Mit den Fahrrädern fuhren wir nach Lübeck. Die Schiffanlegestelle befand sich an der Untertrave. Bloss auf welcher Seite … links oder rechts? Über den Fussgängersteg wechselten wir die Seite und befanden uns sogleicht auf der Falschen. Wir hatten noch genügend Zeit um das zu korrigieren.
Die Fahrt aus dem Hafen verlief ruhig, der Himmel war bedeckt, die Temperatur trotzdem warm. Es ging vorbei an einem riesengrossen Holzlager, Rohprodukt für Zündhölzer, Zahnstocher, Spanplatten, Verpackungspaletts, Kisten und so weiter. Dahinter die `Cornflakes-Meile`, Fabrikhallen für Haferflocken, Müesli, Cornflakes etc. Zwischen grossen Hallen eingezwängt ein kleines Gebäude mit grüner Fassade und einem kleinen Türmchen. Die Seefahrerkirche.
Zwei Gebäude weiter ein ehemaliges Gewerbehaus, nun leer und am zerfallen. Gleich daneben ein dreiflügeliger Bau, ebenfalls dem Zerfall überlassen.
Über spiegelglattes Wasser ging die Fahrt an einem Grüngürtel vorbei. Alles Naturschutzgebiet. Plötzlich wurde die Sicht auf ein kleines Fischerdorf freigegeben. Die Häuser auf der einen Seite alle Reetgedeckt, die anderen mit Ziegeldach. Dieser Teil des Dorfes Gothmund war vor Jahren abgebrannt. Die neuen Häuser wurden mit höheren Fassaden gebaut, deshalb mussten für das Dach Ziegel verwendet werden.
Langsam kämpfte sich die Sonne durch die Wolkendecke. Richtung Travemünde wurde der Fluss immer breiter, stellenweise sah es aus wie ein See.
Das Wasser war nun nicht mehr so spiegelglatt, lustige kleine Wellen tanzten auf der Oberfläche. Vorbei an grossen Docks, zum Teil mit Hochseekolossen vor Anker, steuerten wir den Landungssteg in Travemünde an. Gegenüber die Viermastbarke Passat. Es gibt nur noch vier solche Exemplare.
Travemünde ist in Feststimmung. Entlang der Uferpromenade sind Buden aufgebaut, man kann die verschiedensten Spezialitäten geniessen und Unmengen von Süssigkeiten. Dazwischen Getränkezelte mit Bier oder sonstigen Wässerchen.
Es stehen mehrere Konzertbühnen und sogar ein Bayrischer Biergarten unter hohen Bäumen. Als wir genug hatten von dem Rummel verzogen wir uns in den Stadtwald. Da war es ruhig und kühl, Kopf und Körper konnten sich erholen.
Bevor wir zum Landungssteg gingen, bestiegen wir den ältesten Leuchtturm Deutschlands. Dieser Veteran aus dem Jahre 1539 wurde vom Hotel Maritim ausser Gefecht gesetzt, ein Hochhaus direkt zwischen Leuchtturm und Hafeneinfahrt. Nun dient der Leuchtturm als Museum und Aussichtspunkt.
Um vier Uhr standen wir wieder bereit für die Rückfahrt. Während sich die Passagiere beinahe auf die Füsse traten, weil jeder den besten Platz auf dem Sonnendeck wollte, bogen wir ab und ergatterten uns den vordersten Tisch unter Deck. Hier hatten wir Logenplätze, niemand schubste, es gab reichlich Platz und als Krönung heisse, flüssige Russische Schokolade (mit einem Schuss Wodka) und ein Stück Früchtekuchen.
Um sechs Uhr kam Lübeck mit seinen sieben hohen Türmen und elf Brücken in Sicht. Wenn ich unseren Kapitän richtig verstanden habe, werden hier an jedem Wochentag vierzig Tonnen Marzipan hergestellt. Der grösste Teil dieser Produktion ist für die Weiterverarbeitung ausserhalb bestimmt.
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