Andermatt – Gotthardpass.
Etwas zweifelnd schaute ich am morgen aus dem Fenster Richtung Gotthard. Nebelverhangen. Wir konnten es nicht mehr weiter hinaus schieben, heute mussten es die restlichen 12 Kilometer bis auf den Pass sein. Heiner studierte nochmal die Wetterkarte und meinte: es bleibt sicher trocken.
Wir verliessen unser fahrendes Domizil und wandten uns Richtung Reuss wo wir auf den Trans Swiss Trail stiessen. Den Turm von Hospental hatten wir bereits im Blickfeld. Vorbei an der neuen, sehr grosszügigen Golfanlage marschierten wir südwärts.
Bald hatten wir Hospental erreicht und mussten natürlich bei der alten Saumpfadbrücke einen Fotostop einlegen. Und als die Postkutsche vorbei kam, stellte ich mich an den Strassenrand, hielt den Daumen raus und rief: ich will auch mit! Der Postillon lachte nur und mit einer bedauernden Geste meinte er: ist alles schon besetzt, habe keinen Platz mehr.
Danach ging es die ersten spürbaren Höhenmeter aufwärts. Trotz eher kühlen Temperaturen waren wir bald soweit eine Tenue Erleichterung vorzunehmen. Von der alten Strasse ging es auf einen neu angelegten Wanderpfad. Später wanderten wir streckenweise auf alten Saumpfaden. Wie viele Reisende sind im Laufe der Jahrhunderten wohl über diese Steine marschiert.
Die Alpenflora auf dieser Höhe bietet ebenso manches Fotomotiv. In der Hochebene vor dem Mätteli weideten Kühe die uns Wanderer nur langweilig anglotzten. Die Bergwirtschaft Mätteli erreichten wir gerade zur richtigen Zeit. Ein dringender WC Stopp und etwas warmes in den Magen war unser Wunsch. Die auf der Tafel ausgeschriebene Gulaschsuppe war perfekt und Kaffee mit Apfelkuchen rundete das Ganze ab.
Nach dem Mittagshalt musste ich meine langärmlige Bluse anziehen, die Höhe war spürbar, der Wind sehr kühl. Nicht viel später musste auch Heiner sein wärmeres Hemd hervorkramen, den coolen markieren bringt hier nichts.
Mit den weiteren Höhenmetern wurde der Wind stärker und noch kühler. Schliesslich setzten wir unsere Rucksäcke ab, packten die Jacken aus und schlüpften eilig hinein. Wir waren jedoch trotzdem froh über den Wind. Es war rundum gute Sicht, blauer Himmel und Sonnenschein.
Vor dem Wanderwegweiser am höchsten Punkt blieben wir stehen, lasen laut die Aufschrift: Passo del S Gottardo 2108m, klatschten uns lachend ab und ich legte gleich noch einen Freudentanz hin. Zwei Radwanderer die auf dem grossen Stein neben dem Wegweiser hockten, schauten amüsiert zu und lachten schliesslich ab meinem Gehüpfe. Ich wollte natürlich wissen woher die Beiden kamen. Auf meine Frage schauten sie etwas verständnislos. Die selbe Frage in Hochdeutsch brachte kein besseres Resultat, so probierte ich es auf englisch. Die Antwort brachte uns kurz zum Staunen: United States of America, Montana and Idaho. Sie wollen bis Rom fahren. Nun wollten sie wissen woher wir kommen. Zuerst verstanden sie nicht so ganz, wieso eine Schweizerin im eigenen Land auf einer Passhöhe einen solchen Freudentanz vollführt. Trotz meinem holperigen englisch begriffen sie aber sehr schnell um was es ging und sie freuten sich einfach mit uns.
Wir genossen die selbst erlaufene Ankunft auf dem höchsten Punkt des Trails und fuhren erst mit dem letzten Postauto zurück nach Andermatt.
ES ist lustig, dass Ihr jetzt auf den Spuren der SRF-Fernsehsendung SRF am Gotthard wandert. Eure Erzählungen kommen sehr bekannt vor, der Säumerpfad, die alte Strasse, die Postkutsche. Schön - lustig die Freude von Madeleine auf dem Gotthard. Dieser Trail beinhaltet absolut tolle, wunderschöne Gegenden. Weiterhin viel Erfolg. LG
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