Sonntag, 2. November 2014

1. / 2.11.14, Santiago de Compostela

Samstag
Gestern war ein kirchlicher Feiertag: Allerheiligen. Wir strebten der Altstadt zu, weil wir zu hoffen wagten, dass an einem so wichtigen Tag der Botafumeiro in der Kathedrale zum Einsatz kommt. Wir hatten schon viel gehört und gelesen über diesen Brauch. Es braucht mehrere Männer um das Seil mit dem schwingenden, rauchenden 'Kessel' zu betätigen (dies kann man auf YouTube sehen). Bei unserer Ankuft im letzten Dezember hatten wir diesbezüglich kein Glück.

Es hatte schon viele Leute in der Kathedrale. Die beiden Querschiffe, wo der Botafumeiro durchschwingt, waren schon gut besetzt. Wir fanden im Hauptschiff weit hinten noch Plätze. Beste Aussicht auf die mächtige Orgel die links und rechts in den Gang ragte.
Wir warteten gespannt auf den klaren, hellen Gesang der Nonne, der den Beginn der Feier anzeigte. Auf den Gesang der Frau warteten wir vergebens, dafür kam plötzlich Bewegung in das Aufhängeseil des Botafumeiro. Der Kessel wurde hinunter gelassen, dann stieg Rauch in die Kuppel empor und mit kurzem, zwei oder dreimal raschem Auf und Ab begann der Botafumeiro zu schwingen. Hin und her, über die Köpfe der Anwesenden hinweg, soweit die Bögen der Querschiffe eine Bewegung zuliessen, schwang das rauchende Fass. Böse Zungen behaupteten, dies wurde früher gemacht um die vielfältigen Gerüche der weit gereisten Pilger zu neutralisieren.
Nach einigem Schwingen wurde das Fass wieder in der urspringlichen Position befestigt. Dann schritt eine Prozession mit Musik zum Beginn des Hauptschiffes. Dort stellten sich die sechs Musikanten zur Seite. Unter Gesang schritt die Prozession durchs Hauptschiff nach vorn und dann konnte die eigentliche Messe beginnen. Obwohl wir kaum ein Wort verstanden, empfanden wir es als sehr feierlich.
Nach eineinhalb Stunden waren wir wieder draussen im Sonnenlicht. Wir spazierten zum Parque de la Finca do Espino.
Danach am Rande der Altstadt zum Parque de Eugenio Granell. Unterwegs stillten wir unseren aufkeimenden Hunger in einem Strassencafe mit einem sehr leckeren Bocadillo. Knuspriges Brot mit fein geschnittenem, getrocknetem Schinken und geschmolzenenem Käse.
Da das Wetter besser war als ursprünglich gemeldet, wollten wir noch auf den Monte Viso. Von dort oben soll man die bessere Aussicht auf Santiago haben, als vom Monte do Gozo.
Es wurde ein schweisstreibender Aufstieg, aber die Anstrengung hatte sich gelohnt:
Bevor es dunkel wurde strebten wir eilig zurück Richtung Campingplatz. Ganz in der Nähe unseres Standortes befindet sich das riesige Einkaufszentrum As Cancelas. Da die Geschäfte bis 22 Uhr geöffnet haben, konnten wir unsere Einkäufe um 19 Uhr noch längstens tätigen.

Sonntag
Leise rieselte am morgen Regen aufs Dach. Ideal um sich auf die andere Seite zu drehen und weiter zu schlafen. Wir haben uns gestern Abend schon auf einen ganz faulen Tag eingestellt und so sollte es auch kommen.
Bis weit in den Nachmittag hinein regnete es. Stunden um zu lesen und sich von den gestrigen zum Teil ansterengenden Kilometern zu erholen.

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