Mittwoch, 29. November 2017

29.11.17, Coimbra

Mittwoch. Alle Regenwolken sind weg gepustet, der Himmel ist wieder strahlend blau.
Bevor wir auf den Bus gehen, wasche ich Jacken und Badetücher und hänge alles an die Sonne.
Dann machen wir uns auf, Coimbra zu entdecken.
Laut Wikipedia ist es die älteste Universität Portugals und eine der Ältesten von ganz Europa. Von den 143`000 Einwohnern die hier leben sind davon etwa 30`000 Studenten.
In der Altstadt hat es kleine und kleinste Shops und edle Boutiquen, viele Lokale und Restaurants locken zur Einkehr.
Die alte Kathedrale wurde 1184 eröffnet und ist hauptsächlich im Klosterteil sehr renovationsbedürftig.
Wir suchen und finden den Botanischen Garten und sind (vor allem mein Gärtner) etwas enttäuscht. Es ist zwar eine grossflächige schöne Anlage, wird aber dem Titel nicht gerecht. Die Bezeichnung 'Park' wäre treffender.
Wir flanieren unter den Platanen und zwischen den Buchshecken, werden aber bald vom Lärm der Laubbläser vertrieben.

Unten am Rio Mondego setzen wir uns in ein Strassenkaffee und erholen uns von der Kraxelei am Hügel der Altstadt. Langsam neigt sich die Sonne dem Horizont zu, die Luft wird kühler. Es wird Zeit auf den Bus zu gehen.

Montag, 27. November 2017

27.11.17, Lamego – Coimbra

Montag. Wir fahren auf der N222 entlang des Douro bis Pinhão. Reben so weit das Auge reicht. Es ist eindrücklich wie die steilen Hänge bewirtschaftet werden. Da wird wohl kaum maschinell geerntet.
In Pinhão erreichen wir unseren heutigen Wendepunkt, wir verlassen das Tal des Douro und schrauben uns auf einer spektakulären Passstrasse aufwärts bis Tavora / Quintã und bleiben dann lange mehr oder weniger auf einer Höhe von 500 M.ü.M.
In Vila Nova de Paiva machen wir Mittagshalt. Wir betreten ein Gebäude das mit Restaurante angeschrieben ist. Das Lokal ist gut besucht, vorwiegend Handwerker und Bürofrauen. Wir bleiben zuerst stehen und warten. Meist wird einem ein Tisch zugewiesen, oder man darf wählen, hier scheint es niemand zu kümmern. Etwas zögernd setzen wir uns an einen freien Tisch. Eine Speisekarte suchen wir vergebens. Der junge Kellner begrüsst uns mit Handschlag und fragt etwas, das wir natürlich nicht verstehen. Ich frage auf englisch ob wir etwas essen können. Natürlich, gibt er zur Antwort, es gebe: ....?? Sorry, das habe ich nicht verstanden. Ich habe es nicht verstanden weil der Geräuschpegel im Lokal so laut ist und der junge Mann entschuldigt sich, weil sein englisch so schlecht sei. Bald kapieren wir, dass es hier einfach ein Mittagsmenue gibt. Er zeigt uns einen Teller, bevor er ihn an den Nebentisch bringt. Es gibt Fisch mit Salzkartoffeln, wahlweise auch mit Reis oder Pommes frites. Ja, gut, das essen wir gerne. Eine junge Frau kommt mit der Suppenschüssel und schöpft uns Suppe. Danach wird eine ordentliche Portion 'red Fish' gebracht und zum Schluss gibt es frischen Fruchtsalat und Kaffee. Zu diesem Essen gehört Wein und Wasser dazu und die Gesamtrechnung beläuft sich auf zwölf Euro. Da fehlen mir einfach die Worte. Und der Junge staunt, dass er ein Trinkgeld bekommt. Ganz ungläubig fragt er: for me?

Nach Viseu geht die Fahrt über die Schnellstrasse. Innert kurzer Zeit kommen wir so in die Nähe von Coimbra. Für die letzten Kilometer zum Campingplatz findet unsere Babette einen kürzeren Weg und wir dürfen nochmals durch kleine Ortschaften und über gepflästerte Strässchen fahren.

