Montag
Für den Einkaufsbummel in Seiffen nahmen wir die Fahrräder. In wenigen Minuten waren wir bei der Kirche, wo wir die Räder parkten. Ich wollte nicht an den Rückweg denken .... Seiffen hat eine Lage wie gewisse Dörfer im Oberbaselbiet. Viel Hang! Das Gebiet heisst zwar Erzgebirge, hat aber mit Gebirge wie wir uns das Vorstellen nichts zu tun. Die Baumgrenze wird auch mit dem höchsten Berg nicht überschritten. Der Wortteil Gebirge kommt wohl eher vom hier sehr verbreiteten Bergbau. Etliche der Hügel sind löcherig wie ein Schweizer Käse.
Ein Geschäft, das gestern geschlossen hatte, lockte uns besonders. Sehr schön gearbeitete Tiere, Pyramiden, Schwibbögen und anderes gab es dort. Versuchung pur! Budget und Platz ist bei uns begrenzt!
Danach suchten wir ein Lebensmittelgeschäft. Ja, das muss man tatsächlich suchen. Am Ortsrand fanden wir einen Pennymarkt mit integrierter Bäckerei und Fleischerei. Zum Glück brauchen die Einwohner hier auch Lebensmittel .... Späne und Holz sind schwer verdaulich.
In einem Restaurant genehmigten wir uns eine russische Schokolade (Trinkschokolade mit Rum und Sahnehaube). Die Suche nach einer besseren Internetverbindung verlief leider erfolglos. Die Lage dieses Ortes und die nahe Grenze zu Tschechien erschweren vernünftige mobile Lösungen.
Nach einer kurzen Besichtigung der Rundkirche fassten wir wieder die Fahrräder und schoben wohl oder übel Bergauf (drei Mal Halde!). Nach der steilen Steigung brauchte ich eine kurze Verschnaufpause, danach mochte ich in die Pedale treten.
Die letzten Meter zum Campingeingang brachten meine Beinmuskeln nochmal zum brennen. Und Mann? Er hat kurzerhand über die Wiese abgekürzt und den Platz von der unteren Seite her angeschlichen. Ohne mir etwas zu sagen! Sooo fies.
Dienstag
Nach dem Frühstück packten wir schnell den Rucksack mit dem obligatorischem Regenzeug (es ist immer noch windig, kühl, wolkig) und Lunch. Das Abenteuerbergwerk in Deutschneudorf war unser Ziel. Hinter dem Campingplatz stiegen wir bergan. Unsere Wanderstöcke kamen wieder einmal zum Einsatz, mit zusätzlichem Schub geht es viel leichter bergauf. Auf der Höhe hat man eine wunderbare Aussicht auf die Dächer von Deutschneudorf im Tal und die gegenüber liegenden Hügel, die bereits zu Tschechien gehören.
Da Wandersleute nicht so gerne auf Strassen laufen, bogen wir auf einen Waldweg ab. In der Folge verpassten wir eine Abzweigung, marschierten munter auf einem überwachsenen Forstweg bis wir endgültig im Gebüsch standen. Rechtsumkehrt und zurück marsch, marsch! Bloss mussten wir alles wieder bergauf ....
Mit dem zweiten Anlauf haben wir den rechten Weg erwischt. Auf einer schön platzierten Bank mit bester Aussicht auf Hora Svaté Kateriny ( deutsch: Sankt Katharinaberg) genossen wir unseren Lunch.
Unten in der Talsohle überschritten wir die Grenze zu Tschechien. Den erstrebten Kaffee gab es im Restaurant auf der anderen Seite. Beim Bezahlen wurden glücklicherweise unsere Euros akzeptiert. Nun wissen wir es bestimmt: Tschechien hat den Euro nicht. Wieder draussen mussten wir bloss den Bach überqueren und standen schon wieder auf deutschem Boden.
Der Weg zum Besucherbergwerk führte an einem kleinen Schauwerkstätt'l einer Mineralienschleiferei vorbei. Hinein gehen? Nicht hineingehen? Frau und Steine .... es müssen nicht zwingend die teuren geschliffenen sein. Als Entscheidungshilfe wurde die Tür von innen einladend geöffnet. Das Betreiberpaar war sehr nett, er erklärte einige seiner Arbeitsgänge, sie zeigte verschiedene Stücke und am Schluss diskutierten wir über die Öffnung der Grenze(n) und deren Folge(n). Wir hätten es noch länger ausgehalten bei den Beiden, das Ziel war aber immer noch das Besucherbergwerk.
Für die nächste Führung mussten wir 45 Minuten warten. In der Zwischenzeit stiegen wir etwas Hangaufwärts, dort oben war der ursprüngliche Eingang zum Fortunastollen. Bei einer kleinen Führung erklärte uns ein junger Mann wie sie diesen zugeschütteten Stollen fanden. Anhand von Fotos konnten wir sehen wie in mühseliger Arbeit vieles wieder Freigelegt wurde und das Bergwerk für Besucher zugänglich gemacht wurde.
Zurück in der Ebene konnten wir zu zweit mit einem Führer in den Stollen. Vom sogenannten Huthaus führt der Eingang durch den „Mund“ in den Berg. So wird es genannt, wenn man ebenerdig in das Bergwerk hinein kann. Wir genossen diese Führung, die durchgeführt wurde, obwohl wir nur zu zweit waren. Auch hier erfuhren wir viel Geschichtliches, wie die Leute in dieser Gegend hin und her geschoben und wie der 'Adolf' (sie sagen nicht Hitler) die Sudeten auf deutschem Boden wollte.
Der Heimweg zog sich in die Länge. Wenn man müde ist, kommen einem die Kilometer doppelt so lange vor. Gegen sieben Uhr waren wir wieder bei unserem Fahrzeug. Es waren (ohne die Strecke im Stollen) 17 Kilometer. Kein Wunder fühlte ich mich müde. Zu meinem Ärger arbeitete das Textverarbeitungsprogramm auf meinem Laptop nicht. Kein Blog!
Mittwoch
Heute sollten es nicht so viele Kilometer Fussmarsch geben. Unser Ziel: das Freilichtmuseum im Ortsteil Heidelberg von Seiffen. Dem Hang entlang, durch Wald und Wiese führte unser Weg. Trotzdem ging's bald bergauf und nach einigen Hundert Metern mit schönster Aussicht wieder bergab.
Im Jahre 1973 wurde das Freilichtmuseum Seiffen eröffnet. Inzwischen beinhaltetet es 14 Häuser der verschiedensten früher ansässigen Handwerker. Schade sind es, mit einer Ausnahme, alles reine Anschauungsobjekte. In einem Gebäude arbeitet ein Reifendreher. Die Drehbank wird mit einem Wasserrad angetrieben. Die 'Reifen' sind nicht für Fahrzeuge gemacht, sondern ergeben, aufgeschnitten, Holztierchen oder Figuren. Dünne Reifen werden weiterverarbeitet zu Tierohren, Hörner, Schweif, Beine. Bei den kleinsten Tierchen muss man die Ohren mit der Pinzette einsetzen.
Zurück auf dem Campingplatz musste ich einige notwendige 'Hausarbeiten' erledigen und dann stand auch noch das Blogtext verfassen an. Wie der Leser merkt: es ist gegangen.
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