Erstfeld – Wassen.
Die Sonne übergoss die Berggipfel heute morgen mit goldenem Licht. Perfektes Wanderwetter! Voller Vorfreude auf die kommenden Etappen strebten wir dem Bahnhof zu. Die Matterhorn Gotthard Bahn brachte uns nach Göschenen und bis Erstfeld reisten wir im Interregio der SBB.
Unterwegs hatten wir mehrmals Aussicht auf unsere Wanderstrecke.
Bald nach dem Start mussten wir eine Tenue Erleichterung vornehmen. Tausend Meter Höhenunterschied spürt man auch in der Temperatur.
Auf den ersten Kilometern, bis Amsteg, glich das Terrain einem gemütlichen Spazierweg. Das Rauschen der Reuss übertönte das Rauschen von der Autobahn. Um halb zwölf waren wir bereits in Amsteg. Der Weg führte direkt zu einer Bäckerei mit Kaffee. Obligater Zwischenhalt bei den Tischen vor dem Haus. Ich ging in den Laden um die Bestellung aufzugeben und stellte fest: die Verkäuferin ist ganz alleine und soll im Laden bedienen und zugleich die Kaffeegäste bewirten. Das mag gehen wenn nicht viel los ist, aber in dem Moment hätte es zwei Personen gebraucht. Als ich meine Bestellung aufgeben konnte, nahm ich der Dame das Tablett ab und sagte: ich kann das selber mit nach draussen nehmen, sie könne drinnen weiter machen. Sie war sehr froh darüber. Später brachte ich das benutzte Geschirr zurück, wollte unsere Konsumation bezahlen und noch zwei Urner-Müesliriegel dazu kaufen. Sie packte drei Riegel in die Tüte, strahlte mich an und sagte: "sie haben mir vorhin wirklich geholfen, dafür schenke ich ihnen einen Riegel. Ich wünsche ihnen einen schönen Tag und eine gute Wanderung."
Die Rast hatte uns gut getan, ab da brauchten wir Energie für die Bergetappe. Mit jedem Schritt gewannen wir Höhe und bald konnten wir auf Amsteg hinunter blicken. Da der Trans Swiss Trail hier mit der Via Gottardo verläuft, ist der Weg gut gepflegt und Informationstafeln bieten Erklärungen zu Brücken, Bahnstrecke, Industrie und Berge. Auf engem Raum gibt es viel zu sehen. Nach viel bergauf dann der steile Treppenabstieg zur Hängebrücke beim Fellitobel. In luftiger Höhe überquerten wir die wilde Reuss, über uns die Autobahn unter uns das eisige Wasser.
Viele unterschiedliche Brücken überquerten wir heute und alle zeugten von der Baukunst ihrer Zeitepoche.
Am späten Nachmittag tauchte endlich im Dunst das bekannte Wahrzeichen von Wassen auf.
Bis wir aber das Dorf erreichten verstrichen weitere 40 Minuten. Wir hielten Ausschau nach der Bushaltestelle und sahen gerade noch einen Bus wegfahren. Das wäre der Richtige gewesen!
Wie verbringt man eine Stunde Wartezeit? Richtig, man geht Kaffee trinken. Mitten im Dorf stand eine Werbetafel die auf Martini's Grotto und Terrasse aufmerksam machte. Martin's bogen ab in diese Gasse und traten durch einen Pflanzenbogen in eine andere Welt. So empfand ich die Terrasse dieses Grottos. Auf so ein liebevoll gestaltetes Restaurant trifft man nicht alle Tage. In gemütlicher Ambiance sitzt man zwischen Planzen und Brünnlein und hört den Verkehrslärm kaum. Die Wartezeit verstrich rasch, bald mussten wir zur Bushaltestelle zurück.
Der Bus hatte zehn Minuten Verspätung. Wir machten uns keine Sorgen wegen dem Anschluss auf den Zug. Wenn es auf diesen nicht Reicht, dann eben auf den Nächsten. Der Buschauffeur setzte alles daran, dass es reichte. Um 18:13 fuhren wir auf den Bahnhofsplatz von Göschenen um 18:14 fuhr der Zug. Raus aus dem Bus, rein in den Zug. Es hat gereicht.
Als wir in Andermatt den Zug verliessen, wurden wir von einem älteren Ehepaar angesprochen. Die beiden wollten wissen wann wir auf dem Jakobsweg gewesen sind. Sie seien im Laufe von 22 Jahren von der eigenen Haustür bis nach Santiago und wieder zurück gepilgert. Jedes Jahr ein Stück. Danach seien sie für zwei Wochen als Hospitalieros nach Burgos gegangen. Sie haben extra Spanisch gelernt dafür. Mit strahlenden Augen sagte die Frau: das sei wunderschön gewesen und so grossartige Erinnerungen.
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