Sonntag, 26. November 2017

26.11.17, Lamego


Sonntag. Nachts ist es sehr kühl geworden. Bevor wir aufstehen, müssen wir unsere 'Wohnung' aufheizen. Bis die Sonne unseren Platz erreicht, wird es elf Uhr. Wir packen den Rucksack und marschieren los. Es soll eine Rundwanderung werden. Na ja, ganz so rund hat's dann doch nicht geklappt, wir verlieren zwei mal den Weg und müssen umkehren, weil der Pfad einfach aufhört. Dafür können wir in einem kleinen Cafe-Restaurant einkehren und uns mit pikanten Blätterteigtaschen stärken.
Um 16.30 Uhr sind wir zurück auf dem Campingplatz und stellen uns natürlich nochmal an die Bar. Da es jedoch rasch abkühlt, setzen wir uns doch lieber im Aufenthaltsraum vor das wärmende Kaminfeuer. Und jetzt fällt uns ein: wir wollten doch die lange Treppe bei Nacht fotografieren! Das bedeutet: nochmal die guten Schuhe schnüren und den Fitnesstest bei Nacht absolvieren. Davor wird gekocht und gegessen, nicht dass wir auf der Treppe einen Schwächeanfall erleiden.
P.S. Heute schaffen wir die Treppe in 17 Minuten!

25.11.17, Lamego

Samstag. Wir gehen auf Erkundungstour. Als erstes steigen wir bis zur obersten Terrasse des Campingplatzes auf.
Dort geniessen wir die Aussicht und beim Abstieg entdecken wir Bäume die erdeeberähnliche Früchte tragen. Ob man die wohl essen kann?
Den Campingplatz verlassen wir durch die Hintertür. Der Chef hat uns einen Schlüssel für die kleine Pforte ausgehändigt. Da der Platz beinahe auf der selben Höhe wie die Wallfahrtskirche liegt, können wir ohne grosse Anstrengung dem Hang entlang marschieren und erreichen so die Santuario da Nossa Senhora dos Remédios ganz bequem. Der üppige Barockbau erschlägt uns beinahe, trotzdem bewundern wir es gebührend.
Danach steigen wir die 650 Treppenstufen hinunter in den Ort.
Nach einem Kaffee und Pastéis de Nata, den portugiesischen Sahnetörtchen, steuern wir die Tourist-Info an. Wir lassen uns die Sehenswürdigkeiten auf einem Plan markieren und erhalten Tipps für die Weiterfahrt.

Wir zählen auf dem Plan zwölf Kirchen und Kapellen, dieser Ort scheint sehr religiös zu sein. Das wird später von der Campingplatzbetreiberin bestätigt. Wir müssen uns nicht alle religiösen Stätten zu Gemüte führen.

Der Wachturm, der über den Ort hinaus ragt, interessiert uns.
Langsam steigen wir die steile Gasse hoch und gelangen in den älteren Teil von Lamego. Hier beim Castelo liegen die Wurzeln der Siedlung. Man hat gute Sicht auf den Ort und die umliegenden Hügel. Eine freundliche Dame erklärt uns in englisch und französisch einiges zur jetzigen Ausstellung und empfiehlt uns kulinarische Spezialitäten des Ortes und wo man was bekommt. Wir besichtigen die unteren zwei Ausstellungsräume und steigen in den Turm hoch. Danach machen wir den Rundgang auf der Mauer. Man hat Überblick auf alle Seiten.
Wieder unten im Hof eilt uns die Dame von der Info entgegen. Ihr Boyfriend sei gekommen und er könne ein wenig deutsch. Er kommt mit einem Plan in den Händen und erklärt uns tatsächlich auf deutsch, wo sich die Sehenswürdigkeiten befinden. Die beiden sind so nett und aufrichtig bemüht uns wissenswertes über ihre Stadt zu erzählen.

Bei uns macht sich so langsam der Hunger bemerkbar. Auf dem Weg zurück in das Zentrum, durchqueren wir zuerst den Jardim da Republica
und danach den Parque Isidoro Guedes in der Hoffnung, da etwas essbares zu finden. Das Lokal, das wir finden lockt uns nicht.
Drei Strassen weiter betreten wir ein kleines 'Ein-Frau-Restaurant'. Sofort eilt sie uns zur Begrüssung entgegen und zählt auf, was sie uns alles kochen könnte. Wir entscheiden uns für Francesinha, eine Art warmes Sandwich mit Fleisch und Wurst, mit Käse überbacken, garniert mit einem Spiegelei und das Ganze in einer Tomaten/Biersauce. Unvorstellbar, aber es schmeckt lecker. Während wir auf das Essen warten, geht plötzlich die Tür auf und die Dame vom Infobüro des Castels betritt das Lokal. Sie ist überrascht und freut sich, dass wir dieses kleine Restaurant gewählt haben. Sie trinkt rasch einen Espresso, kommt nochmal an unseren Tisch um sich zu erkundigen, ob wir noch irgendwelche Fragen haben und wünscht uns weiterhin einen schönen Aufenthalt.
Nach dem Essen erzählt die Wirtin ein wenig von den Waldbränden. Sie habe da eine eigene Meinung von Ursache und (beabsichtigter) Wirkung. Es sei einfach schade wie es gekommen sei und jetzt aussehe.

