Donnerstag
Strahlenden Sonnenschein zum Frühstück und warm genug um draussen zu sitzen. Der kalte Wind machte eine kurze Pause.
In den letzten Nächten war es empfindlich kühl. Frau brauchte jeweils eine zusätzlich Decke und fröstelte trotzdem. Gestern Abend hat Mann die warmen Schlafsäcke aus dem Camperkeller geholt, so überstand ich die kalte Nachttemperatur von bloss 6 Grad!
Nach dem Frühstück holten wir die Wanderschuhe und Trekkingschuhe hervor, besprühten aussen alles mit Imprägnierungsmittel und innen mit einem Spezialspray. Während wir in der Schauwerkstatt in Seiffen den Leuten über die Schulter schauten, sollten unsere Schuhe vor dem Zelt trocknen. Regen war erst auf den Abend gemeldet. Gut, dann sollte es reichen, um auch das Vorzelt trocken zusammenzupacken.
Mit neugieriger Erwartung schwangen wir uns auf die Fahrräder und sausten nach Seiffen. Was wir zu sehen bekamen war ein sehr grosses Verkaufslokal und eine kleinere Abteilung der Werkstätte wo einige Frauen am zusammensetzen oder bekleben der Figuren waren. Das ist eine Form von Fliessbandarbeit: mit der einen Hand Figur nehmen, mit der anderen Hand Schnauz nehmen und ankleben, Figur hinstellen, nächste Figur nehmen ....
Oder: mit der einen Hand Figur nehmen, mit der anderen Hand der Figur einen Kopf aufsetzen, Figur hinstellen, nächste Figur nehmen ....
Es waren fünf Frauen an den Arbeitstischen. Jede hatte an ihrem Tisch etwa 50 Figuren von ein und derselben Ausführung zum Bearbeiten. Eine weitere Frau war am Verpacken für den Versand. Um das zu erleben muss man Eintritt bezahlen (wir bekamen die Karten vom Campingplatzbetreiber). Hmmm!
Keine Säge, keine Drehbank, Maschinen hörte man nur durch die verschlossenen Türen.
In den letzten Tagen hatten wir mehrfach gehört: in Seiffen gibt es zu viele die ihre Brötchen mit diesem Handwerk verdienen wollen. Eine andere Aussage: in Seiffen wird die Auffassung vertreten: Touristen kommt, kauft, kauft und geht wieder.
Nach verlassen der 'Werkstatt' stellten wir fest: ohhh, der Wind hat aufgefrischt und dunkle Wolken herangeschoben. Es sah nicht aus als wolle der Regen bis zum Abend warten. Eilig strebten wir heimwärts. Als mich die ersten Tropfen trafen dachte ich an unsere Schuhe vor dem Zelt. Keuchend erreichten wir den Platz, hüpften von den Fahrrädern, brachten die Schuhe ins trockene ..... dann war die Regenwolke schon vorbei!
Da entsprechend Nachschub in Sicht war, beeilten wir uns trotzdem mit Zelt abräumen. Nochmal kam die Sonne kurz zum Vorschein. Es reichte eben um alles trocken zu lassen.
Wir gingen ins nahe Hotel zum Nachtessen (der Campingplatz gehört zum Hotel) und anschliessend waren wir für einen Schnitzabend angemeldet. Die Schnitzerin kam ins Hotel, wir beide waren die einzigen Teilnehmer. Ach, war das lustig, wie Oma und Opa kleine Tiere schnitzten. Ganz nebenbei erfuhren wir wieder einiges aus der Geschichte dieses Handwerks und wie es heute aussieht. Die Schnitzerin arbeitete bis zur Wende für einen grösseren Betrieb, verlor dann jedoch ihren Job als die Aufträge ausblieben. Nun ist sie in einem kleineren traditionellen Betrieb angestellt. Ihre Produkte werden hauptsächlich nach Japan und in die USA exportiert.
Nach einer Stunde hatten wir zu zweit fünf Tierchen geschnitzt. Wenn man damit Brötchen verdienen muss, sollten es etwa 25 Tiere pro Stunde sein. Reich konnte und kann man damit nicht werden.
Dieser Abend war sehr interessant, informativ und hat spass gemacht.
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