Sonntag, 1. Mai 2016

30.04./01.05.16, Plogoff

Am Freitagnachmittag und Abend hatte es viel geregnet. Auch nachts hörten wir immer wieder Tropfen aufs Dach fallen. Ursprünglich wollten wir um neun Uhr auf Wanderschaft gehen und die ganze Spitze der Halbinsel erwandern, aber um acht gab es nochmal einen Regenguss. Wir liessen den Tag langsam angehen und beobachteten die Wetterentwicklung. Um zehn Uhr entschieden wir ein Stück mit dem Fahrrad zu fahren und dann eine kleinere Runde auf dem GR34 zu wandern. Dies war ein guter Kompromiss. So waren wir einigermassen schnell auf dem Küstenweg, konnten wandern und waren danach auch wieder schnell zurück.
Die Anfahrt zum Pointe Brèzellec war ein Auf und Ab, mal mussten wir strampeln wie verrückt, dann wieder die Schussfahrt abbremsen. Inzwischen war der Himmel leuchtend blau geworden, einige Wolken zogen wie Wattebäusche über das weite Blau.
Die Drahtesel wurden an einem Pfosten festgebunden, die Wanderung konnte los gehen.
Zum Beschreiben komme ich immer wieder auf die selben Ausdrücke: sensationell, atemberaubend, einfach wunderschön! Auch die Bilder ähneln sich, und trotzdem ist es jedes Mal wieder aufs neue Beeindruckend. Liebe Freunde, liebe Leser, das solltet ihr euch selbst in Natura ansehen. Meine Sprache reicht nicht aus um genügend zu beschreiben.
Für das Picknick wollten wir einen windgeschützten Platz. Das war gar nicht so einfach. Stellenweise pfiff der Wind so stark, dass ich meine Mütze auspacken und meine Ohren schützen musste. Die einzigen Möglichkeiten waren: sich in einen der Bombenkrater zu setzen oder zum Parkplatz zurück und an einen Picknicktisch sitzen. Beide Varianten waren nicht so toll. Auf dem Parkplatz war es nicht wirklich windgeschützt .... aber in einen Bombenkrater hocken?! Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mit Hunger ein ungeniessbarer Zeitgenosse bin. Heiner bekam das zu spüren, aber er gab nicht nach. Zurück auf den Parkplatz, wo es sicher nicht windgeschützt ist, kommt nicht in Frage! Abgesehen davon, .... zurück laufen? Das Beste in so einem Fall ist wirklich der Frau sofort etwas zu essen geben.
Innert Kürze ging es mir wieder gut und die Wogen glätteten sich. Nach der Mittagspause war ich sogar fähig über eine Krete zu einem Geocachpunkt zu marschieren.
Bevor wir den GR34 verlassen mussten um unsere Räder zu holen, begegnete uns ein junger Fernwanderer. Er fragte uns, ob es noch weit sei bis Pointe du Raz, er sei schon sehr müde und sehr weit gewandert. Wir konnten ihm nachfühlen wie müde man nach tagelangem marschieren ist.
Erstaunt sahen wir ihn bald darauf, nach der Bachüberquerung, auf der anderen Hangseite hochsteigen. Unten am Bach stand ein einzelnes Haus, an dessen Fassade der Schriftzug 'Buvette' prangte. Auf einer Fernwanderung, wo man nur wenig solche Gelegenheiten geboten bekommt, ohne Halt vorbei zu rauschen .... das wäre uns nicht passiert!

Wir setzten uns auf die sonnige Terrasse und genossen einen kleinen Schwarzen.
Im Innern des Hauses brannte ein Feuer im alten, gemauerten Kamin und verbreitete eine behagliche Wärme. Vier oder fünf kleine Tische in einem Ambiente wie früher bei Oma. Daneben die Küche mit einem niederen, weissen emaillierten Herd. Das Ganze wirkte sehr behaglich.

Um unsere Fahrräder zu holen mussten wir wieder auf die Höhe hinaufsteigen, nach einem Kaffee kein Problem.
Weil das Wetter so schön war, der Himmel recht klar und die Aussicht auf einen schönen Sonnenuntergang nicht besser sein konnte, fuhren wir anstatt zurück zum Camper, zum Pointe du Raz. Unterwegs gab es einen nicht so schönen Sturz. Plötzlich schepperte es hinter mir und ich hörte nur noch: ohhh, ohhhh, auuuu, auuuaaaa! Ich drehte mich um, sah meinen Angetrauten auf dem Rücken liegen wie ein Käfer und sich den Ellenbogen halten. Den Geräuschen nach befürchtete ich bereits einen Bruch, der Funktionstest bestätigte diese Befürchtung zum Glück nicht.
Der Rücken war vom Rucksack geschützt, es wird trotzdem einige blaue Flecken geben.

Nach einer Pause zur Erholung fuhren wir weiter wie geplant. Bis wir vorne beim Infozentrum am Cap waren, wurden alle Läden, Restaurants, Creperien geschlossen. Um 19 Uhr hatte es bereits keine Besucher mehr, die letzten waren auf dem Weg zum Parkplatz. Wir hatten nichts mehr zum essen dabei und bis Sonnenuntergang dauerte es noch etwa zwei Stunden. Eilig schwangen wir uns aufs Rad und fuhren etwa 500 Meter zurück, wir hatten ein Kaffee am Strassenrand gesehen. Kaum hatten wir den Gastraum betreten, wurden wir mit „désolé, nous ferme“ gestoppt. Hundert Meter weiter, auf der anderen Strassenseite, bekamen wir in einem Shop mit einheimischen Produkten eine Packung mit sechs Crépes, ein bretonisches Bier und einen Beutel mit Schokolade überzogene Caramels. Nicht gerade das ideale Nachtessen, aber es genügt um die nächsten Stunden auszuhalten.
Wir fuhren mit den Rädern so weit aufs Cap hinaus wie es ging. Es war eh keiner mehr da um uns das zu verwehren.
Dann begann das grosse Warten auf die Show der Sonne. Der Wind zerrte am Durchaltewillen, meine Hände wurden eiskalt. Endlich war es so weit. Das Warten hat sich gelohnt!
Um zehn Uhr waren wir zurück in unserer HeiMatd. Zum Aufwärmen gab es erst mal einen Tee mit Rum, für alles andere waren wir zu müde respektive zu 'zerschlagen'.

Nach einer anfänglich für Heiner schmerzhaften Nacht, beschlossen wir heute einen Ruhetag einzulegen. Fotos sortieren, Tagebuch und Blog schreiben, lesen, 'schwätze', telefonieren, das ist genug für heute. Mit herzlichen Grüssen und bis bald!

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