Wir marschieren gemächlich zurück zur langen Treppe. Die meisten Geschäfte haben am Samstag Nachmittag geschlossen. So geraten wir nicht in Versuchung unnötigen Tand zu kaufen.
Ganz langsam erklimmen wir Stufe um Stufe und nach einer halben Stunde stehen wir wieder oben. Phuuu, geschafft.
Nun ist der Weg zurück zum Campingplatz ein Kinderspiel. Wir erreichen den Platz und staunen nicht schlecht: die Aussenbar ist für die einzigen zwei Gäste geöffnet.
Sofort eilen die Platzbetreiber herbei, er vom Eingang, sie vom Gebäude her. Da können wir natürlich nicht einfach im WoMo verschwinden. Wir entscheiden uns, nach guter Beratung von der Senhora, für ein Glas vom leichten, weissen Portwein.
Auch sie weiss einiges zu erzählen und wir unterhalten uns bestens. Ich weiss jetzt, dass die roten Früchte 'Medronho' heissen. Auf deutsch: Erdbeerbaum Beeren. Sie sind geniessbar, man soll es bloss nicht übertreiben. Da die Beeren leicht alkoholhaltig sind und im Magen weiter gären, kann das unerwünschte Wirkung haben. Nebst diesen Früchten, gibt es in dieser Region noch sehr häufig 'Amora', Brombeeren, und 'Frambesa', Himbeeren. Ach ja, und die 'Bolota', die die Wildschweine so lieben. Bolota? Sie zeigt uns einen Baum hinter dem Haus: 'Bolota' = Eichel. So haben wir ganz nebenbei einige Worte in der Landessprache gelernt.

Samstag, 25. November 2017

24.11.17, Canidelo – Lamego

Freitag. Nach dem Frühstück verlassen wir den Campingplatz Canidelo und bahnen uns einen Weg durch das Strassengewirr der Agglomeration Porto. Schmale Einbahnstrassen mit mehr oder weniger korrekt geparkten Fahrzeugen erschweren das Unterfangen. Nach Vila Nova de Gaia wird die Strassensituation lockerer. Auch der Himmel klart auf und wir können die Fahrt entlang des Douro geniessen. Die Strasse führt meist hoch über dem Fluss in kurvenreicher Strecke durch viele Dörfer.
Kurz vor einem Stauwehr machen wir Mittagshalt neben einer originellen Schiffsbar direkt am Ufer des Douro.
Nach dem Essen fahren wir über das Wehr auf die andere Seite des Flusses. Hier ist die Gegend letzten Sommer Opfer der Waldbrände geworden. Ganze Hügel sind schwarz. Die Bäume sind unten verkohlt und oben braun angesengt. An vielen Orten wird loses Zeug zusammen geputzt und in kleinen Haufen kontrolliert verbrannt.
Auf einigen Kilometern begegnet uns heute immer wieder die Strassenbezeichnung 'Rota do Românico'. In den Tälern des Douro, Sousa und Tâmega stehen romanische Baudenkmäler die Bedeutend sind in der Geschichte von Portugal. Zwischen 1998 und 2010 wurde diese Route, die 58 der Historischen Punkte verbindet, erstellt. Nun sind wir neugierig geworden, mal sehen was uns da begegnet.

Kurz nach 15 Uhr fahren wir die steile Zufahrt zum Camping Lamego hoch und gelangen in einen schönen Innenhof. Wir melden uns an und können uns gleich hier, mit Blick auf die Stadt hinstellen.
Am Abend gehen wir noch einmal ins Haus in den gemütlichen Aufenthaltsraum. Vor dem warmen Kaminfeuer geniessen wir ein Glas Wein, während uns ein Film über den Ort und das Weinbaugebiet gezeigt wird.

