Dienstag, 4. Juli 2017

02.07.17, Skarsväg – Nordkapp (norwegische Schreibweise)

Sonntag. Wir fragten uns gestern abend: wie warm müssen wir uns anziehen für die Bootstour? Falls das Boot nicht mit Kabine versehen ist, brauchen wir wohl Jacken im Zwiebelsystem und für die Beine vielleicht noch die Regenhosen. Wenn ich gewusst hätte was für ein Boot das ist, hätte ich uns nicht angemeldet!
Zur verabredeten Zeit standen wir an der Rezeption. Die Dame dort schaute mich an und fragte ob ich auch eine Mütze dabei habe, es sei draussen auf dem Meer doch recht kalt. Ja hab ich. Und sonst, keine Probleme? Seekrank oder so? Ääähhm, tja, ich wurde vor einiger Zeit mal seekrank, wenn es nicht zu sehr schaukelt geht es. Sie zeigte auf einen Bildschirm hinter uns sagte: schaut, das ist unser Boot und einen solchen Trip macht ihr. Ich wandte meinen Kopf und sogleich klopfte mein Herz etwas weiter unten und wesentlich schneller. Oh Schreck! Was hab ich da gebucht? Auf einem Schlauchboot/Schnellboot hockten die Teilnehmer rittlings auf den Sitzen, alle in warmen gelbschwarzen Overalls mit lachenden Gesichtern. Keiner war grün im Gesicht. Hoffentlich schaffe ich das auch so.
Unser Guide und Bootsführer erklärte uns: es ist ruhig draussen, nur wenige Wellen. Wenn etwas nicht o.k. ist oder jemand Angst bekommt, sofort melden. Ihr bekommt alle einen warmen Overall darin seid ihr vor Wind- und Spritzwasser geschützt.
Ich hatte keine Zeit zum lange überlegen und zaudern, es ging gleich los. Über einen schwankenden Gitterroststeg gelangten wir zum Boot. Die anderen vier Teilnehmer hatten die vordersten Plätze bereits besetzt, mir war das recht, ich wollte auf keinen Fall zuvorderst sein. Ich setzte mich direkt hinter den Steuermann, Heiner war an meiner Seite. Wenn etwas nicht in Ordnung sei oder es mir übel werde, soll ich meinem Vordermann auf die Schulter klopfen.
Meine Befürchtungen konnte ich im Meer versenken. Es war absolut genial! Ich fühlte mich wie auf einem Pferd. Verschiedene Tempi, verschiede Gangarten, hin und wieder ein Bocksprung den man aber gut aussitzen kann. An verschiedenen Stellen wurde gestoppt und einiges zur Gegend oder dem Leben auf und im Wasser erklärt. Um Mitternacht waren wir zurück und natürlich zu aufgekratzt um sofort schlafen zu gehen.
Heute nehmen wir erst um elf Uhr die restlichen Kilometer zum Nordkapp unter die Räder. Ich könnte jubeln vor Freude: es ist sonnig! Viele Leute reisen zum Nordkapp, die meisten erleben Nebel oder Regen oder Wind, oder alles zusammen.
Vor dem Parkplatz ist eine Zahlstation wo man die Besuchergebühr entrichtet. In der Gebühr ist der Parkplatz für 24 Stunden und der Eintritt in die Nordkapphalle enthalten.
Wir stellen unser Fahrzeug in die vorderste Reihe, es hat noch viel Platz. Es ist 12 Uhr und wir gehen zum Globus an die Spitze des Felsplateaus. Wir können die ersten Fotos machen, einzeln! Es hat (noch) nicht viele Leute. Es ist ein tolles Gefühl: vor 93 Tagen waren wir in Tarifa, am südlichsten Punkt von Europa, nach fast 9000 Kilometern stehen wir nun am nördlichsten Punkt! Wir geniessen es.
Als eine Busladung Touristen aufkreuzen gehen wir Kaffee trinken und geniessen die Aussicht durch das grosse Fenster. Anschliessend besichtigen wir die Ausstellung zur Geschichte dieses Ortes, schauen den Film auf der Panoramaleinwand, gehen in den Souvenirshop und schreiben etliche Postkarten.
Im Laufe des Nachmittags zieht ein Wolkenband auf. Wir hoffen, dass sich das wieder verflüchtigt und man die Mitternachtssonne geniessen kann.
