(Stans-) Beckenried – Seelisberg.
Die Vorgeschlagene Etappe von 21 Kilometer mit einer Steigung von 925 Meter und Gefälle von 580 Metern war uns für den heutigen Tag zu viel. Gegen Abend waren heftige Gewitter mit Sturmböen vorausgesagt und wir wollten noch unser Wohnmobil umplatzieren. Wir entschieden uns, 'nur' die zweite, interessante Hälfte der Etappe zu wandern.
Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns von der Gastgeberfamilie und fuhren nach Beckenried. Unser Wohnmobil konnten wir auf dem grossen Parkplatz der Klewenalp-Bahn stehen lassen. Innert wenigen Minuten waren wir am See und somit auf der Etappe 19 des Trails.
Auf Asphalt marschierten wir etwa vier Kilometer, linker Hand der See, rechter Hand die Autobahn in Sicht- und Hörnähe.
Schliesslich verschwand die Autobahn im Tunnel und der Wanderweg wurde wirklich zum Wanderweg. Schon hörten wir in der Ferne das Rauschen aus der Risletenschlucht. Mit jedem unserer Vorwärtsschritte toste und rauschte das Wasser lauter. Es galt die ersten Treppenstufen zu erklimmen, wie viele noch folgten ahnten wir nicht, und dann standen wir beim Wasserfall. Der Blick hinunter in die eben passierte Bucht und dann zum Wasserfall waren schwindelerregend und schön zugleich.
Wir verständigten uns laut rufend, die Geräusche des Wassers machten eine normale Verständigung unmöglich. Angenehme Kühle erfrischte unsere vom Wandern erhitzten Körper. Nach ausgiebigem Fotografieren stiegen wir weiter die Schlucht hinauf. Der erste Pilger der unseren Weg auf diesem steilen Treppenpfad kreuzte trug einen hoch beladenen Rucksack. Er sei von Tschechien und wolle bis nach Santiago. Wir kraxelten weiter aufwärts, Tritt um Tritt. Da kamen nochmals zwei mit grossen Rucksäcken. Sie seien aus Bayern erzählte die Frau. Ich meinte, da seien sie solches Gelände gewohnt. Irrtum, antwortete der junge Mann, sie seien ganz aus dem Norden von Bayern, da sei das Gelände flach.
Unser Aufstieg dauerte und dauerte, anstrengend, jedoch mit vielen schönen, imposanten Ausblicken.
Wir erreichten einen Höhenpfad der sich an die Felsen anschmiegte. Zwischen den Bäumen schimmerte der grünblaue See, Segelschiffchen schaukelten auf dem Wasser, ein friedlicher Anblick. An einer geeigneten Stelle machten wir Mittagshalt und genossen die Aussicht.
Der romantische und angenehme Panoramaweg endet abrupt auf einer Asphaltstrasse die ursprünglich zur Autobahn hätte führen sollen. Wegen Bauproblemen blieb diese aber unvollendet. Gedacht war sie zur besseren Erschliessung von Seelisberg.
Die restlichen Kilometer bis ins Dorf mussten wir auf dieser Strasse, an der nun sehr einheizenden Sonne marschieren. Allein die Vorfreude auf einen grossen Eisbecher liess uns durchhalten.
Es hätte uns gut auf den eben vorfahrenden Bus gereicht, die Pause mit Glace war wichtiger.
Eine Stunde später stiegen wir in das Postauto das über Emmetten nach Beckenried fuhr. Bei der Post in Emmetten warteten sehr viele Ausflügler, die das schöne Wetter genutzt hatten, auf den Bus. Dicht gedrängt sassen und standen die Fahrgäste bis Beckenried. Erleichtert verliessen wir mitten im Ort diese 'Sardinenbüchse' und strebten unserem Camper zu.
Ursprünglich wollten wir auf diesem Parkplatz nächtigen. Wegen den angesagten heftigen Gewittern mit starken Winden wollte Heiner lieber auf einen Campingplatz. Wir fuhren nach Altdorf. Der dortige Platz war voll belegt. Der Platzwart empfahl uns nach Brunnen zu fahren, dort sei immer etwas frei.
Tatsächlich konnten wir uns in Brunnen auf der Wiese am See einen Platz aussuchen, während dem langsam herannahenden Gewitter installieren und sogar noch vorne am See ein Bier trinken bevor wir in unser Häuschen flüchten mussten.
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