Dienstag
Ich hatte beim Spaziergang durch Leon zu kalt gehabt, nun mochte ich in Burgos nicht noch einen obendrauf setzen, sonst lande ich wirklich im Bett. Die 800 Höhenmeter spürt man, vor allem wenn noch der Wind weht. So lassen wir Burgos links liegen und düsen über die N 120 Logroño zu.
Unterwegs lässt uns ein aussergewöhnlicher Anblick stoppen. In den Felsen über dem Dorf Tosantos leuchtet ein weisses Kirchenportal. Die Kirche ist nicht sichtbar, das Kirchenschiff der Virgen de la Peña (Jungfrau im Stein) wurde in den Fels gehauen. In unserem Führer heisst es, dass alles abgeschlossen sei. So verzichten wir aufs Hochsteigen und machen nur von unten Fotos.
Weiter geht es ohne Unterbruch bis Santo Domingo de la Calzada. Dort möchten wir die berühmte gotische Kathedrale besichtigen. Hat es tatsächlich einen lebenden Hahn und Henne in den heiligen Hallen? Die Legende haben wir schon oft gelesen und ..... ja, es stimmt, Hahn und Henne picken eifrig am Käfigboden herum. Hätte ich ohne diese Vorinformationen die Kirche besichtigt, wäre mir das Federvieh nicht mal aufgefallen.
Gleichzeitig dient dieses Gebäude als Museum. Es hat so viele 'fremde' Elemente in der Kathedrale, dass die optische Wirkung des Bauwerks geschmälert wird.
Auf der Weiterfahrt stellen wir plötzlich fest: wir sind wohl aus den höheren Lagen heraus. Die Landschaft hat sich verändert, wir sind in das Gebiet des Rioja gekommen. Reben, Reben in allen Herbstfarben. Die Felder sehen anders aus, als die Rebgebiete die wir in Frankreich gesehen haben.
Bedingt durch die Bodenstruktur sind die Felder eher klein, es hat immer wieder Felsabsätze, der Boden und die Felsen leuchten in rot- und braunschattierungen. Dazwischen sieht man ausgetrocknete Bachläufe oder natürliche Regenrinnen. Die Hügel hinter den Rebfeldern sehen aus wie die Kulissen für einen Western. Man hat das Gefühl, es könnten jederzeit die Helden aus vier Fäuste für ein Halleluja mit klirrenden Sporen und Zaumzeug aus dem Gebüsch reiten.
In Logrõno machen wir einen längeren Halt, beschliessen jedoch während dem essen: es ist uns immer noch zu kalt, wir fahren weiter. Vor allem ist der gewünschte Platz, trotz gegenteiliger Information doch nicht offen.
Die Landschaft die auf der N 232 an uns vorüberzog ist schnell beschrieben: Prärie! Trockene Ebene, bewachsen mit zähem Steppengras und genügsamen Büschen. Dazwischen kahle, staubige Stellen.
Zaragoza erreichten wir erst bei Dunkelheit. Als wir vor der Rezeption vom Campingplatz aus dem Fahrzeug stiegen spürten wir sogleich die mildere Luft. Ja! Und für morgen ist Sonne gemeldet!
Mittwoch
Mit der heissen Bettflasche auf dem Bauch schlief ich mich wieder gesund.
So stand einer Stadtbesichtigung nichts entgegen. Bei Sonnenschein und milden 12 Grad fuhren wir mit dem Bus ins Stadtzentrum. Wir setzen uns zuerst in ein kleines Kaffee um den Stadtplan zu studieren. Am Tisch hinter uns sitzt ein Rentnerpaar. Plötzlich dreht sich der Mann um und fragt: sind sie vo Zürich oder vo wo? Es stellt sich heraus, dass die beiden zehn Jahre in der Gegend von Zürich gelebt haben. Gastarbeiter. Jetzt wohnen sie etwas ausserhalb von Zaragoza und geniessen das Rentnerleben. Sie empfehlen uns auch den Süden von Spanien zu bereisen.
Mit der Stadtbesichtigung sind wir nicht sehr weit gekommen. Wir beschränkten uns heute auf den römischen Teil der Innenstadt. Für die Basilika fällt mir spontan der Begriff 'gigantisch' ein. Bisher glaubten wir Kathedralen sei vom Ausmass her das Grösste. Dieses Bauwerk warf jedoch alle Erfahrungen und Meinungen über den Haufen. Mit offenem Mund stand ich nach dem Betreten im Seitenschiff und drehte mich um die eigene Achse. Vom farbigen Marmorfussboden bis zu den Bögen der Kuppeln lässt es einem nur Augen und Mund aufreissen.
In den einen Turm kann man mit einem Lift hochfahren. Wir mussten uns bis nach der Siesta gedulden, liessen uns den Ausblick auf die Stadt aber nicht entgehen. Tief unter uns schlängelte sich der Ebro, überspannt von Brücken aus verschiedenen Stilepochen. Viele farbige Kuppeldächer verschaffen einen bunten orientalisch wirkenden Eindruck.
Wieder unten marschieren wir sogleich über die Puente de Piedra um auf der anderen Seite des Ebro die beiden Löwen auf ihrem hohen Sockel zu Fotografieren.
Nächste Station: die Kathedrale. Anderer, nicht weniger eindrücklicher Baustil. Wir schlendern ganz langsam durch das Gebäude um möglichst viel zu sehen und können trotzdem noch lange nicht alles erfassen.
In Nebenräumen ist die Tapisseriesammlung des Stiftskapitels ausgestellt. Diese Wandteppiche sind von einer unglaublichen Grösse, Farbenpracht und einer dreidimensionalen Wirkung. Die ältesten Exemplare stammen aus dem Jahre 1499. Bewundernd verbrachten wir einige Zeit vor diesen gewobenen Bildern.
Nach so viel Kunst beschlossen wir: es ist genug für heute. Wir müssen ja noch nicht weiterreisen, wir können morgen nochmal in die Stadt und den Mittelalterlichen Teil besichtigen.
Fotos werden nachgeliefert.