Freitag, 18. Oktober 2013

84. Tag, Freitag, 18.10.13

Roquefort - Gaillėres, 13 km
Roquefort hat 1900 Einwohner und liegt 100 m.ü.M.
Der brühmte Roquefortkäse kommt nicht von diesem Ort, er stammt aus Roquefort-sur-Soulzon!
Heute morgen habe ich ins Livre d'Or geschrieben: vielen Dank für diese Übernachtungsmöglichkeit. Wenn es Putzmittel und Putzlappen hätte, hätten wir geputzt. So haben wir nur die Bettwäsche abgenommen und den Boden gewischt.
Dann schlossen wir die Tür und brachten den Schlüssel zurück. Kaffee und Croissants bestellten wir in der Bar. Das ist zwar einiges teurer, aber die Pfanne und das Geschirr in der Refuge waren nicht sehr einladend.

Durch Vororte und über Landstrassen verliessen wir den Etappenort. Nach etwa 45 Minuten erreichten wir die vielbefahrene D 932. Auf einer solchen Strasse zu gehen ist immer eine Herausforderung für den Pilger. Keiner liebt das und doch ist man gezwungen der Markierung zu folgen. Wenn nur aus einer Richtung Autos kommen, kann man auf der Strasse gehen, es hat Platz für beide. Kommen aber aus beiden Richtungen Fahrzeuge, oder gar ein Lastwagen, weichen die Fussgänger klugerweise aus!

Nach ca. einem Kilometer durften wir auf einen Waldweg abbiegen. Inzwischen war es warm genug geworden um im Sommertenue zu laufen. Auf dem Waldweg, der wiederum sehr sandig war, hatte es viele Tierspuren. Menschliche Fussabdrücke sahen wir hingegen kaum. Was uns zum stehen bleiben brachte war eine Draht- und Holzkonstruktion seitlich zwischen den Bäumen. Bei näherer Betrachtung sahen wir eine Schlinge! Eine Tierfalle! Weiter hinten hatte es noch mehr von den Dingern. Noch weiter hinten sahen wir einen schwarz gekleideten Mann auf Holzstapeln herumklettern. Dort war er offenbar am istallieren von noch anderen Fallen. Weiter vorne stand sehr gut getarnt ein Auto. Was ist das? Eine Forschungsstation oder illegale Jagd? Ist auf diese Art Fallen stellen in Frankreich erlaubt? Einmal mehr bereue ich es, dass ich die Landessprache nicht beherrsche. Zu gerne hätte ich den Monsieur gefragt.

Heute wurde uns wieder rechtzeitig zur Lunchzeit ein Pique-nique Platz geliefert. Wir machten eine ausgiebige Rast.
Danach ging es auf einer kleinen von Kastanienbäumen gesäumten Strasse weiter. Für mich ist es eine Qual an diesen schönen Früchten vorbei zu laufen, ja sogar zu sehen wie sie von den Autoreifen plattgewalzt werden. Beim fünfundzwanzigsten Baum streikte ich. Schnell stellte ich den Rucksack an den Strassenrand, zog die Plastiktüte aus der Tasche und begann von den Kastanien die grössten aufzulesen. Wenn man bedenkt, dass bei uns an der Herbstmesse 100 Gramm von diesen Dingern CHF 2.20 kosten, liegt hier ein kleines Vermögen.

Beim Einmarsch in den Ort Bostens fiel uns die aussergewöhnliche Bauart der Kirche auf. Normalerweise sind die Kirchen in den Dörfern geschlossen. Wenn jedoch ein spezielles Objekt am Weg steht, schau ich nach ob nicht doch offen ist. Diese hier war geschlossen, hatte aber neben dem Portal eine angeschriebene Tür. 'Halte Pelerins, entrėe! Jene Pilger die an der Kirche vorbeilaufen sehen diese Tür nicht. Das sieht man erst wenn man unter das Vordach tritt. Vorsichtig öffnete ich die Tür und schaute was sich dahinter verbarg.
Ein gemütlicher Raum mit Tisch und Bank, Sofa, Geschirrschrank, Herd, Ausguss und Wasserhahn, Kühlschrank mit Getränken, Kaffeemaschine und Wasserkocher. Es hatte sogar einen Blumenstrauss auf dem Tisch! Ein Zettel forderte die Pilger auf hier Rast zu machen, etwas zu trinken, den Stempel ins Credencial zu machen und etwas ins Livre d'Or zu schreiben.
Diese kleine Oase ist in Freiwilligenarbeit entstanden und wird offensichtlich gut betreut. Wir haben diese kleine Überraschung genutzt und nachher sehr gerne ein Donativo ins Sparschwein versenkt.
Es ist interessant zu sehen wie unterschiedlich die Gemeinden mit den Pilgern umgehen. Es gibt Orte, da fühlt man sich gar nicht willkommen und Andernorts ist man gerngesehener Gast.
Am späteren Nachmittag trafen wir am Zielort ein. Hier haben wir uns ein Hotelzimmer genommen. Im zuerst angestrebten Ort konnte ich in der Refuge nicht anrufen weil die Nummer nicht stimmt oder die Refuge geschlossen ist oder was auch immer. Die Dame auf der Marie in Roquefort hatte keine Lust uns zu helfen und ein Tourist Office gab es dort nicht. So haben wir uns entschlossen hier Halt zu machen. Ich war froh mussten wir nicht weiter gehen. Ich bin sehr müde vom alle Tage weiter marschieren. Es ist Zeit für einen Ruhetag. Morgen noch bis Mont-de-Marsan, dann gibt es einen Ruhetag.
Nächsten Freitag nehmen wir den Zug und fahren an die Küste nach St. Jean-de-Luz. Dort bleiben wir dann eine Woche bevor es auf dem spanischen Jakobsweg weiter geht.

1 Kommentar:

  1. Hallöli ihr beiden,toller Bericht,wünschen euch ein schönes Wochenende und einen Erholsamen Ruhetag.Haben nun auch schönes und sogar warmes Herbstwetter.
    Liebi Grüessli us dr Heimat :-)

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