Porrentruy – St. Ursanne.
Ungern stand ich heute morgen auf. Es war noch so gemütlich und kuschelig warm in meiner Koje, dazu das Geräusch von Regen auf dem Dach, da wäre es doch viel schöner im Bett. Kenner der Szene lachen sich jetzt bestimmt einen Schranz: Martins wollen wandern, logisch dass es regnet!
Mein privater Wetterprophet verkündete: es regnet nur am Morgen, Nachmittags gibt es Aufhellungen.
Wir nahmen einen späteren Zug nach Porrentruy und besichtigten zuerst das hübsche Städtchen. Die Regentropfen fielen inzwischen nicht mehr so dicht, wir konnten, ohne uns zu verhüllen, durch die Gassen flanieren und fotografieren.
Vor dem Rathaus wurden wir von einem ortskundigen Passanten angesprochen. Seine Kleidung war mehr als originell, das Hemd schief geknöpft, die Hose fadenscheinig dünn, mit aufgebügelten Patches auf dem Hosenboden und modernen Rissen über dem Knie. In einem Gemisch aus deutsch und französisch erklärte er, dass die Skulptur der Wildsau aus dem Jahr 1936 stammt. Gut zum fotografieren, mais heute ist la lumiere nicht so gut. Oh, und er empfehle uns den Jardin botanique zu besuchen. Es sei nicht weit, aber absolut sehenswert. Zum fotografieren sei halt das lumiere heute nicht so gut, aber der Jardin sei ein ganz guter Tipp. Und schon eilte er mit flatternden Ärmelmanschetten davon.
Botanischer Garten! Da gab es nicht viel zu überlegen für uns. Eilig befolgten wir den guten Rat und lenkten unsere Schritte zu dem berühmten Jardin.
Wir erfuhren, dass er bereits 1792 angelegt wurde und einer der ältesten der Schweiz ist. Der kleine (für uns grosse) Teil den wir sahen, war sehr schön und eindrücklich und weckte den Wunsch diesen Garten zu einem späteren Zeitpunkt nochmal zu besuchen.
Stärker fallende Regentropfen trieben uns in ein Restaurant. Da es gerade Mittagszeit war, bestellten wir Salat Jurassienne bezw. Rösti mit regionalen Würstchen.
Gut gestärkt starteten wir auf unsere Wanderung, zumal der Regen eine grössere Pause einlegte.
Die erste Stunde konnten wir geniessen, danach wurde es nass und nässer.
Es gab Situationen wie einst unterwegs nach Santiago. Alles schon da gewesen, alles schon erlebt!
Es gab nichts anderes als: 'Gring ache u marschiere'! Stetig ging es bergauf und das Wasser tropfte vom Hut, nicht vom Schweiss sondern vom Regen. Nach anstrengenden, endlosen fünf Kilometern seit Regenbeginn standen wir auf der Höhe von Les Chainions. Da wurden wir endlich erhört und die Tropfen wurden spärlicher bis es schliesslich ganz aufhörte. Auf 885 M.ü.M herrschte eine Stimmung wie im Herbst. Kühle Winde, Nebelschwaden, diffuses Licht.
Eine halbe Stunde später schien die Sonne und wollte sich mit uns versöhnen. Nun pellte ich auch meinen Fotoapparat aus dem Rucksack, den ich dort vor der Nässe in Sicherheit gebracht hatte.
Der steile Abstieg zum Weiler Seleute glich einer Rutschpartie zwischen Kuhfladen und mit Wasser gefüllten Huflöchern. Heil erreichten wir viel weiter unten das Strässchen, putzten unsere schweren, verschmierten Wanderschuhe und schickten uns an den Ort zu durchqueren. Überrascht blieben wir vor einem angeschriebenen Haus stehen. In unserem Wanderführer war hier keine Einkehrmöglichkeit verzeichnet. Solche Gelegenheiten lassen wir nicht ungenutzt. Wir setzten uns vor dem Haus in die Abendsonne und genossen eine Tasse Kaffee.
Die restlichen fünf Kilometer bis St. Ursanne und zu unserem Campingplatz schafften wir mit unseren letzten Reserven. Die heutige Etappe war nur 17 Kilometer lang, mit den Höhenmetern, dem zum Teil schwierigen Gelände und dem Regen trotzdem sehr anstrengend.
Kurz nach Ankunft in unserer Heimatd begann es wieder zu regnen und es regnete bis weit in die Nacht hinein.
Oh wau es ist halt auch in der Schweiz seeehr schön. Gerade das Welschland kennt man meistens viel zu wenig. Ich wünsche Euch noch viele trockene und warme Wandertage - ab Samstag kommt ja der Sommer zurück. Vielen Dank für die tollen Fotos von unterwegs. LG
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