Mittwoch, 10. August 2016

10.08.16, Trans Swiss Trail 2, 24. Etappe (vorgezogen)

Gotthardpass – Airolo.
Heute morgen sah es auf der nördlichen Seite des Gotthards nicht sehr viel besser aus als gestern. Auf der Tessiner Seite versprach der Wetterbericht sogar Sonne. Wir entschlossen uns, heute die Südetappe ab Gotthardpass zu wandern und die Nordseite morgen und übermorgen zu machen. Hoffnungsvoll packten wir unsere Rucksäcke, marschierten zum Bahnhof und lösten Postautobillette zur Passhöhe. Unterwegs zum Startort konnten wir mehrmals sehen wo unser Wanderweg morgen verläuft.
Kurz vor der Haltestelle Hospiz verkündete der Chauffeur: wir treffen auf dem Passo San Gottardo ein. Es weht ein kühler Wind und es hat 3,7 Grad. Eilig kramte ich meine Wintermütze und die Handschuhe aus dem Rucksack. Das Halstuch hatte ich schon montiert. Tatsächlich begrüsste uns ein eisiger Wind und trieb uns sogleich ins Restaurant.
Zwanzig Minuten später wagten wir uns gut eingepackt auf die Route. Nach den ersten zweihundert Metern bemerkten wir: falscher Weg! Wegen einem Weidezaun glaubten wir, es gehe geradeaus, dabei wäre es über die Weide gegangen. Nochmal zurück, Lage beurteilt, für schlecht befunden und die Tremola gewählt. Da wir wussten, dass der Trans Swiss Trail immer wieder die Tremola kreuzt oder ein Stück darauf verläuft, konnten wir getrost die erste Passage auf der alten Passstrasse gehen.
Abwechslungsweise ging es weiter auf alten Saumpfaden, Bergwegen oder auf der gepflästerten Tremola. Viele Motorradfahrer, Velofahrer und auch Autos befuhren die alte Passstrasse. Wanderer sahen wir keine auf unserer Route. Das Wetter auf dieser Seite war tatsächlich um einiges besser, bloss der starke, kühle Wind war stellenweise unangenehm.
Für unseren Mittagshalt wünschten wir uns eine Sitzgelegenheit eventuell sogar etwas windgeschützt. Eine Stunde später glaubten wir einen gedeckten Picknickplatz zu erspähen. Fehlanzeige: es war eine Wegkapelle. Hundert Meter weiter an eine Mauer ein hölzerner Brunnentrog, ohne Wasser. Das ging zur Not auch. Windgeschützt war es allerdings nicht, aber der Hunger mittlerweile gross genug um auch solche Gelegenheiten zu packen. Wir setzten uns auf den Rand und packten Brot, Chorizo und Landjäger aus und legten alles fein säuberlich auf den Rand. Den Landjäger als Reserve auf den hinteren Rand. Nach den ersten Bissen fegte ein Windstoss Brot und Chorizo in den Trog und den Landjäger samt Tüte hinten zwischen Mauer und Trog auf den Boden. Sogleich verrenkte ich mich um den Abtrünnigen zu angeln, verlor das Gleichgewicht, rutschte mit dem Gesäss in den Trog und zappelte wie ein Käfer auf dem Rücken. Aus dieser Lage konnte ich mich nicht selber befreien und zu allem Unglück fuhr wenige Meter neben uns ein vollbesetztes Postauto vorbei. Für alle Aussenstehenden bestimmt ein Bild für Götter....

Nach der Mittagspause folgten wir dem Wanderwegweiser der uns auf einen Pfad Richtung Airolo schickte. Der Trail 2 wäre noch etwas auf der Tremola geblieben und erst später in einen Pfad abgebogen. Wir hielten es mit dem Sprichwort: es führen viele Wege nach Rom .... oder nach Airolo. Ein Umweg war es nicht und den Bahnhof erreichten wir trotzdem.
Geplant wäre die Rückfahrt nach Andermatt mit dem Zug gewesen, da jedoch dreissig Minuten später ein Postauto über den Pass fuhr, wählten wir diese Variante. Promt fuhren wir aus dem sonnigen Tessin in dichten Nebel und Nieselregen. Auf der Passhöhe standen zwei fünfspännige Postkutschen bereit für die Weiterfahrt. Heute beneidete ich die Fahrgäste nicht. Es war kalt.
Bald waren wir in Andermatt. Eilig strebten wir unserer warmen Behausung zu.

1 Kommentar:

  1. Oh, welch schöne Bilder bekommen wir da zu sehen!
    Vielen Dank und weiterhin alles Gute. Ich war bereits bei Andi am Zwetschgen pflücken der ersten Sorte.
    Liebe Grüsse
    Myrta

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