Der Mistral wehte am Donnerstagmorgen nicht mehr so stark wie in den vergangenen zwei Tagen. Heiner stellte die Fahrräder bereit, ich packte den Lunch in den Rucksack. Dann konnte es los gehen in den Nationalpark der Camarque. Die ersten fünf Kilometer waren noch ausserhalb dieser Zone, danach war nur noch für Fussgänger und Radfahrer ein Durchkommen. Die Uferzone ist generell Sperrgebiet und auf der anderen Seite des Weges ist Sumpf. So müssen sich alle an die Wege halten. In einigen Abständen hatte es Informationstafeln, worauf man sehen konnte welche Vögel hier zu sehen sind. Am auffallendsten sind natürlich die Flamingos.
Wir fuhren bis zum Leuchtturm. An Sonn- und Feiertagen wäre hier ein Infozentrum. Am Donnerstag war nicht mal eine Toilette offen. Man ist gezwungen zwischen die Büsche zu gehen, das viele Toilettenpapier an den mehr oder weniger geeigneten Verstecken zeugt davon. Hmmm.... Nationalpark?
Nach dem Picknick strampelten wir die 13 Kilometer gemütlich zurück. An zwei Stellen mussten wir unsere Fahrräder schieben, weil die Sandverwehungen ein Fahren unmöglich machten.
Bis wir bei unserem Häuschen waren hatte sich der Wind komplett gelegt und wir konnten in kurzen Ärmeln und Barfuss draussen sitzen.
Der Freitag begann trüb. Kein Sonnenschein lud zum draussen Frühstücken. Frau entschied endlich die Wäsche zu waschen. Die Waschküche hier auf dem Platz sieht gut aus.
Bald flatterte die Wäsche im Wind und ich hoffte, dass der Regen noch wartet bis alles trocken ist. Na ja, es reichte beinahe.
Ein Bilderbuchmorgen begrüsste uns am Samstag. Heiner deckte den Frühstückstisch draussen. Die Entscheidung was wir danach unternehmen wollen war schnell getroffen: mit den Fahrrädern etwas ins Hinterland. Eine Stunde später schwangen wir uns in den Sattel und kamen gerade bis zur Rezeption. Mein Rad hatte hinten einen Plattfuss. So ein Pech! Jetzt Rad auseinander nehmen und flicken? Nein, das nimmt zu viel Zeit weg von dem herrlichen Tag, da gehen wir lieber zu Fuss.
So gab es halt einmal mehr eine Wanderung.
Mitten am Nachmittag waren wir wieder im Städtchen. Schon von weitem hörte man einen Lautsprecher. Irgend etwas war in der Arena im Gange. Beim Näher kommen sahen wir Leute vor dem Kassenhäuschen anstehen, die Eingangstore waren offen. Unsicher, was für eine Veranstaltung heute auf dem Programm stand umrundeten wir die Arena. Einen Stierkampf wollten wir bestimmt nicht besuchen. Auf der Rückseite des Gebäudes machten sich Frauen in traditionellen Trachten bereit, Guardians standen neben den Pferden. Jetzt war der Groschen gefallen: das gibt eine Art Reiterspiele, ein Vorstellen der hiesigen Traditionen.
Rasch erstanden wir uns ein Eintrittsticket und betraten zum ersten Mal eine solche Arena. Die Plätze durfte man sich selber aussuchen.
Obwohl wir von den Erklärungen kaum ein Wort verstanden, bereuten wir es nicht, die Eintrittsgebühr bezahlt zu haben. Neben dem Vorstellen der Arbeit eines Guardian zeigten sie auch Geschicklichkeitsspiele zu Pferd.
Bei den Arbeitsvorführungen sollte ein Kalb für das Markieren vorbereitet werden. Zuerst wird es müde gemacht, damit ein Mann das Tier besser auf den Boden legen kann. Der kleine Stier wollte nach seinen eigen Regeln spielen und hüpfte wie ein Pferd über die Bande und rannte ausserhalb des Rings seine Runde.
Immer wieder öffneten Helfer ein Durchgang damit der Kleine wieder in den inneren Ring gelangte. Und Schwups, war er nach einer halben Runde wieder ausserhalb. Bald merkte man ihm die Müdigkeit an und der Guardian konnte ihn bei den Hörnern packen und legen. Markiert wurde er nicht, sofort wurde er wieder frei gelassen.
Aus der Kindheit kennt jeder das Spiel mit den Stühlen und der Musik. Dies kann man auch zu Pferd machen. Im Galopp reiten die Teilnehmer um die Stühle und sobald die Musik abstellt muss man aus dem Sattel und einen Stuhl besetzen. Wer keinen Stuhl ergattert scheidet aus. Die Jüngste Teilnehmerin, ein etwa zwölf Jähriges Mädchen machte das ganz geschickt. Sie stellte jeweils nur einen Fuss auf den Stuhl, auf diese Art war sie schnell unten und auch wieder schnell oben. Trotzdem reichte es ihr nicht bis zum Schluss. Die jungen Männer waren fixer.
Zum Abschluss wurden vier Stiere in die Arena gelassen. Sie wurden von 14 Reitern erwartet. Nun galt es die Stiere dazu zu bringen, dass sie inmitten der Pferde zu einem bestimmten Punkt gebracht werden konnten, ohne dass es Verletzungen gab. Zuerst versuchten die Bullen mit gesenkten Köpfen anzugreifen. Bald jedoch konnten sie den Kopf gar nicht mehr senken, weil sie so zwischen den Pferden eingekeilt waren, dass sie nicht anders konnten, als mitlaufen. Eine Eindrückliche Vorführung.
Während der Nacht kam wieder Wind auf und der brachte Regenwolken. Am frühen Ostersonntag begann es zu regnen, draussen ist es richtig garstig. Also bleiben wir in unserer Behausung, bereiten den Blog vor (hoffentlich klappt es mit Fotos hochladen) und lesen.
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