Dienstag, 2. August 2016

01.08.16, Trans Swiss Trail 2, 16. Etappe

Sörenberg – Giswil.
Der Zeitaufwand für die heutige Etappe erschien uns etwas zu viel. Wir kürzten ab und nahmen das Postauto bis zum Parkplatz Glaubenbielen. Ab da sind es immer noch happige 11 Kilometer mit einer Höhendifferenz von 'nur noch' etwa 200 Meter nach oben und 1230 abwärts.
Das Wetter war kühl, es hatte noch einige Wolken am Himmel und Nebelschwaden an den Gipfeln.
Das Brienzer Rothorn sahen wir nur unvollständig. Trotzdem konnten wir den restlichen Aufstieg und die Wanderung zur Alpoglen geniessen. Die Pflanzenvielfalt begeisterte uns und immer wieder musste ich den Fotoapparat hervor nehmen.
Als wir den höchsten Punkt unser heutigen Tour erreichten sahen wir weit unten den Sarnersee und beinahe unser Tagesziel. Was für Mühen uns erwarteten wussten wir da noch nicht. Vorerst ging es über eine Alpweide wo die Markierungspfosten meist irgendwo im Gras lagen. Mit Sperberaugen schafften wir es trotzdem den Weg einigermassen zu finden und schliesslich standen wir vor einem Wegweiser. Bloss standen wir auf der anderen Seite des Zauns. Der Wegweiser zeigte eindeutig in unsere Richtung und auf der gegenüberliegenden Seite auf den Fahrweg. Der Zaun bot den Wanderern keinen Durchgang, im Gegenteil: es war verbarrikadiert, zugenagelt, mit Stacheldraht abgesperrt. Da ist wohl einer dagegen, dass hier ein offizieller Wanderweg durch geht. Mit klettern, steigen, hüpfen überwanden wir das Hindernis und marschierten weiter bis zum Elektrozaun. Auch hier: kein Durchlass für Wanderer. Mit einem Stock drückten wir die Zaunlitze so tief, dass man darüber steigen konnte. Ich muss wohl nicht speziell erwähnen, dass der Verursacher nicht die nettesten Bezeichnungen bekam.

Während der Mittagsrast erspähten wir am gegenüberliegenden Hang Gamswild bei der Futtersuche. Dieses Erlebnis steigerte die Laune sofort wieder in den grünen Bereich.
Weiter ging die Wanderung durch Wald und Bach. Richtig gelesen: durch einen Wildbach und das sechs Mal auf relativ kurzer Distanz. Von links nach rechts, von rechts nach links, von links nach rechts. Der Bach wurde immer breiter. Beim zweitletzten Übergang mussten wir über einen Baumstamm balancieren und etwas weiter unten waren zwei Stämme nebeneinander gelegt, so dass eine komfortable Überquerung möglich war.
Als wir glaubten bald den Abstieg geschafft zu haben, ging die Route auf eine neue Streckenführung! Es ging nochmal hinauf, hinauf, hinauf. Und dann auf den Abstieg zum Steibi Wasserfall! Links vom Pfad ging es senkrecht hinunter und rechts beinahe senkrecht. Auf dem schmalen Grat verlief der Weg über hohe Stufen in die Tiefe.
Der Regen vom Vortag machte das Ganze noch spannender. Dieser Abschnitt erforderte höchste Konzentration. Ich durfte weder links noch rechts schauen, sonst bekam ich sogleich gehörig Muffensausen! Die Stufen sind für einen Riesen bemessen, ich mit meinen 1.60 musste hüpfen. Wir schimpften beide bis wir den Wasserfall sahen. Der war wirklich eindrücklich. Das war der Grund für die neue Streckenführung!
Ab da war die Route wieder völlig akzeptabel.

Glücklich, dass wir in Giswil noch das Postauto erwischten das über den Glaubenbühlen Pass fährt, lehnten wir uns in die Sitze. Dieser Kurs verkehrt nur während den Sommermonaten drei Mal am Tag. Diese Fahrt ist ein Erlebnis! Die Strasse so schmal, dass man nur an den Ausweichstellen kreuzen kann. Lastwagen müssen sich an bestimmte Fahrzeiten halten.
Vor den grösseren Kurven liess der Chauffeur das typische Posthorn ertönen. Tü-ta-to hörte man bestimmt weit voraus. Plötzlich fragte der Chauffeur über Mikrofon: ihr beiden da hinten, seid ihr da schon mal durch? Laut verneinten wir. Ja gut, da wolle er doch mal anhalten und uns erklären was man so sieht. Er stellte den Bus in eine Ausweichbucht und kam zu uns. Dann erklärte er uns die umliegenden Gipfel und Höhenzüge. Ich konnte mich kaum erholen! Gibt es denn so was? Ein Postautochauffeur der den Fahrgästen die Berge und Aussichten benennt?! Auf der Weiterfahrt wies er uns auf den alten Grenzstein, der die Grenze zwischen Obwalden und Luzern markiert, hin.
Allzubald waren wir wieder in Sörenberg, wo wir auf den Bus nach Flüehli umsteigen mussten.

Zur Feier des Tages gab es ganz gemütlich vor unserem Camper Raclette für zwei.
Das war ein Erlebnisreicher Tag.

1 Kommentar:

  1. Liebe Madeleine,lieber Heiner,
    Welche Abenteuer in unserer lieblichen Schweizerlandschaft !!! Bravo für eure Fitness und die spannende Beschreibung.Wir wünschen euch weiterhin viel Wanderglück. Liebe Grüsse Myrta und Fredy

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