Donnerstag, 23. November 2017

23.11.17, Canidelo

Donnerstag. Gestern Abend erreichte uns eine Schlechtwetterzone. Mit Wind und Regen sorgte sie für einen lauten Geräuschpegel in unserem WoMo. Nachts beruhigte sich das Ganze etwas, so konnten wir ungestört schlafen.

Heute Vormittag sitzen wir die Regenstunden aus, am Nachmittag gehen wir auf eine kleine Wanderung.
Auf der Küstenpromenade bleiben wir immer wieder stehen und schauen den Wellen zu.
Wir sind bei weitem nicht die Einzigen. Auf den Parkplätzen mit guter Aussicht stehen etliche Autos, die Fahrer/innen bleiben meist im Fahrzeug sitzen.
Wind hat es kaum noch und die Temperaturen sind mild. Man kann ohne dicke Jacke draussen sein.
Beim Naturreservat stellen wir uns in eine der Beobachtungshütten und versuchen Vögel zu entdecken. Die überall präsenten Möwen haben auch hier die Übermacht. Ansonsten ist nicht viel los zu dieser Jahreszeit.
Wir steigen auf den nahen Hügel und geniessen die Aussicht von oben, bevor wir uns uns auf den Heimweg machen.

Mittwoch, 22. November 2017

22.11.17 Canidelo / Porto

Mittwoch. Die Bushaltestelle ist schnell erreicht. Nach nur fünf Minuten braust ein älteres Busmodell heran. Ich bin froh, kann ich dem Fahrer auf dem Plan zeigen wo wir hin wollen, verständlich aussprechen könnte ich das kaum. Für die 40 Minuten Bus fahren müssen wir 1.85 Euro pro Person bezahlen. Ein günstiger Preis für eine Seightseeingfahrt. Durch die sehr schmalen Einbahngassen wird es sogar noch abenteuerlich .... da hätte wohl niemand ein Hand dazwischen gehalten.
Abenteuerlich sieht es auch beim Busbahnhof aus. Obwohl, chaotisch ist der treffendere Begriff. Der Reisende muss beobachten bei welcher Insel der gewünschte Bus seine Fahrgäste einsteigen lässt. Eventuell hier, oder vielleicht da, oder doch dort drüben. Auch die Einheimischen sind aufmerksam am beobachten und wechseln manchmal in letzter Sekunde den Wartebereich. Tja, irgendwie werden wir das für den Heimweg auch schaffen.

Porto ist geprägt durch den Douro. Der grosse Fluss mit seinen gewaltigen Brücken ist ein Touristenmagnet und geeignetes Fotomotiv.
In historischen Zentrum hat es nebst bewohnten Häusern und Geschäften, sehr viele leer stehende, halb zerfallene Bauten. Armut trifft man an jeder Ecke und in der Einkaufsstrasse luxuriöse Shops und ein Kleider- oder Schuhladen am anderen. Wie können so viele Bekleidungsgeschäfte so nah beieinander überleben?
Zur Mittagszeit biegen wir in eine Nebengasse ab und betreten ein kleines Restaurant mit nur sieben kleinen Tischen. Zwei Frauen betreiben dieses Lokal. Die Speisekarte enthält zum Glück Bilder von den angebotenen Speisen, so fällt das Bestellen leichter. Wir entscheiden uns für landestypisches Essen: Bacalao (Stockfisch) mit Kartoffeln.

Mit vollem Bauch bummeln wir weiter durch die Stadt, bewundern Fassaden, machen Fotos und landen schliesslich in der Bahnhofshalle, die im Reiseführer als sehenswert angepriesen wird.
Allmählich haben wir genug von Lärm und Abgas, wir suchen den Weg zurück zum Busbahnhof. Und wie am Vormittag schon geahnt: auch wir suchen den richtigen Bus. Der Wartebereich wird von den haltendenden Bussen eingenebelt, keiner stellt den Motor ab, auch nicht, wenn er noch zehn Minuten warten muss. Erleichtert steigen wir nach 15 Minuten in unseren Bus und lassen uns zum Ausgangspunkt zurück fahren.
Das Wetter hat sich im Laufe des Tages geändert, der Himmel ist bedeckt, es ist Wind aufgekommen. Grosse Wellen klatschen tosend an die Steine und das Wasser leckt weit über den Sandstrand hoch.
Ein Schauspiel das man nicht allzu lange betrachtet, das Rauschen treibt einem schnell ins Sanitärgebäude.