Am späten Nachmittag gehen wir auch hier unserem Hobby nach. Unweit vom Parkplatz ist eine Geocache Dose versteckt. Die Geländewertung mahnt zur Vorsicht. Wir haben von anderen Geocachern gelesen, dass man sich die Situation anschauen soll, es sei auch ohne Seil machbar. Unterwegs treffen wir eine Familie aus Deutschland die das gleiche Ziel haben. Gemeinsam wagen wir uns an den Abstieg und die Suche. In den Felsen hat es unzählige Versteckmöglichkeiten. Schliesslich hat Heiner den richtigen Riecher und alle können sich im Logbuch eintragen. Wir plaudern etwas und stellen fest, dass wir alle an dem Geocachertreffen, kurz vor Mitternacht vorne am Kapp, teilnehmen. Super, da haben wir schon mal jemand mit dem wir deutsch sprechen können!
Zur Feier des Tages essen wir zwei im Restaurant. Draussen sieht es so aus, als würde es die Sonne bis unterhalb des Wolkenbands schaffen. Ich kann mich einmal mehr kaum von dem Anblick losreissen! Die Farben, das Lichtspiel, die Aussicht, einfach genial.
Für das Treffen um 23 Uhr müssen wir uns warm einpacken. Inzwischen ist heftiger Wind aufgekommen. Er rüttelt und schüttelt an unserem Häuschen als wolle er es davon schieben, aber die Sonne scheint zwischen den Wolken durch.
Auf dem Busparkplatz vor der Halle stehen ein, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben ...... sechzehn Reisebusse! Beim Globus herrscht ein Gewimmel und Gelächter. Unzählige Fotoapparate klicken, noch ein Bild, noch ein Bild. Jetzt mit dem und jetzt mit ihr, mit und ohne Faxen. Wir haben Kino und amüsieren uns. Alle Leute freuen sich. Sie haben am Ziel ihrer Reise gutes Wetter!
Unauffällig sehen wir uns um: wo sind die anderen Geocacher? Ist es die? Oder der? Man kennt die Leute hinter den Nicknamen nicht und Fotos von den Personen sieht man kaum. An den angegeben Koordinaten steht eine Frau mit einem Buch, sie hätte ich nie als Geocacherin vermutet. „Are you Emmpu?“ „Yes, i am“ Wir stellen uns vor und stellen fest: das andere Paar das auch schon hier ist kommt aus Rheinfelden. Gelächter auf beiden Seiten. Die Familie aus Deutschland kommt auch dazu und ein jüngeres Paar aus Schweden. Die Organisatorin kommt aus Finnland. Es wird in verschiedenen Sprachen hin und her gefragt, erzählt und Tips gegeben.
Um Mitternacht halten wir es nicht mehr aus in dem kalten Wind zu stehen, wir verabschieden uns, bedanken uns bei Emmpu für das Erstellen dieses Mini-Events und streben eilig zu unserer Unterkunft. Brrrr, es ist kalt geworden. Mittlerweile ist der Parkplatz gut gefüllt. Eine Frau hat ihren PW zwischen unser Wohnmobil und den Wohnwagen des Nachbars gequetscht. Vor ihrem Auto steht ein kleines Zelt das sie mit ihrem grossen Hund teilt. So wie der Wind an den Zeltwänden rüttelt, kann sie bei dem Lärm wohl kaum schlafen.

2 Kommentare:

  1. Silvia DuttweilerJuli 04, 2017

    Wau was habt ihr tolles geschafft. Gratuliere. Ein ganz tolles Erlebnis, man hört die Begeisterung aus Eurem Bericht. Was für "garstiges" Wetter. Bei uns kommt wieder der Sommer zurück mit 30 - 33 Grad - bhuuu. Ich bedanke mich herzlich für Eure tollen Berichte und Fotos, man erlebt Eure Ausflüge und Fahrten direkt mit. Schön dass Alles so gut läuft ohne Unfälle. Weiterhin gute Fahrt. LG

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  2. ich möchte mich Silvia Duttweiler anschliessen, gratuliere ebenfalls und wünsche weiterhin gutes Reiseglück. Liebe Grüsse Myrta Wagner

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