Wassen – Andermatt.
Es war eine kalte Nacht. Die Bergspitzen ringhersum waren am morgen weiss überzogen. Dafür hatte es kaum noch Wolken am blauen Himmel, der Wind hatte das meiste weggefegt.
Mit Bahn und Postauto fuhren wir nach Wassen um die dort verlassene Fährte wieder aufzunehmen.
Nach einem kurzen Besuch in der restaurierten Kirche, die mit üppigen Stuckaturen und Bildern versehen ist, suchen wir den Wegweiser mit der Nummer zwei. Nach dreihundert Metern fanden wir den Einstieg auf den Pfad der oberhalb des Bahnhofs am Hang verläuft. Interessante Einsichten und Aussichten boten sich hier. Auf verschiedenen Plakaten wird einem die Geschichte der Gotthardbahn und des Strassenbaus erklärt. Passstrasse, Autobahn, Bahn, Fussweg, alle beanspruchen Platz, der hier einfach nicht genügend vorhanden ist. Die Ingenieure, Strassen- und Bahnbauer haben eine Meisterleistung vollbracht. Wenn man mit dem Auto durchbraust kann man das gar nicht genügend bestaunen.
Unser Weg verlief mal entlang der Bahn, neben der Strasse oder nahe am Abgrund zur Gotthardreuss. Es gab Passagen mit Stufen nach oben oder nach unten, oder schmale steile Waldpfade mit vielen Wurzeln und Steinen. Es kamen uns zwei ältere Ehepaare entgegen, die einen trugen gute Halbschuhe, die anderen Turnschuhe. Der eine Herr fragte nach dem Zustand des weiteren Weges. In der Information habe es geheissen, dieser Weg sei familienfreundlich und leicht. Hier Ausgeschildert ist es aber durchwegs mit dem Bergweg-Zeichen. Dass es gestern zum Teil heftig geregnet hatte wurde leider auch nicht berücksichtigt. Die Wanderschuhe und die Stöcke haben sie daheim gelassen. Er war etwas verärgert über die Fehlinformation.
Nach unserer Mittagspause erreichten wir Göschenen. Im Bahnhofsbistro gönnten wir uns einen Kaffeehalt und wurden von einem etwa 80 jährigen Tessiner bestens mit Witzen unterhalten. Die Serviceangestellte, ein Postautochauffeur und wir lachten uns Tränen ab der Mimik und Gestik des Herrn.
Noch mit Lachtränen in den Augenwinkeln machten wir uns auf den Weg zur Schöllenenschlucht. Auf diesen Teil habe ich mich speziell gefreut.
Den Fotoapparat stets griffbereit stiegen wir in die Schlucht. Wer in letzter Zeit über den Gotthard gefahren ist, der weiss: es gibt zwei Grossbaustellen. Unweigerlich betreffen die auch den Wanderer. Man wird zwischen Lastwagen, Baubaracken, Kranen und sonstigen Bauutensilien durchgeschleust. Es geht gar nicht anders, aber schade ist es trotzdem. Bevor wir zur Teufelsbrücke kamen, haben wir nicht allzuviel von der Schlucht gesehen. Baulärm übertönte das Rauschen des Wassers.
Um so mehr genossen wir den Abschnitt mit der sagenumwobenen Brücke. Hier wehte uns ein eisiger Wind um die Ohren. Schnell schlüpften wir in die Jacke, machten unsere Fotos und flüchteten ins Restaurant. Dem Duft von frischem Zwetschgenkuchen konnten wir nicht widerstehen.
Die restliche Wegstrecke bis Andermatt war nur noch kurz und führte an der Militärkaserne vorbei. Hautnah wurde uns die Landung und erneuter Start eines Helikopters geboten. So nah habe ich das noch nie gesehen.
Zufrieden mit dem heutigen Tag erreichten wir unseren Standplatz.
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