Donnerstag, 17. Oktober 2013

83. Tag, Donnerstag, 17.10.13

Bourriot-Bregonce - Roquefort
13 km
Wir marschierten um viertel nach neun, bei sehr herbstlicher Stimmung los. Der Nebel verschleierte die Umgebung und liess Häuser und Bäume verschwinden. Wir hatten beschlossen einen kleinen Umweg über Retjons zu machen. Den kleinen Ort erreichten wir bei immer noch nebligem Licht. Bald fanden wir was wir suchten: den Stein mit der Markierung 1000 Kilometer bis Santiago. Hier gab es einen ausgiebigen Fotohalt.
Etwas später, wir hatten uns bereits etwa zwei Kilometer vom Dorf entfernt, hielt ein Auto neben uns. Ein älterer Franzose stieg aus. Er hatte uns beim Stein gesehen und ist uns nachgefahren. Er wollte wissen woher wir sind und wohin wir wollen. Er habe schon mit Pilger aus aller Welt gesprochen. Wieviele Kilometer pro Tag wir denn machen? Ah, 15 - 20, das sei gut. Viele machen einfach zu lange Etappen Ein Pilger aus Holland sei mit einer Sehnenscheideentzündung in dem Ort hängen geblieben. Nach drei Tagen sei er wieder zu Arzt weil er weiter wollte. Er bekam aber zwei Wochen Marschverbot. Da er Künstler war wollte er sich irgendwie beschäftigen. Da habe er den Stein gestaltet und mit einer kleinen Feier sei das Objekt platziert worden. Ha, diese Geschichte steht nicht in unserem Pilgerführer, die wurde uns live geliefert.

Bald führte der Weg von der Strasse weg wieder in die sandige Heidelandschaft. Dicht an dicht bedeckten die Erikabüsche den Boden unter den Kiefern. Stellenweise wuchs Farn oder Ginster und bei den sumpfigen Stellen die typischen Sumpfgräser. Überraschend bog unser Weg in ein kleines Tal. Ich glaubte wir müssten den Bach überqueren, aber unser Pfad schlängelte sich dem Bächlein entlang. Die Landschaft sah so verzaubert aus. Als Kind habe ich mir den Märchenwald so vorgestellt. Der sandige Fussweg war mit Kiefernnadeln bedeckt und liess die Schritte weich federn. Vorher ging es über viele Kilometer durch die Ebene, hier aber war die ideale Mountainbike-Strecke wie uns die Spuren verrieten. Auf und ab, Kurven, Wurzeln, Sand.
Die Sonne hatte endlich gegen den Nebel gewonnen und wir hielen Ausschau nach einem geeigneten Sitzplatz für unseren Lunch. Da tat sich vor uns eine Lichtung auf mit Tisch und Bank für Wanderer. Daneben eine grosse Sanddüne. In dieser Gegend hatte man das Gefühl hinter der nächsten Bodenwelle sieht man das Meer. Irrtum, die Küste ist noch viele Kilometer entfernt und das Rauschen tönt von der Autobahn.

Nachmittags wanderten wir wieder auf dem ehemaligen Bahntrasse. Wenige Kilometer vor Roquefort konnten wir den Damm verlassen und plötzlich fiel uns auf, dass der Umgebungswald nicht mehr aus Kiefern bestand sondern ein Laubmischwald war. Als hätten wir eine Grenze überschritten.
Bald gelangten wir in den Ort. In einer Bar konnten wir den Schlüssel für die kommunale Refuge abholen. Es ist ein Raum mit zwei Kajütenbetten, einer Herdplatte, einer Pfanne, wenig Geschirr, einer Duschmöglickeit (mit Igitt-faktor) und einer akzeptablen Toilette. Wir haben das Gefühl es wäre klüger gewesen in der grösseren Refuge zu reservieren.

1 Kommentar:

  1. Silvia DuttweilerOktober 18, 2013

    Und habt Ihr den berühmten Käse auch probiert. Oder kommt der gar nicht von dort? Wir haben ein schönes Herbstwochenende vor uns mit Sonne und angenehmen Temperaturen. Und nächste Woche sieht es weiter nach schönem Herbst aus. Ich wünsche Euch auch, dass Ihr noch viele schöne Herbsttage durchwandern könnt.

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