wieder auf die Strasse. Die Regenwolken hatten sich inzwischen verzogen.
Nun war der Zugang zur Kirche wieder offen und herrlicher Gesang und Musik lockte uns ins Innere. Es waren Proben und Vorbereitungen für eine Hochzeit im Gange. Später sahen wir auch die Braut, die zwar sehr schön aussah, für meine Begriffe jedoch ein zu sommerliches Kleid für diese Temperaturen trug. Es hatte knapp 10°, dazu eine stetige Biese.
Wir entschieden uns den Heimweg anzutreten und die Salzgärten erst wenn wir weiter fahren zu besuchen.
Heute Sonntag stand eine Fahrradtour auf unserem Programm. An der Rezeption des Campingplatzes wurde uns ein Besuch im Museumsdorf Kerhinet empfohlen. Wir hielten uns an die Veloroute und machten natürlich einen Umweg, was nicht weiter tragisch war, da es sich bei diesem Gebiet um den regionalen Naturpark Brière handelt. Fotomotive gab es genug und somit auch Gelegenheit die Beine ausruhen zu lassen.
Die Häuser, Chaumière, sind schilfgedeckt und strahlen einen speziellen Charme aus. Der Regionalpark unterstützt seit 40 Jahren die Bestrebungen, die Schilfdachhäuser zu erhalten. Es gibt Zonen, in denen nur mit Schilf gedeckt werden darf. Rund 60% der französischen Schilfdachhäuser befinden sich in der Brière. Dies sind etwa 3000 schilfgedeckte Häuser.
Kerhinet ist ein kleines Dorf, die Bezeichnung Weiler würde auch passen.
Die Häuser sind sehr schön restauriert, die meisten kann man leider nur von aussen besichtigen. Ein Haus ist für Schulen die Intensivwochen machen reserviert. Hier können junge Leute das Sumpfgebiet hautnah erforschen und bei der Pflege mithelfen.
Im Informationsbüro in Kerhinet sitzt eine Dame die sehr gut deutsch spricht. Sie macht uns glustig den Park zu durchwandern. Wir fahren morgen wohl doch noch nicht weiter.
Einige Kilometer weiter entdeckten wir ein Dolmen.
Auf der Heimfahrt gab es für mich eine kleine Freude:
ich habe hier ein eigenes Dorf!
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