Sonntag, 6. Oktober 2013

72. Tag, Sonntag, 6.10.13

Château Puy Savin - Port-Sainte-Foy-et-Ponchapt, 5 km

War das herrlich so ungestört ausschlafen zu können. Kein Strassenlärm, keine unmittelbaren Nachbarn, niemand der uns hinauswarf weil für die nächsten Pilger geputzt werden musste. Frühstück um neun, trödel, trödel ....
Pilgerführer studieren, Etappenhalte vorsondieren etc.
Um halb zwölf wärmten wir den Rest Gemüsesuppe vom Vorabend. Um viertel nach zwölf gingen wir bei Sonnenschein auf den Spaziergang durch die Reben. Wir sind tatsächlich im Weinbaugebiet angekommen! Reben, Reben, Reben. Meist schon abgelesen und wenn nicht, dann schützt ein Zaun oder tiefer Graben vor gefrässigen Pilgern. Heute war der Graben an einer Stelle nicht so tief und breit! Ich habe nur eine Traube gepflückt, die teilten wir.
Der Wiesenweg war noch sehr nass und sumpfig vom vielen Regen. Am Himmel zogen Wolken in verschiedenen Grauschattierungen. Eine Stimmung, Lichtverhältnisse fürs Fotobuch. Fotos konnte ich auch von zwei Rehen machen. Ich brauchte ordentlich Zoom, hatte kein Stativ und hoffe, dass sie trotzdem brauchbar sind.
Kurz vor dem Zielort mussten wir von den Rebhängen zum Fluss Dordogne durch ein Stück Wald hinuntersteigen. Ein steiler, rutschiger, felsiger Pfad. Wie haben das die anderen gestern gemeistert? Die Müdigkeit von bereits 32 km in den Beinen und im Kopf. Ich wäre wohl am heulen gewesen. Heute machten wir langsam und vorsichtig. Zeit hatten wir im Überfluss. Unten angekommen genossen wir zuerst den Anblick der Dordogne und den Uferweg. Von der Zeit her wäre ein Kaffee fällig. Ein Restaurant am Weg bot nicht den passenden Rahmen. Das sah ich aber erst als ich die Tür geöffnet hatte. Von aussen sah es ganz normal aus. Innen schwirrten Kellner in weissen Hemden, Gilet und schwarzer Fliege um weiss gedeckte Tische und wohlriechende, schön gekleidete Gäste. Schwitzende Pilger mit nassen Wanderschuhen waren hier absolut fehl. Auf der anderen Seite des Flusses fanden wir was wir suchten: ein kleines Lokal mit vier Tischen im Freien. Wir bestellten Kaffee und Crėpes flambėe, hauchdünne Omletts mit etwas Geist. Wir durften nachher in die kirchliche Herberge ....
Um vier öffnete auch diese Unterkunft die Pforte. Ein freundlicher Empfang in einem alten, grossen Haus. Wieder haben wir das ganze für uns allein. Ein grosser Garten mit einer mächtigen Linde verschafft das perfekte Wohlbehagen. Es hat einen Radio, wir hören Musik und ich habe auf dem Bücherregal ein deutsches Buch gefunden.
Die Etappe morgen: 1 (!) Kilometer. Wir zügeln einfach ins Grand Hotel auf der anderen Flussseite. An meinem Geburtstag übermorgen will ich nicht in irgendeiner Refuge sein.

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